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ÖBB-Ticket-Automaten: Neue Bedienoberfläche - Gewöhnungsbedürftige Logik

, aktualisiert am

Mit Jahresende 2017 werden endgültig alle rund 1.000 ÖBB-Ticketautomaten österreichweit auf die neue Bedienoberfläche umgestellt sein. Viele ÖBB-Angebote wird man nun am Automaten vergeblich suchen. Und manche Neuerungen verunsichern die Benutzer.

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Mit Jahresende 2017 werden endgültig alle rund 1.000 ÖBB-Ticketautomaten österreichweit auf die neue Bedienoberfläche umgestellt sein (Foto: Christian Höller/VKI)Die ÖBB-Ticketautomaten haben nun dieselbe Optik und Benutzerlogik wie der ÖBB-Online-Ticketkauf über Computer oder Handy. Und doch unterscheiden sich die Angebote deutlich, denn der Zweck der Automaten ist der rasche Kauf einfacher Tickets, meist kurz vor der Abfahrt. Daher gibt es am Automaten vor allem die Grundversorgung mit Einzel- und Tageskarten sowie Wochen- und Monatskarten.

ÖBB-Angebote, die eine längere Zeit zur Auswahl benötigen, sucht man am Automaten vergeblich. Das sind laut ÖBB z.B. "Nachtreisen im Nightjet, Sitzplatzreservierungen und Sparschiene-Tickets". Eine vollständige Aufzählung, welche Angebote die ÖBB als nicht automatentauglich erachtet, muss man selber herausfinden. Entsprechende Hinweise sucht man am Ticketautomaten vergeblich. Auch auf Nachfrage bei den ÖBB erhielten wir keine Liste.

40.000 Stationen

Die größte Veränderung ist wohl, dass jetzt die Stationen aller sieben Verkehrsverbünde in die ÖBB-Ticket-Automaten integriert sind. Dies entspricht über 40.000 Bahnhöfen und Bushaltestellen in ganz Österreich, teilweise auch im Ausland. Laut ÖBB bedeutet dies in etwa eine Erhöhung um das 40-fache. Erfreulicherweise können jetzt auch kombinierte Fahrten, also etwa Bahnticket plus Anschlussfahrt per Bus oder Straßenbahn, über ein einziges Ticket am Automaten erworben werden.

Unterstützung bei der Benutzung

Die Buchstaben auf der Tastatur am Automatenbildschirm sind nun nicht länger alphabetisch, sondern wie auf einer Computertastatur angeordnet. Das Feld "Einfache Bedienung" am Startbildschirm links unten ermöglicht es, mit einfacher Anleitung in vergrößerter Schrift ein Ticket zu lösen.

Unter der Hotline 05-1717 25 können sich z.B. blinde Menschen per telefonischer Anleitung durch den Kaufvorgang führen lassen. Diese Telefonnummer steht auch in Blindenschrift auf jedem Automaten.

Daheim buchen, am Automat drucken

Daheim buchen, am Automat drucken

Außerdem kann die Fahrkarte am Computer, über die ÖBB-App oder telefonisch über 05 1717 gebucht werden und mit einem so generierten Abholcode am Automaten über das Feld "Tickets abholen" ausgedruckt werden. Das ist nun durch größere Schrift und die blockweise Darstellung des Codes einfacher handhabbar.

Der Automat unterstützt nur mehr drei Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch. Die alte Software konnte noch in acht Sprachen bedient werden (auch in Ungarisch, Kroatisch, Tschechisch, Slowakisch und Slowenisch).

Neue Leitung durch den Bildschirm

Als Startbahnhof ist am Automaten der Bahnhof, auf dem sich der Automat befindet, vorausgefüllt. Klickt man in das Feld "Von:", öffnet sich die Tastatur und es kann ein anderer Startbahnhof eingegeben werden. Das muss man wissen – extra hingewiesen wird man darauf nicht.

Der Zielbahnhof kann frei eingetippt oder aus  sieben Vorschlägen ausgewählt werden. Vorgeschlagen werden jene sieben Bahnhöfe, die am jeweiligen Automatenstandort am häufigsten nachgefragt werden.

Dass der "Weiter"-Button für den Bildschirmwechsel rechts oben platziert ist und nicht dem Eingabefluss folgend unten, ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Im nächsten Schritt wird dann das Ticket genauer spezifiziert. Etwa ob mehrere Personen fahren, ob Tickets für Teilstrecken (z.B. Kernzone Wien) vorhanden sind oder Ermäßigungsausweise (z.B. ÖBB-Vorteilscards) vorliegen.

