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Kleingeräteservice - Einweg statt Mehrweg

  • Die Großen reparieren selten Kleines
  • Reparaturkosten oft nahe am Neupreis
  • Mangelhafte Kundeninformation

Das Ding war zwar nicht extra teuer, aber es hat jahrelang anstandslos funktioniert. Und jetzt auf einmal bleibt es stumm, wenn man eine CD einlegt. Gewährleistung und Garantie sind natürlich längst abgelaufen, doch hat man sich im Lauf der Zeit so sehr an das Gerät gewöhnt, dass man seine Bedienung im Schlaf beherrscht und es nicht missen möchte – noch dazu, wo es mit dem Geburtstagsgeld von Tante Hilde gekauft wurde. Ein Neugerät wird einem ja auch nicht geschenkt, und die Problematik des Elektronikschrotts ist einem spätestens seit der PC- und Handymanie bewusst. Außerdem passt das gute Stück auf den Millimeter genau ins Regalfach. Gründe genug also, zumindest den Versuch zu unternehmen, das Gerät reparieren zu lassen.

Repariert eine Servicestelle Kleingeräte?

Wir waren neugierig, was passieren würde, wenn einer unserer Tester als einfacher Konsument mit einem unserer mehrere Jahre alten Marken-Kleingeräte (CD-Portable, Autoanlage mit CD-Wechsler, CD-Radiorecorder, Kompakt-Stereoanlage) bei einer Servicestelle oder einer Reparaturwerkstatt aufkreuzen und sagen würde: „Das funktioniert nicht mehr. Können Sie es reparieren?“ Die Testergebnisse haben wir diesmal nicht in herkömmlicher Form mit Namensnennung und Beurteilung veröffentlicht, sondern wir haben sie zu einem allgemeinen Erfahrungsbericht zusammengefasst.

Erst gar nicht angenommen

Erste Erfahrung: Die großen Firmenservicestellen geben sich mit solchem Kleinkram nicht mehr ab. Bei der Generalvertretung eines großen Herstellers hieß es sinngemäß: „Ein neues CD-Laufwerk für den Radiorecorder kostet 130 Euro plus eine Stunde Arbeitszeit, das rentiert sich nicht.“ Bei einer anderen Servicestelle, die als eigenständige Firma aus dem Mutterkonzern ausgegliedert ist, wurde das Gerät zwar übernommen, doch schon der Mitarbeiter in der Annahmestelle meinte, dass ein Neukauf wohl billiger sein würde. Zwei Tage später kam der Anruf: „Das Gerät ist abholbereit.“ Damit war aber nur gemeint, dass wir es wieder zurücknehmen sollten, denn es hatte sich herausgestellt, dass es für den einige Jahre alten CD-Portable gar keine Ersatzteile mehr gab. Erlebnisse, die den Verdacht nähren, dass Geräte der Billigschiene eher schon als Einwegprodukte konzipiert werden. Zumindest scheint es die Philosophie der Hersteller zu sein, sie als solche zu betrachten. Dass eine von den kleineren Reparaturwerkstätten später die Laser-Einheit des Radiorecorders für insgesamt 69 Euro(!) tauschte, soll aber nicht heißen, kleine Werkstätten wären grundsätzlich besser: Auch hier erlebte es unser Tester, dass die Reparatur des Radiorecorders als unrentabel abgelehnt wurde.

Werkstätten als einzige Hoffnung

Ziemlich frustriert war er an jenem verregneten Dienstag, an dem er von einer ihm von früher her bekannten Adresse zur nächsten und noch zu einer dritten hetzte, und alle drei Firmen hatten mittlerweile zugesperrt! (Kein Wunder, dass er momentan den Drang verspürte, den Reparaturversuch aufzugeben, ins nächste Geschäft zu rennen und einen neuen Radiorecorder zu kaufen!) Werkstätten sind bei Kleingerätereparaturen trotzdem oft die einzige Hoffnung, denn der Händler, bei dem man das Gerät gekauft hat, schickt einen ja doch nur wieder zur Servicestelle, wo man nichts erreicht.

Kostenvoranschlag unüblich

Wenn man schließlich doch bei einer Werkstatt gelandet ist, die das Gerät übernimmt, wäre der „klassische“ Schritt ein verbindlicher, in Arbeits-, Material- und sonstige Kosten aufgegliederter schriftlicher Kostenvoranschlag. In der Realität ist freilich kaum ein Techniker bereit, für ein Kleingerät einen solchen Aufwand zu betreiben. Meist läuft die Sache daher folgendermaßen ab: „Lassen Sie das Gerät da. Wir schaun’s uns an und sagen Ihnen, wie viel es ungefähr kosten wird.“ Es folgt möglicherweise ein Rückruf, oder man muss selbst zum Telefonhörer greifen. Für einen solchen mündlichen Kostenvoranschlag wird meist eine Gebühr verrechnet, die sich im Bereich zwischen 25 und 33 Euro bewegt und die man im Vorhinein bezahlen muss. Bei Erteilung eines Reparaturauftrags wird sie im Endbetrag berücksichtigt, andernfalls ist das Geld verloren.

Vorsicht bei mündlichen Kostenvoranschlägen

Manche Werkstätten machen es sich noch einfacher und geben umgehend eine auf Erfahrungswerten beruhende Kostenschätzung ab. Die fällt entsprechend vage aus: Angaben wie „zirka 70 bis 100 Euro“ lassen viel Spielraum.

Verbindlich und im Streitfall beweisbar sind mündliche Angaben in keinem Fall. Deshalb sollten Sie von sich aus unbedingt ein Kostenlimit setzen. Sagen Sie gleich bei der Übergabe des Gerätes, wie viel Sie für die Reparatur maximal zu zahlen bereit sind, und lassen Sie diese Summe auf dem Reparaturauftrag schriftlich vermerken.

