Diesmal im Lebensmittel-Check: "Alete Kinderkeks" gibt sich als geeignete Knabberei für Babys ab dem achten Monat aus, doch zugesetzter Zucker sollte zumindest vor dem ersten Geburtstag gar nicht in der Babynahrung vorkommen.
Alete Kinderkeks: Zucker für Babys?
"Alete Kinderkeks" zum "Knabbern lernen"? Dazu brauchen Babys keine zuckerhaltigen Kekse. Gewöhnung an Süßes und kariesfördernden Zucker sind für Babys nicht notwendig!
Das steht drauf: "Alete Kinderkeks"
Gekauft bei: in vielen Geschäften erhältlich
Das ist das Problem
"Die ‚Alete Kinderkekse‘ enthalten Industriezucker, weshalb die Bezeichnung als Kinderkeks, ‚ab dem 8. Monat‘ für mich doch fragwürdig ist.", schreibt uns Frau B., denn sie wisse, laut Ernährungsempfehlungen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sollten Kinder unter einem Jahr überhaupt keinen Zucker bekommen. "Und warum wird der ‚Alete Keks‘ als Kinderkeks vermarktet?", fragt die Konsumentin, denn sie könne im Vergleich zu "normalen" Keksen auch keine besonderen Inhaltsstoffe finden. Die Preisunterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenenkeksen seien hingegen enorm.
"Babygerechte" Süßigkeit?
Die „Alete Kinderkekse“ waren aufgrund ihrer Produktaufmachung vor einigen Jahren bereits Thema. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte die damals (2017) noch fragwürdigere Auslobung der Kekse, die sich als “babygerecht” und „zum Knabbern lernen“ bezeichneten. Der Hersteller (Alete gehört zur DMK Deutsches Milchkontor GmbH) argumentierte damit, dass der kleine Keks so gut in die kleine Babyhand passe.
Das bescherte dem „Alete Kinderkeks“ eine Nominierung bei der Wahl zum “goldenen Windbeutel 2017” von Foodwatch ein. Aufgrund der Kritik änderte Alete das Etikett und entfernte diese Auslobungen. Der Hersteller senkte den Zuckergehalt von 25 Gramm auf 17 Gramm pro 100 Gramm. Das ist ein erfreulicher Schritt, trotzdem bleiben es einige Punkte, die weiterhin kritisch zu sehen sind.
Alete empfiehlt Kekse ab dem 8. Monat
In der Zutatenliste von „Alete Kinderkeks“ steht Zucker gleich an zweiter Stelle nach Weizenmehl. Ein Keks enthält ein Gramm Zucker. Auf der Packung finden sich nach wie vor Auslobungen wie “ab 8. Monat” sowie “bewusst Kinderspaß genießen”, “gut greifbar für die kleine Hand” und “Alete Kinderkeks regt zum Knabbern und Kauen mit den ersten Zähnchen an”.
Alete empfiehlt also weiterhin eine Süßigkeit für Babys ab dem achten Lebensmonat. Der Hersteller gibt auf der Verpackung Tipps, wie man erkennt, ob das Baby bereit ist Kekse zu Knabbern. Zumindest finden sich auf der Verpackung Hinweise, dass Babys die Kekse nicht im Liegen und nicht mehr als drei Kekse auf einmal essen sollten, sowie Infos zur gründlichen Zahnpflege vor dem Schlafengehen.
Babys brauchen keine Kekse
Warum schon Babys an Süßigkeiten gewöhnen? Kinder brauchen keine zuckerhaltigen Kekse, um sie zum Knabbern anzuregen. Gedünstetes, in Stücke geschnittenes Gemüse (etwa Karotten, Kürbis, Süßkartoffel), weiches Obst (beispielsweise reife Birnen, Bananen, Pfirsiche) oder gekochte Nudeln und Brotstückchen regen zum Kauen und Knabbern an. Dagegen sind zuckerhaltige und damit Karies fördernde Kekse keine gute Wahl. Das gilt ebenso für „Kinderkekse“ anderer Hersteller, die oft mit Apfel- und Traubensaftkonzentrat gesüßt sind. Diese Zutaten sind genauso wie Haushaltszucker einzustufen.
