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Wanderstöcke - Mehr Sicherheit, Kraft, Entlastung

Test: Wanderstöcke geben mehr Sicherheit, verleihen mehr Kraft und schonen Knie und Wirbelsäule. - Dieser Test ist nur online und nicht im Heft erschienen.

Diese Wanderstöcke haben wir getestet:

  • Black Diamond - Distance Carbon FLZ
  • Black Diamond - Distance FLZ
  • Black Diamond - Trail
  • Fizan - Compact 3
  • Komperdell - C3 Carbon Pro
  • Komperdell - Highlander cork
  • Leki - Traveller Carbon

In der Testtabelle finden Sie Informationen und Bewertungen zu: Testurteil, Preis; Länge zusammengeschoben in cm (ermittelt), einstellbar von – bis in cm, Verstellsystem, Schlaufenbreite, Gewicht pro Paar, Material, TECHNISCHE PRÜFUNG: Konstruktion des Stocks, Festigkeit des Klemmsystems, PRAKTISCHE PRÜFUNG: Ergonomie des Griffs, Wandern: bergauf, bergab, Schräge, Gelände, Anpassen der Stöcke, Dämpfung, Hygiene des Griffs, Wartung und Pflege, Verarbeitung, Verschleiß und Beschädigungen, Spitzentausch, Gesamteindruck. - Lesen Sie nachfolgend unseren Testbericht.


Spötter mögen in Wanderern, die mit Stöcken unterwegs sind, Skifahrer sehen, die ihre Ski verloren haben. Doch die Spötter sind im Aussterben begriffen. Für immer mehr Freizeitsportler sind die richtigen Wanderstöcke ebenso wichtig wie festes Schuhwerk (siehe Leichtwanderschuhe - Sichere Leichtigkeit). Beim Gehen die Hände zu Hilfe zu nehmen – sozusagen auf allen Vieren zu gehen – hat nur für Unbedarfte einen komischen Beigeschmack. Wer es schon einmal probiert hat, denkt anders.

Test Wanderstöcke: dreifacher Nutzen

Drei Gründe sprechen für den Stockeinsatz:

  • mehr Sicherheit,
  • mehr Kraft,
  • und die Entlastung des Bewegungs- und Stützapparates

Zum ersten Punkt: Mit Wanderstöcken ist man sicherer unterwegs. Wer mit einem Bein auf glitschigem Boden ausrutscht, wird Mühe haben, einen Sturz zu vermeiden. Mit Stöcken lässt sich das Stürzen recht leicht abfangen. Aber es geht nicht nur um Extremsituationen. Wanderstöcke erleichtern bei jedem Schritt die Balance. Man läuft viel seltener Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren.

Und sie verleihen mehr Kraft: Die Arme unterstützen die Beine, man kann mehr Kraft einsetzen und kommt schneller voran. Am deutlichsten spürbar wird dies beim Bergaufgehen mit schwerem Gepäck. Mit Stöcken können Arm- und Oberkörpermuskeln die Beinmuskeln entlasten, bis zu 90 Prozent der Gesamtmuskulatur werden aktiviert. Angenehme Nebeneffekte: Sonst inaktive Muskeln werden trainiert und man verbraucht mehr Kalorien.

Entlastung beim Bergabgehen

Ein wichtiger Aspekt ist die Entlastung des Bewegungsapparates. Besonders beim Bergabgehen werden die Kniegelenke arg in Mitleidenschaft gezogen. Dem kann man mit Doppelstockeinsatz – bei jedem Schritt werden beide Wanderstöcke aufgesetzt – sehr effektiv begegnen. Aber auch die Wirbelsäule leidet beim Bergabgehen. Mit jedem Schritt bekommt sie einen Schlag ab. Messungen haben ergeben, dass man mit Stöcken die Belastungen des Bewegungs- und Stützapparates um bis zu 35 Prozent verringern kann.

Klemmen oder falten?