Qual der Wahl, Filterfunktion

Zugverbindungen: Qual der Wahl

Im nächsten Fenster würde man nun den Ticketkauf erwarten. Doch hier wartet die auffälligste  Veränderung gegenüber den alten Automaten: Für die gewählte Strecke werden die nächsten Zugverbindungen angezeigt. Und auch Busverbindungen, wenn vorhanden. 

Außerdem muss man sich - obwohl Zugtickets in Österreich nach wie vor in jedem Zug gültig sind - für einen bestimmten Zug entscheiden. Diese Qual der Wahl verunsichert. Die ÖBB-Erklärung, dass "die angezeigten Verbindungen eine Information über die nächsten Zugverbindungen" seien, ist nur die halbe Wahrheit. Verspätungen werden nämlich keine angezeigt. Die ÖBB weiter: "Eine Verbindung muss ausgewählt werden, damit der Automat den passenden Tarif berechnen kann."

Wurde der nicht schon im Schritt davor berechnet, mit Eingabe der vorhandenen Ermäßigungen? Nein, denn die aufgelisteten Verbindungen können, je nachdem, wo man hin will, nicht nur Zugverbindungen, sondern auch Bus- oder Straßenbahnfahrten oder einer Kombination der Transportmittel enthalten.  Und das bedeutet unterschiedliche Preise und eingeschränkte Ticketgültigkeit, auf die gewählte Art der Verbindung.

Filterfunktion

Will man böse Überraschungen vermeiden, muss man genau hinsehen. Oder, noch besser, die "Filter"-Funktion nutzen. Damit kann das zu wählende Ticket durch Einschränkungen näher definiert werden: "Nur barrierefreie Verkehrsmittel", "Fahrrad mitnehmen", "Nur Direktverbindungen", "Nur Züge" oder "Nur Regionalzüge". 

Denn wird z.B. eine Verbindung gewählt, die einen Bus enthält, und fährt man dann trotzdem mit dem Zug (oder umgekehrt), kann das Ticket ungültig sein und man ist plötzlich Schwarzfahrer. Oder wer beispielsweise Sonntag-Abend von Wien nach Melk fährt und zufällig den angebotenen Railjet um 19.55 Uhr wählt und nicht genau hinsieht, bekommt mangels Umsteigemöglichkeit in St.Pölten ein Ticket "über Amstetten" untergejubelt und ist nicht nur 40 Minuten länger unterwegs, sondern zahlt auch fast das Doppelte.

Keine Bestpreis-Garantie, Rabatte

Keine Bestpreis-Garantie

Die ÖBB nennen das "eine Umstellung auf fahrplanbasierte Logik". Kunden bräuchten so kein detailliertes Tarif- oder Streckenwissen mehr und müssten nicht über detaillierte geografische Kenntnisse verfügen. "Man wählt einfach aus wohin es gehen soll, und der Automat erledigt den Rest."

Die genannten Beispiele zeigen, dass diese "Logik" nicht den günstigsten Preis sicherstellt.  
Dass bei den angezeigten Verbindungen kein Ticketpreis dabei steht, macht einen direkten Preisvergleich zwischen den angebotenen Optionen samt Entscheidung nach dem Best-Preis-Prinzip unmöglich. Den Ticket-Preis sieht man erst am nächsten Bildschirm, und zwar nur für die dann bereits ausgewählte konkrete Verbindung. 

Hat man sich zu einer konkreten Zugverbindung durchgerungen – man weiß ja nicht immer, welchen Zug man letztendlich nutzen wird - steht am ausgedruckten Ticket dann überraschenderweise: "Standard-Ticket – Keine Zugbindung, volle Flexibilität". Warum eine entsprechende Auswahlmöglichkeit "Standard-Ticket Bahn – Keine Zugbindung, volle Flexibilität" nicht gleich als erste Option am Automatenbildschirm zu finden ist, weiß nur die ÖBB.

Rückfahrt mitbuchen?

Ein Ticket kann auch als Rückfahrt-Ticket gelöst werden, durch Ankreuzen des Feldes „Rückfahrt“ am Bildschirm mit den Zugverbindungen. Dann muss allerdings auch für die Rückfahrt ein konkreter Zug ausgewählt werden – als ob man das immer schon wüsste!

Gruppenrabatte nur bis 6 Personen

Neben dem Einfach-Raus-Ticket (2-5 Personen) gibt es am Automaten rabattierte Gruppentickets nur bis sechs Personen. Rabatte, die es für größere Gruppen gibt, können am Automaten nicht mehr gebucht werden.

