Wir haben den Luxus, zu jeder Jahreszeit jede Art von Früchten kaufen zu können. Den Luxus einer humanen Arbeitswelt, etwa bei Erntehelfern, können, oder wollen sich viele nicht mehr leisten. - "Kunde König", ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.
Alois Grasböck |
Vor Jahren lief in Österreich eine TV-Werbung, die eine Orangenernte zeigte. Man sah glückliche Menschen, die vor Freude lachten und sangen, während sie ihren Traumberuf, nämlich Erntehelfer, ausübten. Sogar von Leidenschaft war die Rede. Natürlich hat kein Mensch, der auch nur ein bisschen klüger war als eine Stubenfliege, diesen Blödsinn ernst genommen. Werbung halt.
Glückliche Kühe
Aber eine gewisse Sehnsucht nach einer heilen Welt ist sehr wohl vorhanden. Glückliche Kühe bei glücklichen Bauern sieht man lieber als eine Massentierhaltung. Nett wären auch Zitronen, die von einer feschen Italienerin liebevoll bis zur Reife umsorgt und dann mit zarter Hand gepflückt werden. Weil das menschlicher wäre als anonyme Ware, die halbreif vom Baum gerissen wird.
Zu kurzer Arm
Wir haben den Luxus, zu jeder Jahreszeit jede Art von Früchten kaufen zu können, das reicht von den Heidelbeeren aus Peru bis zu den Trauben aus Südafrika. Den Luxus einer halbwegs humanen Arbeitswelt, etwa bei Erntehelfern, können oder wollen sich viele nicht mehr leisten. Auch nicht im kulturell hochstehenden Italien, wo Flüchtlinge praktisch als Sklaven schuften. Als Konsument in Österreich kann man nicht bei jeder Südfrucht an Ausbeutung denken und sich womöglich gar als Mittäter fühlen. Der Arm des Normalbürgers reicht nicht bis in ferne Plantagen, zumal nicht einmal Regierungen etwas gegen beschämende Zustände tun.
Erst denken, dann kaufen
Der Arm des Konsumenten reicht jedoch bis in die Obstabteilung, und dort gilt wie immer das Motto. Erst denken, dann kaufen. Es gibt eine weit verbreitete Art von Hoffnungslosigkeit, die besagt, dass es sowieso immer nur die Kleinen trifft, egal, was geschieht. Da ist was dran, doch wir wollen den Mut nicht verlieren und wenigstens kleine Zeichen setzen. Zum Beispiel, indem man laut sagt: Diese knallharten Nektarinen, bei denen ihr den Geschmack vermutlich durch Spritzmittel ersetzt habt, könnt ihr euch sonst wohin stecken! Das ist nicht viel, aber wenn es oft passiert, spürt es irgendwann auch einer von den Großen.
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