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Wasser: sauber, sicher, Menschenrecht - Für ein besseres Leben

6 von 10 Menschen – das sind 4,4 Milliarden – mangelt es an sicheren sanitären Einrichtungen. Die UNO definiert sauberes Wasser und Sanitärversorgung als ein zentrales Nachhaltigkeitsziel.

Bild: Vlad-Karavaev / Shutterstock.com

Seit dem Jahr 2010 ist der Zugang zu sau­berem Wasser und Sanitärversorgung ein von der UNO anerkanntes Menschenrecht. Aus gutem Grund wird sauberes Trinkwasser immer gemeinsam mit dem Recht auf Sanitärversorgung genannt, denn nur gemeinsam sichern sie die für ein gesundes Leben unverzichtbare Hygiene.

So auch in der "UN-Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung", die die Vereinten Nationen im September 2015 beschlossen haben. Im Herzstück dieses globalen Aktionsplans, den 17 Nachhaltigkeitszielen ("Sustainable Development Goals"), wird als Ziel 6 festgeschrieben, dass die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und die Sanitärversorgung für alle gewährleistet werden müssen.

Notdurft im Freien

Es ist in Vergessenheit geraten, dass die ­Sicherung der Wasserhygiene – sauberes Trinkwasser und hygienische Abwasserentsorgung – in Europa ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts eine Hauptursache für die Erhöhung der Lebenserwartung waren. Ein Mehr von etwa 30 bis 35 Lebensjahren ist darauf zurückzuführen, so Dr. Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit an der Universität Bonn.

Weltweit haben aber nach wie vor 3 von 10 Menschen – das sind 2,1 Milliarden – zu Hause keinen Zugang zu sicherem Trink­wasser. Die UNICEF spricht von "sicherem" Wasser, wenn es für die Menschen in der Nähe ihres Zuhauses zugänglich, bei Bedarf verfügbar und frei von Verunreinigungen ist.

Halbe Stunde zur nächsten Quelle

6 von 10 Menschen – das sind 4,4 Milliarden – mangelt es an gesundheitlich sicheren sanitären Einrichtungen. Dazu gehört etwa eine Toilette, die dafür sorgt, dass Menschen nicht in Kontakt mit den Ausscheidungen kommen, und ein System, das die Ausscheidungen sicher entsorgt. Krankheiten können sich sonst schnell ausbreiten und vor allem für Kleinkinder eine tödliche Gefahr werden. 892 Millionen Menschen verfügen nicht einmal über eine einfache Toilette, sondern verrichten ihre Notdurft am Straßenrand, auf Feldern oder im Gebüsch. Diese erschütternden Zahlen haben UNICEF und WHO im Jahr 2017 in einem gemeinsamen Bericht über Wasserversorgung, sanitäre Einrichtungen und Hygiene veröffentlicht.

Von den 2,1 Milliarden Menschen, denen kein sicheres Trinkwasser zur Verfügung steht, haben 844 Millionen nicht einmal ­Zugang zu einer elementaren Wasserversorgung. 263 Millionen Menschen müssen mehr als eine halbe Stunde pro Weg in Kauf nehmen, um zu einer Wasserquelle zu gelangen.

Stadt/Land-Gefälle

Dabei besteht eine große Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. Zwei von drei Menschen mit sicherem Trinkwasser und drei von fünf Menschen mit angemes­senen sanitären Einrichtungen leben in ­städtischen Gebieten. Von den 161 Millionen Menschen, die unbehandeltes Oberflächenwasser von Seen, Flüssen, Bächen oder Bewässerungskanälen trinken müssen, leben 150 Millionen in ländlichen Gebieten.

Mangelware Seife

Mangelware Seife

Gute Hygiene ist eine der einfachsten und effektivsten Maßnahmen, um die Aus­breitung von Krankheiten zu vermeiden. Zentraler Faktor hygienischen Verhaltens ist das Händewaschen mit Wasser und Seife – vor allem zu kritischen Zeitpunkten wie nach dem Toilettengang, vor dem Essen und nach dem Säubern von Kleinkindern und pflegebedürftigen Menschen. In vielen Häusern, Gesundheitszentren und Schulen in ärmeren Staaten fehlt es an Seife und Wasser zum Händewaschen; ein oft lebensgefährlicher Hygienemangel. Fast die­ ­Hälfte aller Durchfallerkrankungen könnte durch regelmäßiges Händewaschen mit Seife vermieden werden.

