Der junge Mann, der sich als Journalist vorstellte, erweckte das Mitleid der viel beschäftigten Herausgeberin. Er wollte ein Interview für eine Studie führen. Erscheinen sollte es in der „Enzyklopädie des Erfolges“. Und dieses Buch möge sie bitte bestellen, nur dann erhalte er ein Honorar. Frau Hiller1) ließ sich erweichen. Das nächste, was sie von der Sache hörte, war die gerichtliche Klage der Firma Algoprint. Die gibt die besagte Erfolgs-Enzyklopädie heraus und wollte einige hundert Euro von Frau Hiller. Im Internet wirbt der Verlag mit illustren Namen von Andreas Khol bis Adriana Zartl. Freilich erfährt man dort nichts wirklich Neues aus dem Leben der Prominenz. Das ist auch nicht der Sinn der Erfolgsbiografien. Angesprochen werden damit andere: Der kleine Selbstständige, der sich neben einem Spitzenbanker verewigt sehen will, oder der Vereinsobmann mit ausgeprägtem Hang zur Selbstdarstellung. Sie alle sollen Interviews geben und vor allem das Buch um 319 Euro erwerben (das ist der Subskriptionspreis, nach Erscheinen kostet es 399 Euro). Berühmt wird man durch Erwähnung in diesem Werk eher nicht. Der stolze Preis macht es nicht gerade zum Bestseller. Der Verlag freilich sieht das Werk als Erfolg: Der hohe Preis resultiere aus dem Aufwand (viele Interviews, Ledereinband, Goldschnitt). Selbstverständlich gäbe es auch ein Rücktrittsrecht. Aber nur für Konsumenten und nicht für Selbstständige wie Frau Hiller. Deren Resümee: „Die einen zahlen aus Mitleid, die anderen aus Eitelkeit. Eigentlich hätte ich den Mann hochkantig rauswerfen sollen.“
1) Name von der Redaktion geändert