Ich saß unlängst im Auto, als auf meinem Display erschien: „Abblendlicht rechts schadhaft.“ Aha, dachte ich mir, damit soll man nicht spaßen. Prompt erinnerte ich mich, dass mir jemand erzählt hatte, es sei heutzutage tückisch, ein Lämpchen zu tauschen. Weil die Konstruktionen der Autos viel komplexer geworden seien. Also sah ich mir ein YouTube-Video mit einer genauen Anleitung an.
Dabei wurde mir augenblicklich klar: Die Annahme, ich könnte die Sache ruckzuck selbst erledigen, war unfassbar naiv. Im Gegenteil. Es war wesentlich mehr Know-how und Werkzeug notwendig, als ich es mir in meinen kühnen Phantasien je hätte vorstellen können.
Ab zur Tankstelle!
Ein Blick auf meinen Anzug (und das weiße Hemd) offenbarte mir daher: Ab zur Tankstelle! Dort betrat ich frohen Mutes den Shop und bat den Mitarbeiter mit einem Lächeln der Beiläufigkeit: „Könnten Sie so lieb sein und mir ein Lämpchen tauschen?“ Der war gut. Genauso gut hätte ich sagen können: „Könnten Sie so lieb sein und mir ein Taxi auf den Mond rufen?“ Der Mann sah mich mit großen Augen an und sagte: „Tut mir sehr leid, das machen wir nicht.“
Pure Nostalgie
„Interessant“, antwortete ich. „Die Vorstellung, an einer Tankstelle einen Techniker anzutreffen, der ein Lämpchen erneuert, ist also pure Nostalgie?“ Darauf er: „Hm. So etwas gibt’s schon lange nicht mehr.“ Und ich: „Aha.“ Denn ich gestehe, dass ich im Verständnis aufgewachsen bin, dass es an Tankstellen nur so von ausgebildeten Tüftlern wimmelt.
Croissants statt Lämpchen-Tausch
Stattdessen müssen wir tatsächlich sogar für ein neues Lämpchen einen Termin in der Fachwerkstatt ausmachen. Ich bedankte mich dennoch artig für die irritierende Information und sah während meines Abgangs aus dem Augenwinkel nur noch eines: Wie sich der freundliche Mann von der Tankstelle umdrehte … und ein Blech mit Laugencroissants in den Ofen schob.