Das folgende Erlebnis ist als Ausnahme von dieser empfohlenen Regel zu betrachten: In einer Kleinstwerkstatt mit einer besonders vagen Kostenschätzung hieß es bei der Abholung lapidar: „Macht 96 Euro.“ Darauf unser Tester: „So viel wollte ich aber nicht zahlen. Was genau haben Sie denn ausgetauscht?“ Die Antwort nach kurzem Zögern: „Es war ein mechanischer Defekt. Na gut, dann bitte 78 Euro.“

Fehlinformationen bezüglich Gewährleistung

Negativ aufgefallen ist uns, dass viele Firmen der Aushangpflicht ihrer Preise und Stundensätze im Geschäftslokal nicht oder nur in ungenügender Weise nachkommen. Ebenso gibt es – bewusst oder unbewusst – eklatante Fehlinformationen bezüglich der Gewährleistung. Da ist etwa von sechs Monaten die Rede, obwohl die Gewährleistungsfrist seit 1. Jänner 2002 auf zwei Jahre ausgeweitet wurde (gilt auch für Reparaturen!). Häufiger noch wird der Begriff der (gesetzlich geregelten) Gewährleistung mit dem der (rein freiwilligen) Garantie vermengt. Die Vorführung, dass das Gerät wieder funktioniert, ist leider nicht selbstverständlich, ebenso wenig wie die Information darüber, was überhaupt defekt war.

Lange Raparaturdauern üblich

Was die Reparaturdauer betrifft, so werden von den Firmen meist ein bis zwei Wochen veranschlagt. Man sollte aber immer damit rechnen, dass sich diese locker auf vier bis sechs Wochen ausdehnen können.

Persönliche Überlegungen

Was haben wir aus dem Test gelernt? Wirtschaftlich rentiert hat sich die Reparatur nur bei den teureren Geräten, sprich: im aktuellen Fall bei den Autoanlagen. Hier standen die Reparaturkosten in einem einigermaßen vernünftigen Verhältnis zum Neupreis. Bei den übrigen Kleingeräten, deren Neuanschaffung aufgrund des Preisverfalls der vergangenen Jahre nur 120 bis 150 Euro kosten würde, ist die grundsätzliche Frage die, ob man sich überhaupt die Mühe machen soll, eine Werkstatt zu suchen. Mit zirka 50 Euro muss man allein schon für die Arbeitszeit rechnen – und dann hat man ein repariertes Altgerät, bei dem jederzeit ein neuer Fehler auftreten kann. Es sind daher eher die eingangs erwähnten persönlichen Gründe, die den Ausschlag für die Reparatur eines Kleingerätes geben. Ansonsten ist die Sondermüllsammelstelle die geeignete letzte Ruhestätte. Zumindest in einzelnen Bereichen hat aber mittlerweile ein Umdenken eingesetzt: So gibt es bei einigen wenigen Herstellern das Tausch-Reparatur-Modell. Hier werden defekte Geräte gegen generalüberholte ausgetauscht, repariert und so selbst zu Tauschgeräten. Ein Modell, das Schule machen sollte. Aber wie wir wissen, läuft es im wirklichen Leben oft anders als in der Schule…

Servicestellen

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Musikanlage schwarz Mit diesen... |
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CD Player ... defekten Geräten... |
Radio mit CD-Player und Kassettendeck
Radio mit CD-Player und Kassettendeck ... probierten wir es aus: „Können Sie das reparieren?“ Ergebnis: Die großen Servicestellen geben sich mit solchem Kleinkram nicht mehr ab. |
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CD Player
Radio mit CD-Player und Kassettendeck

  • Während der zweijährigen Gewährleistungsfrist ist der Händler Ihr Ansprechpartner, bei darüber hinaus bestehender Garantie des Herstellers die entsprechende Servicestelle.
  • Sind Gewährleistung und Garantie abgelaufen, dann ist die erste Überlegung, ob Ihnen das alte Gerät die Mühe und das eventuell vergeblich investierte Geld für einen Kostenvoranschlag wert ist. Bei Geräten von 150 Euro aufwärts oder solchen, die Teil einer Anlage sind, lohnt es sich voraussichtlich schon. Bei markenlosen Produkten brauchen Sie es allerdings gar nicht erst zu versuchen.
  • Liegen die Neuanschaffungskosten bei maximal 150 Euro, sind es wohl eher subjektive Gründe wie alte Gewohnheiten, die „Maßgenauigkeit“ oder sentimentale Gefühle, die den Ausschlag für einen Reparaturversuch geben.
  • Rufen Sie bei der Servicestelle des Herstellers an und fragen Sie, ob das Gerät überhaupt zur Reparatur übernommen wird. Die Alternative ist eine freie Reparaturwerkstatt.
  • Setzen Sie unbedingt ein Kostenlimit, über das hinaus Sie eine Reparatur ablehnen! Kosten für einen Voranschlag können dabei allerdings trotzdem anfallen.
  • Verlangen Sie bei der Abholung eine Vorführung und fragen Sie, was genau defekt war und repariert wurde. Dies sollte auch aus der Rechnung hervorgehen (wichtig für die Gewährleistung!).
  • Lassen Sie für Kleingeräte keinesfalls einen Techniker ins Haus kommen, denn dafür werden in den allermeisten Fällen Anfahrtskosten verrechnet.

Reparieren statt Wegwerfen

Hier finden Sie Betriebe, die Ihr Gerät vielleicht kostengünstig reparieren:

Reparaturnetzwerk: www.reparaturnetzwerk.at
Servicestellen-Hotline: (01) 803 32 32-22

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