Nun kommt die Zeit, in der die Medien überall „leuchtende Kinderaugen“ entdecken und Optimisten vergeblich versuchen, dem toten Witz von der „stillsten Zeit im Jahr“ noch ein wenig Sarkasmus abzuringen.
Alltagslärm
Machen wir uns nichts vor: Der Wille zur Stille ist der Menschheit weitgehend abhandengekommen. Nach und nach hat sich das Motto "Alles Leben ist Geräusch" bis in die entlegensten Bereiche durchgesetzt. Es gibt schon noch Menschen, die im Herbst das Laub im Garten still zusammenrechen, aber die Laubsauger sind auf dem Vormarsch, um nur ein Beispiel zu nennen.
Angst vor der Geräuschlosigkeit
Freilich gibt es auch Gründe, die Stille zu fürchten, etwa wenn sie als Ruhe vor dem Sturm auftritt. Oder wenn sie den Menschen in eine Lage bringt, in der er außer seiner inneren Stimme nichts mehr hört, was ganz schön erschreckend sein kann. Oder so langweilig, dass es nicht auszuhalten ist. Da schon lieber ein Hitradio auf Dauerbetrieb, und sei es noch so ein öder Quatsch!
Oasen der Stille
Was des einen Musik, ist leider des anderen Lärm, und sobald dieser zu lästig wird, entsteht doch wieder das Bedürfnis nach Oasen der Stille. In der Kulturhauptstadt Linz gibt es ein Projekt, das beschallungsfreie Zonen geschaffen hat. Eine gute Idee, aber was hilft uns das, wenn uns das Shoppingcenter auch heuer wieder eine Überdosis "Last Christmas" in die Ohren presst?
Widerstandsutopien
Will man als Kunde König sein, muss man Widerstand leisten. Etwa so: Jeder sucht sich das Weihnachtslied aus, das ihn auf Dauer am meisten nervt. Und sobald dieses erklingt, bricht man den Einkauf demonstrativ ab und geht mit leeren Händen.
Es könnte allerdings sein, dass man mit dieser Methode nicht alle Geschenke zusammenbringt und am Heiligen Abend betretenes Schweigen herrscht. Was immerhin auch eine Art von Stille wäre.