Fahrrad-Ticket eingeschränkt

An den neuen Automaten ist nur das einfache Fahrrad-Ticket für den Nahverkehr erhältlich. Keine Fahrradtickets für Fernverkehrszüge, für die eine Fahrradreservierung nötig ist, und auch kein Einfach-Raus-Radticket.

Druckansicht, weitere Angebote

Keine Druckansicht zur Überprüfung

Was es auch nicht mehr gibt: Vor dem Kauf/Ausdruck wird das ausgewählte Ticket nicht mehr als Druckansicht dargestellt, die ein Überprüfen ermöglichen würde, ob das ausgewählte Ticket auch dem gewünschten Ergebnis entspricht – z.B. dass man ein "Standard-Ticket Bahn – Keine Zugbindung, volle Flexibilität" bekommt.

Eine – zumindest psychologische – Verbesserung beim neuen Automaten ist, dass der Ticketpreis erst nach Auswahl der vorliegenden Ermäßigungen angezeigt wird und kein sichtbares  Springen zwischen Verbundtarif und ÖBB-Tarif mehr für Verwirrung sorgt.

Deutlich länger dauert mit den neu gestalteten Automaten dann der Ausdruck des letztendlich ausgewählten Tickets, was eine Nervenprobe sein kann, wenn man knapp dran ist.

Weitere Angebote nach Zufallsprinzip?

Das letzte Feld  auf der Startseite, "Weitere Angebote", öffnet den Weg zu "ÖBB-Aktionstickets" und "Stadttickets". Die Logik der hier gelisteten Angebote mutet sehr zufällig an, etwa wenn sich unter den drei Angeboten im Feld "Ins Ausland" in Ostösterreich auch eine Tageskarte für Baden-Württemberg findet.  

Oder unausgegoren, wenn, wie ein Leser aus Tirol zu Recht kritisiert, bei den "Regionalen Angeboten" am Automaten in Tirol die Angebote des Verkehrsverbund Tirol nicht am Anfang, sondern an sechster Stelle gereiht sind und erst durch Runterscrollen sichtbar gemacht werden müssen.

Mit Automaten vertraut machen

Mit Erklärungen ist die neue Automaten-Software sparsam. Deshalb ist allen, die mit der neuen Software noch nicht vertraut sind, zu empfehlen, einmal in Ruhe, ohne Zeitdruck, die Auswahl der gewünschten Tickets am Automaten durchzuspielen. Oder sich auch die kurzen Videoeinschulungen zu bestimmten Fahrkartentypen anzusehen, die im Internet zu finden sind.

Infos zur Benutzung der neuen Oberfläche der ÖBB-Ticketautomaten bieten die ÖBB unter ÖBB: Ticketautomat. Dort werden auch Termine bekannt gegeben, an welchen Bahnhöfen in nächster Zeit geschultes Personal die Benützung der neuen Automaten-Oberfläche erklärt.

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ÖBB-Fahrkartenautomaten 11/2017

Plus und Minus

Ich kann mich den Beschwerden über die neue Gestaltung der Fahrscheinautomaten zum Großteil anschließen.

Zuerst zum Positiven: Ich buche oft Fahrkarten von zuhause aus und lasse mir einen Abholcode zum Ausdrucken an einem Automaten generieren. Die Eingabe des Codes ist nun durch die größere Schrift und die blockweise Darstellung einfacher geworden.

Zum Negativen: Es gibt die Möglichkeit, über die Schaltfläche „Weitere Angebote“ regionale Angebote anzuwählen. Nachdem ich in Tirol wohne, interessieren mich Angebote in Tirol. In der Reihenfolge erscheinen aber zuerst jene aus Wien, NÖ und dem Burgenland, gefolgt von der Steiermark usw. Um zu „Tirol“ vorzudringen, muss erst der Schaltknopf „abwärts“ gedrückt werden, um an das Ende der Liste zu gelangen. Wenn nun „Regiobiking“ ausgewählt wird, um eine Fahrrad-Tageskarte auszudrucken, geht das nur für eine einzelne Tageskarte. Sollten mehrere benötigt werden, muss wieder von vorne angefangen werden. Die Auswahl mehrerer Tageskarten ist nicht möglich.

Ich habe den Eindruck, dass die ganze Angelegenheit nicht zu Ende gedacht wurde. Ich habe auch schon an die ÖBB geschrieben. Man wird schlichtweg ignoriert. Gerade im Bezug auf das Beschwerdemanagement sind die ÖBB noch meilenweit von einem funktionierenden Kundendienst entfernt.

Martin H.
Mils

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