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Mann Rückenschmerzen Wirbelsäule
Ob Scenar bei anderen Beschwerden beziehungsweise mehrmaliger Anwendung helfen kann, ist unzureichend erforscht. Bild: angel_nt/stock.adobe.com (generiert durch KI)

Können Stromimpulse Beschwerden lindern?

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Wissenschaftliche Belege fehlen. Schmerzen haben sich in einer Studie nach einmaliger Behandlung nicht gebessert. Ob Scenar bei anderen Beschwerden beziehungsweise mehrmaliger Anwendung helfen kann, ist unzureichend erforscht. Zwei Studien – zur Schmerzerkrankung Fibromyalgie und zu Blasenschwäche – sind zu klein und zu mangelhaft, um Antworten zu liefern.

Mit Elektro-Impulsen heilen?

Scenar, ein Gerät in etwa der Größe einer Fernseh-Fernbedienung, soll mittels „spezieller Elektro-Impulse“ Schmerzen lindern und bei Gesundheitsproblemen wie Kopfschmerzen, Sportverletzungen oder chronischen Beschwerden helfen. Dazu wird das Gerät mit zwei Elektroden an die betroffene Körperstelle gehalten. Anbieter werben mit wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit beweisen sollen. Unser Kooperationspartner medizintransparent.at hat die Arbeiten unter die Lupe genommen

Dünne Studienlage

Zwar gibt es Studien, doch nur eine hat die Wirkung einigermaßen vertrauenswürdig überprüft. In dieser Arbeit wurde die Wirkung gegen Nacken- und Rückenschmerzen untersucht. Dabei konnte eine einmalige Behandlung die Beschwerden nicht lindern. Ob wiederholte Behandlungen helfen, bleibt unbeantwortet.

In zwei weniger verlässlichen Studien wurde untersucht, ob Scenar bei der chronischen Schmerzerkrankung Fibromyalgie oder bei Blasenschwäche helfen kann. Die Forschungsteams berichteten von einer kleinen Besserung am Ende der einmonatigen Behandlung. Der Effekt war so klein, dass die Teilnehmenden ihn gerade noch wahrnehmen konnten.

Steckt ein Placeboeffekt dahinter?

Es ist gut möglich, dass selbst dafür nur der Placeboeffekt verantwortlich war. Die Ergebnisse wären nur aussagekräftig, wenn die Scenar-Behandlung mit einer Scheinbehandlung verglichen wird, bei der man nicht merkt, ob man eine echte Behandlung bekommen hat oder nicht. Die echte Scenar-Behandlung war allerdings als Kribbeln auf der Haut spürbar. Das kan bereits einen Placeboeffekt verursachen. Zwei Monate später war die vermeintliche Besserung zudem schon wieder verpufft.

Gibt es mögliche Nebenwirkungen?

Geräte, die Strom durch den Körper leiten, können riskant sein. Daher warnen Anbieter Menschen mit Herzschrittmacher und Schwangere davor, das Gerät zu verwenden. Ob es andere mögliche Risiken gibt, ist unklar. Nur eine Studie hat dies untersucht. Dabei traten keine besonderen Nebenwirkungen auf. Die Anzahl der Teilnehmenden war jedoch viel zu klein.

In 40 Jahren keine Belege gefunden

Anbieter behaupten, dass durch die elektrischen Impulse die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert würden. Das ist weder belegt noch wissenschaftlich nachvollziehbar. Dass Belege fehlen verwundert. Das Verfahren wurde vor rund 40 Jahren entwickelt, doch bis heute ist es der Wissenschaft nicht gelungen, die Wirksamkeit zu beweisen.

Kooperation mit medizin-transparent.at

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Bild: medizin-transparent

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Tagtäglich berichten Medien von neuen Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen?

In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt.

"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. medizin-transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

Lesen Sie mehr auf https://medizin-transparent.at/scenar

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