Klemmen oder Falten

Aus den genannten Gründen wird man Wanderstöcke sinnvollerweise beim Aufstieg, beim Abstieg sowie bei forciertem Marschieren einsetzen. Man benötigt sie also nicht ständig, und man sollte bewusst immer wieder auch ohne Stöcke gehen, sonst leiden Koordination und Gleichgewichtssinn.

Daher müssen Wanderstöcke auch weggesteckt werden können. Um sie nicht ständig in der Hand halten zu müssen, sollten sie leicht im (oder außen am) Rucksack verstaut werden können. Deshalb haben sich fürs Wandern zusammenschiebbare Teleskopstöcke durchgesetzt bzw. neuerdings auch Faltstöcke, die zusammengeklappt werden.

Teleskopstöcke mit Klemmsystem

Die klassischen Wanderstöcke hatten Drehverschlüsse. Sie waren leicht und schlank, hatten aber den Nachteil, dass sich das innenliegende Gewinde bald abnutzte und nicht mehr zuverlässig festgedreht werden konnte. Das konnte dazu führen, dass sich der Verschluss während des Gehens lockerte, was natürlich eine erhebliche Sturzgefahr darstellt.

Mittlerweile haben sich bei Teleskopstöcken außen liegende Klemmsysteme durchgesetzt. Früher ziemlich klobig, sind sie jetzt ähnlich kompakt wie Drehverschlüsse, lassen sich aber mit Daumenverschluss samt individueller Härteeinstellung besser und schneller bedienen.

Faltbare Wanderstöcke

Der letzte Schrei, wenn man so will, sind faltbare Wanderstöcke. Das Faltsystem kennen Skitourengeher von der Lawinensonde. Die Rohrsegmente lassen sich falten (zusammenlegen) und sind innen liegend mit einem Kabel verbunden. So können sie mit einem Ruck gespannt und anschließend mit einem Arretierknopf fixiert werden. Für den Transport wird die Spannung gelöst und der Stock zusammengeklappt.

Faltstöcke können eine Fixlänge haben oder wie Teleskopstöcke stufenlos verstellbar sein – ebenfalls mittels Außenklemmsystem, allerdings über einen kürzeren Verstellbereich (etwa 20 cm). Großer Vorteil der Faltstöcke: Das Packmaß ist deutlich geringer als jenes von Teleskopstöcken. Letztere sind meist dreiteilig, Faltstöcke vierteilig. Sie können daher leicht im Rucksack verstaut werden, während Teleskopstöcke in der Regel außen am Rucksack zu befestigen sind.

Teleskop im Test voran

Im Rahmen eines internationalen Gemeinschaftstests wurden neben Teleskopstöcken auch zwei Faltsysteme von Black Diamond untersucht. Die Teleskopstöcke sind zusammengeschoben durchwegs über 60 cm lang, die zusammengeklappten Faltstöcke kommen auf etwa 40 cm.

Die sieben getesteten Wanderstöcke bieten einen repräsentativen Querschnitt durch das Angebot. Die Richtpreise liegen zwischen 50 und 160 Euro, wobei die getesteten Faltstöcke im oberen Preissegment zu finden sind. Testsieger wurde der Teleskopstock Trail von Black Diamond, der mit 80 Euro relativ kostengünstig ist. Er konnte auch die beiden Faltstöcke aus gleichem Haus auf Distanz halten. Hauptursache für die etwas schlechtere Bewertung der Faltstöcke ist, dass bei ihnen die Spitzen nur mit Werkzeug getauscht werden konnten. Daher bekamen sie für die Verarbeitungsqualität nur ein "durchschnittlich".

Welches Material?

Gute Ergebnisse bei technischer Prüfung

Generell wurde die technische Prüfung von allen Testkandidaten mit Bestnote bestanden, nur der Komperdell C3 Carbon Pro musste Abstriche bei der Festigkeit des Klemmsystems hinnehmen. Die Konstruktion der Stöcke – sie mussten etwa einer Druckbelastung von 350 Newton standhalten – wurde durchwegs "sehr gut" bewertet.
Sicherheit ist also bei allen gegeben; umso mehr kann man sich an der praktischen Prüfung orientieren. Wobei auch hier meist nur einzelne kleinere Mängel festgestellt wurden.

