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Wasserleitung und Wartung - Hahn auf, Hahn zu ist nicht genug

Die Wasserleitungen in der Wohnung regelmäßig zu überprüfen spart Geld und ist auch ein Beitrag zur Gesundheitsvorsorge.

Nicht erst auf den Schaden warten

Das Auto kommt zur jährlichen Pickerl-Überprüfung, den Kamin kontrolliert der Rauchfangkehrer regelmäßig – doch bei der Wasserleitung im Haus samt Dusche, WC und Waschmaschine werden die meisten Menschen erst aktiv, wenn etwas nicht mehr funktioniert: Das Abwasser fließt nicht ab, der Wasserhahn tropft, das Wasser kommt verfärbt aus der Leitung oder es riecht unangenehm. Besser ist es, auch ohne Anlassfall den Wasserleitungen gelegentlich Aufmerksamkeit zu widmen.

Regelmäßige Kontrolle

Dabei genügt es nicht, nur die sichtbaren Teile der Wasserinstallationen wie Waschbecken, Dusche und Armaturen sauber zu halten. Ebenso wichtig ist es, auch regelmäßig an jene Leitungs- und Installationsteile zu denken, die zugänglich, aber nicht augenfällig sind, weil sie sich etwa im Schrank unter dem Abwaschbecken oder in selten betretenen Kellerräumen befinden.

Man sollte sich bewusst sein, dass die Regelmäßigkeit der Wartung und das einwandfreie Funktionieren aller Teile der Wasserleitung im Haus vor allem auch ein Gesundheits- und Hygienethema ist, da es die Trinkwasserqualität beeinträchtigen kann.

Kontrollplan als Hilfe

Ein Kontrollplan, welche Teile der Wasserinstallationen regelmäßig – und in welchen Abständen – kontrolliert und wenn nötig gewartet werden sollen, ist dabei hilfreich. Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich von Ihrem Installateur beraten. Nutzen Sie die Gelegenheit, wenn der Installateur etwa wegen einer Reparatur im Haus ist, für ein solches Gespräch.

Stehendes Wasser ist ein Risiko

Stehendes Wasser ist ein Risiko

Stagnation – also längeres Stehen des Wassers in der Kaltwasserleitung und der Warmwasserleitung – zu vermeiden und beim Warmwasser auf die richtige Temperatur zu achten, das sind die zentralen Maßnahmen, um eine Vermehrung der wassereigenen Mikroorganismen zu vermeiden, die im Extremfall sogar gesundheitsgefährdend sein können.

Auch wenn das Trinkwasser vom Wasserversorger in einwandfreier Qualität geliefert wird, leidet die Frische des Leitungswassers unter langen Stagnationszeiten. Wassereigene Bakterien können sich vermehren.

Faustregel für die Warmwassertemperatur

Als Faustregel für die Temperatur von Warmwasser gilt: Wenn es 30 Sekunden gelaufen ist, sollte es eine Temperatur von mindestens 55 Grad haben. Wärmeliebende Wasserbakterien, insbesondere Legionellen, fühlen sich im Temperaturbereich zwischen 30 und 45 Grad am wohlsten.

Daher sollte die Temperatur keinesfalls unter 55 Grad abgesenkt werden, auch wenn das für den alltäglichen Warmwassergebrauch reichen würde. Das gilt auch für Untertischspeicher.

Gefahr durch Legionellen

Gefahr durch Legionellen

Eine wie früher übliche sogenannte „Legionellenschaltung“, bei der in der Nacht das Wasser kurz erhitzt wird, ist nicht zu empfehlen. Hierbei werden die benötigten Temperaturen oftmals an den Entnahmestellen (den Endpunkten des Leitungssystems) nicht erreicht. Als Folge haben hitzetolerante Legionellen durch diesen Prozess sogar einen Vorteil und können sich noch besser vermehren.

Thermische Behandlung

Wird bei einer Wasseruntersuchung dennoch eine erhöhte Konzentration an Legionellen festgestellt oder wurde eine Trinkwasser-Erwärmungsanlage länger nicht genutzt, z.B. bei Zweitwohnsitzen oder Ferienwohnungen, ist eine thermische Behandlung mit Temperaturen von mindestens 65 °C (besser sind 70 °C) zielführend.

Diese Maßnahme ist aber nur erfolgreich, wenn jede einzelne Entnahmearmatur einbezogen und mit Heißwasser von 70 °C für 3 Minuten (oder 65°C für 10 Minunten) durchflossen wird. Dazu wird der Speicher auf eine Temperatur von 70 °C aufgeheizt und bei jeder Entnahmestelle wird mit dem Thermometer die Temperatur gemessen. Die Armatur wird dabei nicht voll aufgedreht, damit heißes Wasser für eine ausreichende Zeit zur Verfügung steht.

