Manche nervt sie, andere hören sie gern oder sie nehmen sie gar nicht wahr: die Musik in Geschäften, Restaurants oder Hotels. Was wird damit bezweckt?
Dass Musik unsere Stimmung beeinflusst, ist keine Überraschung – dass weiche Musik, etwa die sanften Töne eines Streichquartetts mit wenigen Rhythmuswechseln, dafür sorgt, dass uns der Pullover im Kleidungsgeschäft weicher erscheint, dagegen schon. „Was wir hören, bestimmt auch, was wir fühlen“, erklärt Monika Imschloß, Junior-Professorin an der Universität Köln und Expertin für Marketing. „Als Kunde nimmt man die Musik häufig nicht bewusst wahr. Beeinflusst wird man von ihr trotzdem.“ So bringt langsamere Musik die Menschen dazu, langsamer durch das Geschäft zu schlendern. Eine Erkenntnis, die Imschloß selbst durch wissenschaftliche Beobachtungen belegte.
Immer mehr Händler widmen der Hintergrundmusik daher größere Aufmerksamkeit. Musik schafft Atmosphäre und ist für den stationären Handel ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Onlinehandel. „Einkaufen ohne Musik wäre auch bisschen langweilig“, betont Imschloß. Zudem schaffe Musik ein wenig Ablenkung: „Man will ja beim Anprobieren nicht, dass andere alles hören.“ Musik kann aber zum Störfaktor werden, wenn sie unpassend und zu laut ist.
Musik scheidet die Geister
Dass Musik beim Einkaufen durchaus polarisieren kann, zeigt eine Umfrage, die wir kürzlich in Wien-Mitte durchführten. Für Heinz, Mitte 60, ist sie „eher lästig, einlullend; meist ist es keine gute Musik“. Johanna, Anfang 20, bekommt die Musik oft gar nicht mit: „Ich bin da ganz auf mich konzentriert.“ Ihre Freundin Finia stört die Musik beim Shoppen nicht – außer, es wird Jazz gespielt: „Das macht mich wahnsinnig.“ Die Leserinnen und Leser von KONSUMENT fühlen sich, wie viele Zuschriften der letzten Zeit zeigen, in der überwiegenden Mehrheit sehr gestört.
In einer kürzlich auf Facebook durchgeführten Umfrage mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fühlen sich 55 Prozent durch Musik gestört. Kommentar einer mehrfach Betroffenen: „Seit ich nicht mehr im Handel tätig bin, nicht. Vorher allerdings schon, wenn man tagtäglich den gleichen Sud hört – überhaupt in der Weihnachtszeit.“ Die Motive der Händler, Musik zu spielen, sind unterschiedlich. Größere Ketten setzen auf standardisierte Playlists, um ein einheitliches Markenerlebnis zu schaffen. Eigentlich sollte die Musik möglichst unauffällig sein. Einige Modehäuser, wie Abercrombie & Fitch, konterkarieren das bewusst und setzen mit lauter Musik auf eine jüngere Zielgruppe.