Südwind, PRO-GE, VKI und Greenpeace machen mit der Kampagne "Make Chocolate Fair!" anlässlich des 1. Mai auf die Missstände in der Schokoladeindustrie aufmerksam und fordern faire Arbeitsbedingungen weltweit.
Der Weg von der Kakaobohne zur Schokoladetafel ist lang und arbeitsintensiv und wird von wenigen international agierenden Unternehmen gesteuert: Ca. 20 Mio. Menschen leben vom Kakaoanbau, fünf Konzerne beherrschen den Kakaomarkt weltweit und drei Viertel der in Österreich verarbeiteten Kakaobohnen stammen aus Ghana und der Elfenbeinküste.
Sklavenähnliche Bedingungen auf den Plantagen
Über zwei Millionen Kinder arbeiten dort auf den Kakaoplantagen und davon rund ein Zehntel unter sklavenähnlichen Bedingungen. Kleinbauernfamilien sind oft ungeschützt den schwankenden Rohstoffpreisen am Weltmarkt ausgesetzt und LohnarbeiterInnen auf Kakao-Plantagen müssen vielerorts menschenunwürdige und gesundheitsgefährdende Bedingungen in Kauf nehmen.
Prekäre Arbeit in Europa
"Prekäre Arbeit, die einseitig Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer benachteiligt, gibt es aber auch am Ende der Produktionskette, in der europäischen Schokoladenindustrie häufig in Form von Leiharbeit, Werkverträgen, Niedriglöhnen und befristeten Arbeitsverhältnissen. Wir Gewerkschaften fordern auch in diesem Bereich faire Arbeit und soziale Mindeststandards sowie deren Dokumentation in einem Sozialsiegel", so Gerhard Riess, Branchensekretär der Gewerkschaft PRO-GE
Faire Preise sollen Rohstoffbereich stabilisieren
Er weist darauf hin, dass die OECD Leitsätze für multinationale Unternehmen hinsichtlich ihrer sozialen Verantwortung aufgestellt hat. Diese Verantwortung müsse wahrgenommen werden – auch von kleineren und mittleren Unternehmen in Europa. Faire Preise für KakaoproduzentInnen würden dazu beitragen, der finanziellen Spekulation im Kakaosektor entgegen zu treten und können deshalb auch längerfristig den Rohstoffbereich stabilisieren, sowie mehr ökonomische Sicherheit für die Unternehmen im Schokoladensektor bewirken. "Mit fairen Preisen und Löhnen entsteht auch mehr Sicherheit für die Arbeitsplätze in Europa", so Riess.
Es braucht ein Gütesiegelgesetz
"Derzeit sind kaum 5% der Schokoladeprodukte im österreichischen Handel so zertifiziert, dass man Ausbeutung und soziale Missstände in der Produktion ausschließen kann" berichtet Bernhard Zeilinger, Leiter der Südwind-Kampagne "Make Chocolate Fair!". Zwar gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Gütesiegeln und Auslobungen, die mit Begriffen wie "nachhaltig", "umweltfreundlich" oder auch "regional" werben, diese sind aber gesetzlich nicht an die Einhaltung bestimmter Bedingungen geknüpft.
"Die Konsumentinnen und Konsumenten brauchen Gütesiegel zur Orientierung. Was sie nicht brauchen, ist eine Unzahl von Gütesiegeln, die das Blaue vom Himmel versprechen. Ein Gütesiegelgesetz könnte den grassierenden Wildwuchs eindämmen, sowie dazu beitragen, dass gewisse Standards eingehalten und allzu vollmundige Versprechungen vermieden werden", stellt Peter Blazek vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) fest. (Das ganze VKI-Statement lesen Sie unter: "Gütesiegel brauchen Regeln")
Diese Schokomarken haben gut abgeschnitten. |
Der Greenpeace Online-Einkaufsratgeber marktcheck.at hat die in Österreich erhältlichen Schokolade-Marken unter die Lupe genommen (mehr unter: Welche Schokomarken sind fair und bio?) und im Hinblick auf faire Produktionsbedingungen und biologische Herstellung bewertet.
"Wer Schokolade mit gutem Gewissen kaufen und genießen will, muss zu Bio-Produkten mit FAIRTRADE-Siegel greifen. In Maßen konsumiert ist das am besten für Mensch und Umwelt", rät Greenpeace-Sprecherin Gundi Schachl.
Kampagne für faire Schokolade
Damit faire Schokolade in Zukunft zum Standard wird, wurde die europaweite Kampagne Make Chocolate Fair! ins Leben gerufen. Deren Forderungen können durch eine Petition auf at.makechocolatefair.org unterzeichnet werden.
"Mit genügend Unterschriften wollen wir in Österreich auch Marktführer Milka, mit ca. 60% Marktanteil zu einem Umdenken bewegen. Dass dies möglich ist, beweisen Nestle und Mars, die einige ihrer Produkte in Großbritannien bereits durch FAIRTRADE zertifizieren haben lassen", schließt Zeilinger.