Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die sogenannte Vitalfeldmessung Gesundheitsprobleme korrekt erkennen kann. Auch fehlt eine plausible Erklärung dafür, was genau gemessen wird. Das Vitalfeld, das bei der Messung angeblich analysiert wird, ist in der Medizin nicht bekannt.
Lassen sich mit einer Vitalfeldmessung Gesundheitsprobleme feststellen?
Kann die sogenannte Vitalfeldmessung Gesundheitsprobleme korrekt erkennen?
Vitalfeldmessung: „Über 600 Messobjekte in 8 Minuten“
Mit einer sogenannten Vitalfeldmessung ließe sich der Zustand jedes einzelnen Organs, Muskels und Knochens im Körper feststellen, behauptet das Schweizer Unternehmen Vitatec. Das Verfahren sei absolut schmerzfrei und ohne Risiken.
Dabei werden zwei mit einem Computer verbundene Elektroden an die Füße geklebt. Der Gesundheitszustand der untersuchten Person soll sich aus den gemessenen elektromagnetischen Feldern ableiten lassen.
Die Vitatec-Messungen werden in einigen Gesundheitszentren, von Energetiker:innen bis hin zu manchen Arztpraxen angeboten, was auch die Herstellerfirma auf Nachfrage bestätigte. Eine Messung beläuft sich in der Regel auf mehr als 100 Euro.
Fehlende wissenschaftliche Belege
Unser Kooperationspartner medizin-transparent.at hat nach wissenschaftlichen Belegen für den behaupteten Wirkmechanismus gesucht. Trotz akribischer Suche fanden die Expert:innen keine einzige Studie zur Vitalfeldmessung.
Inwieweit das Verfahren verlässliche Ergebnisse liefert oder sich Gesundheitsprobleme damit erkennen lassen, ist somit vollkommen unklar. Dies wurde offenbar nie untersucht.
Das sogenannte Vitalfeld, „die Gesamtheit aller elektrischen und elektromagnetischen Energien in einem lebenden Organismus“, ist auch in der Medizin unbekannt. Laut Firmen-Homepage gehört es zu einer Glaubensrichtung, die sich selbst als „Energiemedizin“ bezeichnet. Mit Medizin hat die allerdings wenig zu tun.
Das scheint auch dem Hersteller bewusst zu sein, darauf deutet ein Hinweis auf der Webseite hin, dass die Messung „keine Diagnosen oder Therapie im schulmedizinischen Sinne“ liefere.
Risiken für Konsument:innen
Auf Nachfrage von medizin-transparent hieß es vonseiten der Firma, die Vitalfeld-Analyse beziehe sich weder auf den Körper direkt noch auf konkrete Krankheitsgeschehen des Körpers – es würden folglich auch keine Diagnosen erstellt.
Dennoch erhalten Personen nach einer Vitalfeldmessung eine Liste angeblich gesunder und gestörter Körperregionen und Organe. Wir halten das für bedenklich, weil es etwa dazu führen kann, dass sich Betroffene in falscher Sicherheit wiegen oder womöglich ungerechtfertigte Sorgen und Ängste über ihren Gesundheitszustand machen.
Darüber hinaus bietet die Firma Vitatec Geräte zur angeblichen Behandlung des Vitalfeldes an. Auch dazu waren keine Forschungsergebnisse auffindbar.
Vitalfeldmessung und Bioresonanz: Gibt es eine Verbindung?
Die Vitalfeldmessung erinnert an ein anderes vermeintliches Messverfahren: die Bioresonanz. Der Hersteller eines Bioresonanz-Geräts wurde mittlerweile wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt, weil seine Geräte rein zufällige „Messergebnisse“ liefern. Auch für Bioresonanz gibt es weder Belege noch einen plausiblen Wirkmechanismus.
Unser Kooperationspartner medizin-transparent.at hat bei der Firma Vitatec nachgefragt, inwiefern sich die Vitalfeldmessung von Bioresonanz unterscheidet. Eine eindeutige Antwort wollte man darauf nicht geben. Die Funktionsweise unterscheide sich jedenfalls von jener der Bioresonanzgeräte, erklärte die Firma.
Kritik und Testergebnisse
Eine Internet-Recherche zeigte, dass Anbieter einer Vitalfeldmessung das Verfahren oft mit Bioresonanz gleichsetzen. Eine Gemeinsamkeit scheint es laut dem Schweizer Fernsehsender DRS zu geben. Vitalfeldmessung und Bioresonanz seien demnach von einem Mitglied der Sekte Scientology erfunden worden.
Reporter:innen des Senders hatten am 14. April 2020 in einer Ausgabe der Konsumenten-Sendung „Kassensturz“ Geräte zur Vitalfeldmessung und Bioresonanz unter die Lupe genommen. Das Gerät zur Vitalfeldmessung lieferte dabei für zwei verschiedene Messungen, die nacheinander bei derselben Person vorgenommen wurden, vollkommen unterschiedliche Ergebnisse. Die Journalist:innen nahmen zudem eine Vitalfeldmessung an einer Banane vor. Das Gerät attestierte der Frucht Probleme im Kiefergelenk, im Bindegewebe und an den Genitalien.
Fazit: Kein verlässliches Diagnoseverfahren
Abgesehen davon, dass es für die Vitalfeldmessung keine wissenschaftliche Grundlage gibt, kann ein Gerät, das offenbar nicht in der Lage ist, zwischen einem Menschen und einer Banane zu unterscheiden, kein verlässliches medizinisches Untersuchungsverfahren sein.
Wir können deshalb nicht dazu raten, eine Vitalfeldmessung in Anspruch zu nehmen. Zur Abklärung des Gesundheitszustandes beziehungsweise bei Untersuchungen sollten Sie auf bewährte, wissenschaftlich abgesicherte Verfahren wie etwa Röntgen, Ultraschall oder Elektrokardiogramm (EKG) vertrauen.
Kooperation mit medizin-transparent.at
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