Lediglich das Schlusslicht Highlander cork von Komperdell wurde wegen der Fülle an Mängeln mit "weniger zufriedenstellend" bewertet. Wohl nicht ganz zufällig landeten die beiden Modelle mit Innenverriegelung (also einem Drehverschluss) auf den letzten Plätzen. Bei beiden wurde das Anpassen der Stöcke jeweils nur als "durchschnittlich" bewertet.

Keine reine Materialfrage

Welchem Material der Vorzug zu geben ist, das kann nicht immer eindeutig beantwortet werden. Karbon ist sehr verwindungssteif, absorbiert Schwingungen und ist besonders leicht. Bei starker Überbelastung könnten Karbon-Stöcke allerdings brechen. Da ist die altbewährte, preiswertere Alternative – gehärtetes Aluminium – im Vorteil. Aluminiumstöcke sind etwas schwerer, flexibler und sie verbiegen sich, bevor sie brechen.

Auch wenn Karbon leichter ist als Aluminium, kann das Gesamtgewicht von Wanderstöcken – in Abhängigkeit von anderen Konstruktionsdetails – davon abweichen. Unter den getesteten Stöcken ist ein Aluminium-Modell mit rund 330 Gramm (pro Paar) am leichtesten, während das Karbonmodell von Komperdell mit 445 Gramm eher zu den Schwergewichten zu zählen ist.

Griffe: Schaumstoff und Kork

Bei den Griffen haben sich Schaumstoff und Korkmischungen durchgesetzt. Reiner Kork trocknet schlecht und wird mit der Zeit porös. Zumindest im Winter ist er daher weniger gut geeignet. Keinesfalls empfehlenswert sind jedenfalls Hartkunststoffgriffe. Man beginnt schnell zu schwitzen und bekommt leicht Blasen an den Händen. Bevorzugtes Material ist Schaumstoff aus Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren (EVA), was sich auch im Test bestätigte.

Griffverlängerung

Unabhängig vom Material ist eine Griffverlängerung am Schaft sehr praktisch: Bei Hangquerungen kann so der bergseitige Stock weiter unten ergriffen werden. Man erspart sich damit, die Längeneinstellung zu verändern. Griffverlängerungen weisen die Stöcke von Black Diamond sowie das Karbon-Modell von Komperdell auf.

Die Schlaufen sollten möglichst weich, anschmiegsam und atmungsaktiv sein. Steife Kunstfaser-Bänder können reiben oder einschneiden. Die Stockspitzen wiederum sind aus griffigem Hartmetall. Zur Schonung gibt es aufsteckbare Gummipuffer für harten Untergrund. Da die Spitzen einer großen Belastung ausgesetzt sind, sollten sie ausgetauscht werden können – möglichst ohne Spezialwerkzeug.

Dämpfung und richtige Länge

Stöcke mit Dämpfungsmechanismus

Es gibt auch Stöcke mit Dämpfungsmechanismus (nicht im Test). Das schont Schultern, Ellbogen und Handgelenke, kann aber auch von Nachteil sein – weil die Stöcke dadurch schwerer werden und weil das "Nachgeben" beim Anstieg einen Teil der eingesetzten Kraft "schluckt", in steilen Bergab-Passagen wiederum zu Unsicherheiten führen kann. Die Dämpfung sollte daher nur bei Bedarf aktiviert werden.

Die richtige Länge

Die Stöcke sollten so lang sein, dass Ober- und Unterarm im Stand auf flachem Gelände einen rechten Winkel (90 Grad) bilden. Dabei sollten die Hände die Griffe umfassen und man sollte die Bergschuhe anhaben, denn deren dicke Sohle muss mit berücksichtigt werden. Der 90-Grad-Winkel garantiert die beste Kraftübertragung. Als Gegencheck lässt sich die Formel "Körpergröße mal 0,68" anwenden.