Kein zugesetzter Zucker im ersten Lebensjahr
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt in ihrer Empfehlung Haushaltszucker mit Saftkonzentraten gleich. Im ersten Lebensjahr sollte generell auf zugesetzten Zucker verzichtet werden. An dieser Empfehlung hält auch die Initiative „Richtig essen von Anfang an” fest: Im gesamten ersten Lebensjahr am besten keine Lebensmittel bereitzustellen, denen Zucker zugesetzt wurde; dazu zählen neben Haushaltszucker, Fruktose und Dextrose unter anderem auch Saftkonzentrate und Sirupe! Somit sind für Babys auch anders gesüßte Produkte nicht empfehlenswerter als das Alete-Produkt.
Kein Problem: Obst mit natürlichem Zuckergehalt
Natürlich sind Breie mit zum Beispiel Obst oder Joghurt, die von Natur aus Zucker enthalten, in Ordnung und sollten auf dem Speiseplan stehen. Die WHO-Empfehlungen zur Zuckeraufnahme beziehen sich nicht auf den natürlichen Zucker in frischem Obst oder in Milch, sondern auf zugesetzten Zucker bzw. zuckerreiche Zutaten. Dazu zählen Traubenzucker (Glucose, Dextrose), Fruchtzucker (Fructose), Haushaltszucker (Saccharose) sowie Malzzucker (Maltose) oder auch Zucker in Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten.
Ab einem Jahr: auf wenig Zucker achten
Klar ist: Auch Kekse, die für Kinder beworben werden, sind von gewisser Süße. Sie enthalten Haushaltszucker oder andere süßende Zutaten wie Apfelsaftkonzentrat, Honig oder Datteln. Solche Produkte sind als Süßigkeiten anzusehen, die Kinder zwar ab dem ersten Lebensjahr essen dürfen, aber möglichst selten.
Der Zuckergehalt von Lebensmitteln für Kleinkinder ist durchaus unterschiedlich. Am besten vergleichen Sie mehrere Produkte und achten in der Nährwerttabelle auf die Angabe “davon Zucker”.
Studie zeigt: Je weniger Zucker, desto besser
Eine kürzlich im Fachjournal „Science“ veröffentlichte Studie zeigt, dass der Zuckerkonsum in den ersten 1000 Tagen eines Kindes – während der Schwangerschaft und in den ersten beiden Lebensjahren – entscheidend für die Gesundheit ist. Eine Begrenzung des Zuckerkonsums in dieser Zeit senkt das Risiko für Typ-2-Diabetes um 35 Prozent, für Adipositas um 30 Prozent und für Bluthochdruck um 20 Prozent.
Reaktion von Alete
Der Hersteller hält für Babys Genussfreuden geringe Zuckermengen bei einer abwechslungsreichen Ernährung für durchaus in Ordnung.
"Vielen Dank für die Weiterleitung Ihrer Konsumentenanfrage zu unserem ‚Alete bewusst Kinderkeks‘. Die Konsumentin hat Fragen bezüglich des Zuckergehalts und zur Alterspositionierung. Gerne nehmen wir dazu Stellung:
Grundsätzlich unterscheidet man ‚Lebensmittel für spezielle Verbrauchergruppen‘ und sog. ‚Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs‘. Im Gegensatz zu ‚Lebensmitteln des allgemeinen Verzehrs‘, die sich an die Allgemeinbevölkerung richten, entsprechen ‚Lebensmittel für spezielle Verbrauchergruppen‘ den besonderen Ernährungsbedürfnissen bestimmter Personen, wie u. a. Säuglingen und Kleinkindern. Der ‚Alete bewusst Kinderkeks‘ ist für Babys und Kleinkinder konzipiert und fällt somit in die Kategorie ‚Lebensmittel für spezielle Verbrauchergruppen‘. Dadurch unterliegt das Produkt speziellen Anforderungen:
Die Vorgaben hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit und des Nährstoffgehaltes für Produkte für Babys und Kleinkinder sind sehr viel strenger als für ,Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs‘. Viele Höchstwerte für unerwünschte Stoffe sind beispielsweise um den Faktor 10 strenger als für normale Lebensmittel. Vielfach liegen Höchstwerte an der Grenze dessen, was mit modernsten analytischen Methoden überhaupt messbar ist. Die rechtliche Grundlage für die Anforderungen an Beikostprodukte, wie Zusammensetzung und maximaler Gehalt unerwünschter Stoffe, bilden die europäische Verordnung für spezielle Verbrauchergruppen und die Beikost-Richtlinie.