Kaltwassertemperatur

Kaltwasser sollte, wenn es 30 Sekunden gelaufen ist, maximal 25 Grad haben – besser wären 20 Grad. Da wir in immer wärmeren Wohnungen leben, kann der Stillstand des Kaltwassers in der Leitung auch zu dessen Erwärmung führen. Besonders achtsam sollten Sie sein, wenn die Kaltwasserleitung nahe am Warmwasserstrang oder an einer Fußbodenheizung verläuft.

Wartungstipps

Sämtliche Absperrventile (Wasser und Heizung) wie die Hauptabsperreinrichtung beim Hauseintritt des Wassers, Absperrventile vor und nach dem Wasserzähler sowie alle Armaturen im Leitungssystem im Haus sollten etwa halbjährlich betätigt, also auf- und zugedreht werden, um ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen und zu erhalten.

Siebeinsätze und Strahlregler der Armaturen sauber halten. Dazu sollten sie regelmäßig abgeschraubt und ausgespült werden. Keine ätzenden Mittel verwenden, Essig nur verdünnt. Öfter neue Siebeinsätze kaufen. Wasserspararmaturen können die Stagnationszeiten des Leitungswassers verstärken.

Wasser regelmäßig fließen lassen. Manche Anschlüsse im Haus (z.B. im Gästezimmer, in Keller oder Garten, für selten genutzte Wellnessinstallationen) werden trotz Anwesenheit im Haus oft tage- und wochenlang nicht aufgedreht. Auch hier entsteht Stagnationswasser. Bei sämtlichen Auslässen sollte alle 5 bis 7 Tage Wasser abfließen können. Nach längerer Abwesenheit empfiehlt es sich, alle Hauswasserleitungen ein paar Minuten durchzuspülen. Das macht nach einer aktuellen Umfrage derzeit nur etwa die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher.

Speichertemperatur regelmäßig kontrollieren. Sie darf 60 Grad nicht unterschreiten.

Speicher entkalken. Als Faustregel gilt, das je nach Wasserhärte alle drei bis zehn Jahre zu tun – befragen Sie dazu Ihren lokalen Installateur.

Duschschläuche und -köpfe warten. Hier ist regelmäßiges Reinigen und auch ein gelegentliches Austauschen des schwer zu reinigenden Duschschlauchs und des Brausekopfs zu empfehlen. Der Brausekopf sollte in einem Reinigungsbad, etwa mit verdünntem Essig, entkalkt und gereinigt werden. Tipp: Den Duschschlauch bei längerer Abwesenheit am besten offen nach unten hängen lassen, damit der Wasserrest ausfließen kann und kein Stagnationswasser verbleibt, in dem sich Bakterien vermehren können.

Der Grobstoff-Filter, der bereits in vielen Häusern nach dem Wasserzähler eingebaut ist, ist halbjährlich zu warten: Sieb reinigen oder durch neues ersetzen; bei rückspülbaren Grobstoff- Filtern nach der Betriebsanleitung vorgehen. Nach Erfahrungsberichten von Installateuren wird auf diesen Filter häufig vergessen. Manche wechseln ihn erst nach Jahren, wenn nichts mehr durchfließt und er optisch oder im Geruch auffällig ist.

Eine Dusche mit Thermostat-Armatur sollte bei laufendem Wasser hin und wieder auf komplett kalt und komplett heiß gedreht werden, um Kalkablagerungen zu lösen und auszuschwemmen, sonst können sie die Drehbarkeit der Thermostat-Armatur nach einiger Zeit blockieren.

Ist eine Solaranlage zur Warmwasserbereitung installiert, so ist auch hier die jährliche Wartung wichtig, um eine optimale Wirkung sicherzustellen – das heißt etwa, den Druck zu kontrollieren und nötigenfalls Frostschutz nachzufüllen. Auch bei diesen Anlagen gelten als Mindesttemperatur für das verteilte Warmwasser 55 °C!

Besonders Wassernachbehandlungsanlagen, die die Wasserqualität verändern (z.B. Enthärtungsanlagen), sind regelmäßig entsprechend der Gebrauchsanweisung zu reinigen und zu desinfizieren, um der Gefahr einer Vermehrung von Mikroorganismen entgegenzuwirken.

Fachmännische Reparatur. Lassen Sie erforderliche Reparaturarbeiten an der Trinkwasser-Installation nur von einem Fachbetrieb ausführen.

Wartungshinweise beachten. Haben Sie von installierten Geräten, Duscharmaturen, Waschmaschine, Geschirrspüler etc. keine Bedienungsanleitungen, lassen Sie sich von einem Installateur beraten. Erkundigen Sie sich bei Neuinstallationen über Wartungserfordernisse und -intervalle.

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