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Rotlicht Behandlung bei Schmerzen und Wundheilung
Die Wissenschafter:innen von medizin-transparent beantworten Anfragen von Konsument:innen zur wissenschaftlichen Beweislage medizinischer Medienberichte, dieses Mal zum Thema Behandlungen mit Rotlicht. Bild: Sanem Ozkan / Shutterstock.com

Rotlicht gegen Schmerzen und Wunden

Hilft kaltes Rotlicht bzw. die Repuls-Behandlung bei Schmerzen und Entzündungen in Muskeln, Knochen, Sehnen oder Gelenken und kann sie die Wundheilung unterstützen?

Wissenschaftliche Belege fehlen. Kaltes Rotlicht soll Schmerzen lindern und die Wundheilung unterstützen. Das verspricht der Hersteller des Repuls-Tiefenstrahlers. Ob das Gerät Schmerzen lindern kann, wurde jedoch nie an Menschen untersucht. Zur Wundheilung liegen Studien vor, die eher gegen eine deutliche Wirkung sprechen. Die Arbeiten sind schlecht gemacht und wenig verlässlich, außerdem sind die Ergebnisse widersprüchlich.

Rotlicht bei Schmerzen: wenig aussagekräftige Studien

Repuls-Tiefenstrahler werden in vielen Kliniken, Kur- und Reha-Einrichtungen eingesetzt. Der Anbieter wirbt damit, dass die Behandlung mit kaltem Rotlicht bei diversen Schmerzen und Entzün­dungen am Bewegungsapparat hilfreich sein könne - etwa bei Rheuma, Rückenschmerzen, Sehnenentzündungen oder nach Verletzungen. Die Wirksamkeit sei wissenschaftlich belegt und die Behandlung frei von Nebenwirkungen.

Wissenschafter:innen unseres Kooperationspartners medizin-transparent.at haben die Herstellerfirma um entsprechende wissenschaftliche Belege gebeten. In den ausgehändigten Studien hatten jedoch gar keine Personen mit Beschwerden am Bewegungsapparat teilgenommen.

Als wenig aussagekräftig erwies sich auch eine Studie, auf die Repuls in einem Prospekt verweist. Daran waren Menschen mit Schulterbeschwerden ­beteiligt. Die Rotlichtbehandlung hatte keinen merkbaren schmerzlindernden Effekt. Die Arbeit weist zudem gravierende Mängel und Ungereimt­heiten auf.

Die Wissenschafter:innen fanden noch eine Untersuchung, in der die Wirksamkeit von ­kaltem Rotlicht bei Personen mit Kiefergelenksschmerzen untersucht wurde. Auch diese war mangelhaft ausgeführt und es gab keinen spürbaren Effekt der Behandlung.

Rotlicht bei Wundheilung: widersprüchliche Ergebnisse

Eine Recherche, ob noch ­andere Geräte mit kaltem Rotlicht im Handel sind, führte zu dem als „Lichtwellness-Gerät“ vertriebenen „Cellalux Pulser“. Studien zur Wirksamkeit dieses Gerätes waren ­unauffindbar. Ob kaltes Rotlicht bei Schmerzen helfen kann, bleibt also ­unklar. Auf der Homepage wirbt der ­Anbieter des Repuls-Strahlers zudem mit einer angeblich wissenschaftlich belegten Verbesserung der Wund­heilung.

Die Forschenden von medizin-transparent.at fanden zehn Studien zu diesem Thema. Die Ergebnisse waren widersprüchlich. In der Hälfte der Arbeiten fand sich kein Behandlungseffekt, in den anderen Arbeiten schienen die Wunden etwas schneller zu heilen, allerdings nur in der Zeit kurz nach der Verletzung. Am Ende waren die Wunden aller Teilnehmenden ähnlich gut verheilt, mit oder ohne Behandlung.

Auf Nachfrage übermittelte Repuls eine ­eigene, noch unveröffentlichte Studie. Diese soll zeigen, dass Operationsnähte nach einer Repuls-Behandlung schneller und schöner verheilen als ohne. Diese Schlussfolgerungen waren jedoch aus dem Datenmaterial nicht nachvollziehbar.

Kooperation mit medizin-transparent.at

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Bild: Cochrane/medizin transparent

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Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt.

"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. medizin-transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

Lesen Sie mehr auf medizin-transparent.at/rotlicht-gegen-schmerzen bzw. medizin-transparent.at/rotlicht-bei-wunden

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