Es war einer jener Blicke meiner Frau, der mir unmissverständlich signalisieren, dass etwas geschehen muss. Sofort. Begleitet wurde der Blick vom bedeutenden Satz: „Verdammt, ich habe keine Muskatmühle.“
In Anbetracht der unüberhörbaren Panik in der Stimme ersparte ich mir die Bemerkung: „Ich wusste gar nicht, dass es so etwas wie eine Muskatmühle überhaupt gibt.“ Es sollte nur mehr wenige Stunden dauern, bis die Gäste eintrafen, daher folgte die übliche Frage: „Wo kriegen wir auf die Schnelle eine Muskatmühle her?“ Das „Wir“ meint in der Regel mich, und schon hatte ich die rettende Idee (okay, ich gebe zu … meine Frau hatte sie): ein Geschirrgeschäft.
Zeitreise ins Paradies
„So etwas gibt es noch?“, fragte ich, und ich lernte: ja, in der Währinger Straße. Schon machte ich mich auf den Weg. Ich stieg ein paar Treppen hinab und landete … im Paradies. Es war wie eine Zeitreise. Ich befand mich in Räumlichkeiten, die von zahllosen Küchenutensilien beseelt und vom Geruch der Vergangenheit so geprägt waren, dass ich vor Glück hüpfen hätte können.
Die Verkäuferinnen, die mir in Dienstschürzen begegneten, waren wie liebenswerte Elfen, die den Online-Einkaufsspuk weglächelten. „Was suchen Sie denn?“ „Eine Muskatmühle.“ „Gerne, da hätten wir mehrere zur Auswahl.“
Charme der Kundennähe
Selten war meine Verblüffung größer. Ich spürte den Charme von Kundennähe, erinnerte mich an meine Kindheit und das magische Geschäft namens "Fundgrube“. Hier aber, im Herzen Währings, gab es gefühlsmäßig jedes Geschirr der Welt, von Präsenz, Freundlichkeit und Expertise begleitet. Voller Stolz, mit einem Hauch von Rührung, trug ich die Muskatmühle nach Hause. Und erzählte, dass es dieses Geschäft seit 1919 gibt. „Dort wird dieses Jahr der hundertste Geburtstag gefeiert." Wenn das kein Grund für eine Kolumne ist. Alles Gute für die Zukunft!