Warum niemand etwas unternimmt, wenn Konzerne fast keine Steuern zahlen. - "Kunde König", ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck
Alois Grasböck |
Im Traum kann Unglaubliches passieren, und so etwas wollen wir jetzt einmal träumen. Also: Man ist ein fleißiger Mensch und verdient halbwegs gut, und von seinem Bruttogehalt zahlt man, nehmen wir eine runde Summe, fünf Cent Lohnsteuer. Fünf Cent. Im Monat oder im Jahr? Das bleibt im Traum unklar, ist aber eigentlich eh egal. Und wenn das Finanzamt auf ein Zehnerl gerade nicht herausgeben kann, sagt man großzügig „Stimmt schon“.
Für Konzerne ist der Traum Realität
Schluss damit, denn das ist sogar für einen Traum zu phantastisch! Zumindest, wenn man ein kleiner Steuerzahler ist. Ist man hingegen ein milliardenschwerer Konzern in einer Steueroase, kann so ein Traum Wirklichkeit werden. Gelegentlich wird behauptet, man müsse die Konzerne schonen, weil sie Arbeitsplätze in die Oase bringen. Hallo, schreit an dieser Stelle der kleine Steuerzahler, ich bin auch ein Arbeitsplatz! Und ich trage mit den hohen Steuern dazu bei, dass andere Arbeitsplätze bezahlt werden können, darunter die der Politiker und der Finanzbeamten!
13 Milliarden Euro Steuernachzahlung
Und wenn ich, so der kleine Steuerzahler weiter, ein paar Fliesen inoffiziell verlegen lasse, dann heißt es „Pfusch“ und ist strafbar, aber wenn ein Konzern hundert Millionen zwecks Steuervermeidung in ein anderes Land verschiebt, unternimmt keiner was. Zum Glück wird manchmal doch etwas unternommen. Die EU-Kommission verlangt, dass ein Konzern, der in Irland nur 0,005 Prozent Steuern gezahlt haben soll, 13 Milliarden Euro nachzahlen muss. 0,005 Prozent – so ein Nichts von einem Prozentsatz kennt der kleine Steuerzahler höchstens von seinen Sparzinsen.
EU-Rettungsschirm in der Not
Man sollte meinen, der irische Staat freut sich über die 13 Milliarden. Tut er aber keineswegs, ganz im Gegenteil ist er empört und wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Und was denkt sich der kleine Steuerzahler? Er denkt sich, dass es die Iren ganz dick haben müssen. Und wenn sie in Not geraten sollten, springt halt der Euro-Rettungsschirm ein. Wie schon einmal vor ein paar Jahren.