Für eine 1,75 m große Person kommt man solcherart auf 119 cm. Diese Basiseinstellung gilt für alle Touren mit moderaten An- und Abstiegen. Letztlich kann die Länge aus individuellen Gründen – Anatomie, Fitness-Level usw. – variieren. Wer schneller geht und weiter ausschreitet, wird längere Stöcke benötigen. Vor allem aber spielt das Streckenprofil eine Rolle.

Je steiler der Anstieg, desto kürzer müssen die Stöcke sein. Ist auch klar: Man stelle sich in Marschrichtung an den Hang und stelle die Stöcke auf den Boden – um eine 90-Grad-Beugung zu erreichen, müssen die Stöcke entsprechend kürzer eingestellt sein als auf ebenem Grund. Umgekehrt sind die Stöcke beim Bergabgehen entsprechend zu verlängern.

Testtabelle: Wanderstöcke

VKI-Tipps

  • Belastungsprobe. Bevor Sie sich für ein Modell entscheiden, machen Sie den Belastungstest: Stützen Sie sich mit vollem Gewicht auf die Stöcke – diese dürfen nicht nachgeben, die Teleskopteile dürfen nicht zusammenrutschen. 
  • Richtig benutzen. Handschlaufen möglichst eng einstellen, Hände von unten einfädeln. Nur so liegen die Schlaufen optimal an den Händen. Ober- und Unterarm müssen einen rechten Winkel bilden. Die Bewegung verläuft diagonal – geht der linke Fuß nach vor, setzt man den rechten Stock etwa in gleicher Höhe auf den Boden. Bei steilen Abhängen beide Stöcke gleichzeitig aufsetzen (Doppelstockeinsatz).
  • Keine spezielle Pflege. Normalerweise brauchen Wanderstöcke keine besondere Pflege. Nur wenn sie nass geworden sind, die Segmente ganz ausfahren und trocknen lassen, um Korrosion zu vermeiden. Klemmen die Segmente, dann sanft nur mit Waschbenzin reinigen. Keinesfalls mit Öl oder Fett nachhelfen.
     

Testkriterien

Im Rahmen eines internationalen Gemeinschaftstests wurden 7 Paar Wanderstöcke untersucht, die im österreichischen Handel bzw. online erhältlich sind.

Technische Prüfung

Konstruktion des Stocks: Die Abziehkraft des Griffs und die Haltekraft der Schlaufe wurde in Anlehnung an DIN ISO 7331 geprüft. Das Rohr wurde entlang der Stockachse mit einer Druckkraft von 350 N belastet. Es durfte keine bleibende Verformung auftreten. Im Falle eines Bruchs musste der Bruch glatt und splitterfrei sein.

Festigkeit des Klemmsystems: Das Befestigungssystem wurde insgesamt 100 Mal geöffnet und geschlossen und musste danach eine einwandfreie Funktion gewährleisten. 75 Öffnungs-und Schließzyklen wurden bei einer Umgebungstemperatur von 20  C durchgeführt, 25 Öffnungs- und Schließzyklen bei –20  C.

Praktische Prüfung

In einem Praxistest haben 14 Personen (7 Frauen und 7 Männer im Alter von 21 bis 64 Jahren) die Stöcke über einen Zeitraum von einem Monat getestet. Anhand eines Fragebogens beurteilten sie u.a. den Komfort und die Größe des Griffs, die Einstellbarkeit und den Komfort der Schlaufe sowie auftretende Blasenbildung und Hautreizungen.

Die Verstellbarkeit der Stöcke wurde bewertet sowie die Handhabung beim Wandern im Gelände. Die Testpersonen beurteilten, wie stark sie beim Halten der Griffe schwitzten und ob diese auf die Haut abfärbten. Das Gewicht der Stöcke, die Verarbeitung und der Austausch der Spitzen wurden ebenfalls bewertet.

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