Können pflanzliche Medikamente wie Lectranal mit einem Extrakt aus der chinesischen Tragantwurzel gegen Allergien hilfreich sein?
Bisher gibt es nur eine Studie mit wenigen Teilnehmenden, deren Ergebnisse nicht besonders überzeugend sind.
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Unzureichend erforscht
Beweislage: unzureichend. Bisher gibt es nur eine Studie mit wenigen Teilnehmenden, deren Ergebnisse nicht besonders überzeugend sind.
Juckende Augen, rinnende Nase, Niesanfälle: Allergiker kennen die lästigen Symptome nur zu gut. Noch vor einigen Jahren war die Heuschnupfen-Saison in unseren Breiten weitgehend auf das Frühjahr beschränkt. Mit der zunehmenden Verbreitung von Spätblühern wie der Ambrosia, einer aus den USA eingeschleppten Pflanze, die auch als Ragweed oder beifußblättriges Traubenkraut bekannt ist, leiden Betroffene inzwischen bis in den Herbst hinein darunter. Bei anderen reagiert das Immunsystem heftig, sobald sie in die Nähe von Katzen oder Hunden kommen oder in Daunenbetten liegen, die mit Hausstaubmilben belastet sind.
28 Prozent aller Erwachsenen betroffen
Laut einer Erhebung des deutschen Robert Koch Instituts sind in Deutschland rund 28 Prozent aller Erwachsenen von einer Allergie betroffen. Die Zahlen für Österreich liegen in der gleichen Größenordnung. Entsprechend ist eine Vielzahl an pflanzlichen Präparaten auf dem Markt, die die überschießende Reaktion des Körpers auf Pollen, Tierhaare, Pilzsporen & Co in Zaum halten sollen.
Helfen Heilpflanzen?
Eines der Mittel ist in Österreich unter dem Handelsnamen Lectranal erhältlich. Das Präparat enthält einen Extrakt aus der Tragantwurzel. Tragantpflanzen gehören zur Familie der Hülsenfrüchtler und dürften weltweit bis zu 3.000 Arten umfassen. Eine chinesische Variante mit dem botanischen Namen Astragalus membranaceus (oder Astragalus mongholicus) gehört zu den beliebtesten Heilpflanzen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Angeblich soll die Tragantwurzel das Immunsystem „modulieren“, sodass es weniger empfindlich auf Allergieauslöser reagiert und keine allergischen Symptome mehr auftreten – so zumindest die Theorie.
Einzige Studie hat methodische Schwächen
Im Zuge unserer umfangreichen Literaturrecherche konnten wir eine einzige Studie an 48 erwachsenen Personen finden, die der Hersteller auch im Beipackzettel zitiert. Doch die Studie beschränkt sich auf Personen mit einer Pollenallergie auf Gräser oder Spätblüher. Warum der Hersteller im Beipackzettel von einer guten Wirksamkeit des Produkts auch bei Allergien gegen Tierhaare oder Schimmelsporen spricht, bleibt deshalb unklar. Auch was den Einsatz des Mittels bei Heuschnupfen angeht, kann uns die Studie aufgrund der geringen Teilnehmerzahl und wegen methodischer Schwächen nicht überzeugen. So wurde die in der Praxis relevante Frage, welchen Effekt der Tragantextrakt im Vergleich zu anderen etablierten Heuschnupfen-Mitteln hat, nicht untersucht. Die Wirkung des Präparats wurde lediglich mit einem Scheinmedikament verglichen. Doch selbst hier ließ sich kein merkbarer Unterschied ausmachen.
Studien mit mehr Teilnehmern
Es sind gut gemachte Studien mit mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmern notwendig, um eine Aussage zur Wirksamkeit der Tragantwurzel gegen Allergien machen zu können.
Lesen Sie mehr unter: Medizin Transparent: Tragant bei Allergien?
Stimmt das, was die berichten? Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt. "Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Cochrane-Österreich ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert. Lesen Sie mehr auf www.medizin-transparent.at |