Kinder besonders betroffen

Der Mangel an sauberem Wasser und ­Hygiene ist eine der häufigsten Todesur­sachen bei Kindern unter fünf Jahren. Jedes Jahr sterben 361.000 Kinder unter fünf ­Jahren an Durchfallerkrankungen, fast 1.000 täglich. Mangelhafte sanitäre Einrichtungen und verunreinigtes Wasser sind Ursprung zahlreicher Krankheiten wie Durchfall, Cholera, Dysenterie, Hepatitis A und Typhus sowie für die Ansteckung mit bakteriellen und viralen Erkrankungen und für die Übertragung von Parasiten. Ebenfalls wichtig ist die Lebensmittelhygiene wie etwa das Abkochen und Abdecken von Speisen und Trinkgefäßen, um die Ernährungssicherheit zu erhalten.

Hygienisches Handeln ist eine sehr per­sönliche und intime Angelegenheit. Um das Hygieneverhalten erfolgreich verändern zu können, sind daher neben fachlicher und kultureller Kompetenz viel Geschick und Ausdauer erforderlich.

Hygiene sichert Einkommen

Hygienemängel mindern Bildungschancen

Ein Mangel an sicherem Wasser und Sanitärversorgung ist nicht nur ein Hygiene- und Gesundheitsproblem. Jedes Jahr fallen in Entwicklungsländern fünf Milliarden Arbeitstage und mehr als 440 Millionen Schultage aufgrund von Erkrankungen aus, die durch mangelhafte Wasser- und Sanitärversorgung ausgelöst werden. Das vermindert Bildungschancen. Auch wenn Kinder täglich lange Wege gehen müssen, um Wasser für die Familie zu holen – betroffen sind überwiegend Mädchen –, fehlt ihnen die Zeit für den Schulbesuch.

66% aller Schulen haben sanitäre Anlagen

Sanitäre Einrichtungen sichern den Schulbesuch. Weltweit haben nur etwa 69 Prozent der Schulen einfachen Zugang zu Trinkwasser und nur 66 Prozent verfügen über sanitäre Anlagen. Rund 900 Millionen Kinder haben an ihrer Schule keinen Zugang zu Sanitäreinrichtungen. Besonders betroffen sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara.

Vor allem für Frauen und Mädchen sind sauberes Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene von zentraler Bedeutung. Ungenügende Sanitärver­sorgung und fehlende Toiletten führen zu hohen Schulabbruchraten, besonders bei Mädchen im Menstruationsalter. Wenn es keine sanitären Einrichtungen in Schulen gibt, in denen die Privatsphäre geschützt ist, bleiben die Mädchen während ihrer Menstruation dem Unterricht fern oder brechen ihren Schulbesuch ganz ab.

Hoher Wirtschaftsmultiplikator

"Sanitation is dignity – Toiletten bedeuten Würde" ist der Slogan, der das Thema auf den Punkt bringt. Es ist wichtig, bei der Planung und Gestaltung von sanitären Einrichtungen in Schulen Systeme zu entwickeln, die zum einen kulturell angemessen sind und zum anderen die speziellen Bedürfnisse von Mädchen und Jungen berücksichtigen.

Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigen, dass jeder in sauberes Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene investierte Euro für eine Gesellschaft je nach Region einen drei- bis vierfachen Nutzen erbringt.

Entlastung des Gesundheitssystems

Laut UNO könnten fast 10 Prozent der weltweiten Erkrankungen verhindert werden, hätten alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu Sanitäreinrichtungen. Hygiene ist einer der einfachsten und kostengünstigsten Wege, um lebensgefährliche Krankheiten zu verhindern. Um das zu erreichen, braucht es unter anderem auch Aufklärung. Die UNICEF kümmert sich beispielsweise in ländlichen Dorfgemeinschaften nicht nur um Ausbau und Wartung der Wassersysteme oder den Bau von Latrinen, sondern sie schult auch sogenannte "Wasserkomitees".

Hygiene sichert Einkommen

Gelingt es, vermeidbare Krankheiten, ausgelöst durch Hygienemängel aufgrund ­unzureichender Wasser- und Sanitärver­sorgung, zu verringern, entlastet das auch das Gesundheitssystem in diesen Staaten. Durch schlechte Wasserqualität bedingte Durchfallerkrankungen und Wurmbefall schwächen den Körper und verhindern eine optimale Nahrungsverwertung – das macht sich in Regionen mit Nahrungsmittelknappheit zusätzlich kritisch bemerkbar. Gesündere Menschen können die Schule besuchen, arbeiten und produktiver sein. Nicht zuletzt: Wer gesund ist, kann arbeiten und sichert das Einkommen der Familien.

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