Für die Herstellung dieser Produkte sind folglich spezielle Baby-konforme, schadstoffarme Rohstoffe nötig, deren Beschaffung letztlich mit höheren Kosten verbunden sind als bei Rohstoffen für ‚Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs‘. Erkennbar sind diese Produkte an der Alterskennzeichnung auf der Verpackung.
Des Weiteren sind im Gesetz für die verschiedenen Beikostkategorien relevante Vorgaben zur Nährstoffzusammensetzung definiert. Auch der Zuckergehalt von Beikostprodukten ist gesetzlich strengstens geregelt.
Bewusste Ernährung bedeutet für uns auch, Kindern von Anfang ein gesundes Essverhalten beizubringen. Kleine Genussfreuden mit geringen Zuckermengen sind bei einer abwechslungsreichen Ernährung durchaus in Ordnung.
Wichtig hierbei ist das richtige Maß: egal ob herzhaft oder süß, Snacks sollten laut Forschungsdepartment Kinderernährung nicht mehr als 10% des Gesamtenergiebedarfs abdecken. Diese Empfehlung berücksichtigen wir bei der Portionsberechnung und geben dementsprechende Hinweise auf der Verpackung. Auf den Etiketten der ‚Alete bewusst‘-Produkte sind die Zutat Zucker, sofern zugesetzt, sowie der Zuckergehalt deutlich gekennzeichnet. Außerdem geben wir Hinweise zum richtigen Gebrauch der Produkte, wie zum Beispiel zur täglichen Verzehrmenge und zur Bedeutung einer gründlichen Zahnpflege. Die Eltern erhalten somit umfassende Informationen.
Als Hersteller sind wir dazu verpflichtet, Rezepturen, Zutaten und Beschaffenheit unserer Produkte auf die Eignung für die Ernährung von Säuglingen, Kleinkindern und Kindern zu prüfen. Wir sind uns unserer Verantwortung für eine gesunde Ernährung dieser sensiblen Altersgruppe sehr wohl bewusst. Alle unsere Produkte entsprechen den strengen gesetzlichen Anforderungen der europäischen und nationalen Gesetzgebung. Unsere ‚Alete bewusst‘-Produkte sind sicher und uneingeschränkt für die Ernährung von Säuglingen, Kleinkindern und Kindern geeignet.
Kekse schmecken typischerweise süß. Zucker sollte jedoch nur in Maßen verzehrt werden. Der Zuckergehalt ist bereits so gering wie möglich gehalten. Eine weitere Reduktion ist bei dieser Rezeptur nicht möglich, denn nur mit diesem Mindestzuckergehalt von 1 g pro Keks bleibt der ‚Alete bewusst Kinderkeks‘ mürbe und löst sich leicht im Mund des Kindes. So ist sichergestellt, dass sich Kinder ab dem 8. Monat an dem Keks nicht verschlucken. Dies wird auch auf der Verpackung genau kommuniziert."
DMK Deutsches Milchkontor GmbH
5.9.2024
Wir empfehlen:
Vergleichen Sie den Zuckergehalt von Lebensmitteln für Kinder. Kekse und Riegel für Kinder enthalten Zucker, oft auch in Form von Fruchtsaftkonzentraten. Kinder unter einem Jahr sollten keine mit Zucker gesüßten Produkte essen.
Tipps "Richtig essen von Anfang an":
https://www.richtigessenvonanfangan.at/de/checkliste-beikost-produkte/
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