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Greenwashing: Klimaneutrales Gas vom Verbund - Flüchtiges Versprechen

Greenwashing: klineutrales Gas Verbund (Screenshot: Verbund 25.5.2021)

 

Was uns stutzig gemacht hat. Ein Konsument schickte uns seine Verbund-­Gasabrechnung. Dort hatte er folgenden Hinweis gefunden: „Wir freuen uns, dass Sie sich für Verbund entschieden haben und damit für klimaneutrales Gas.“ Was bitte, fragte sich der Konsument, ist am fossilen Energieträger Gas klimaneutral? Und wir fragten uns das auch - siehe auch Verbund: klimaneutrales Gas?

Taschenspielertrick CO2-Kompensation

Der Check: Wie macht der Verbund aus einem fossilen Brennstoff einen vermeint­lichen Klimaretter? Mit einem Taschenspielertrick genannt CO2-Kompensation. Das beworbene Gas ist kein erneuerbares Gas, für dessen Erzeugung z.B. Abfälle der Land- und Forstwirtschaft genutzt werden. Nein, es ist ganz normales Erdgas, aus Russland oder sonst woher, das deshalb klimaneutral sein soll, weil die klimaschädlichen Emissionen ­andernorts ausgeglichen werden. Und zwar durch „Förderung und den Ausbau erneuerbarer Energien“, wie der Verbund kommuniziert. Grundsätzlich legal. Grundsätzlich bekannt, z.B. bei Flugreisen. Aber kritisch zu hinterfragen.

Moderner Ablasshandel

Moderner Ablasshandel wird die CO2-Kompensation bisweilen genannt. Um Bedenken zu zerstreuen, verweist der Verbund auf eine Zertifizierung durch den TÜV. Die Kompensations-Pro­jekte, die der Verbund ins Treffen führt: fünf Wasserkraftwerke und die Errichtung eines Windparks. Besonders prominent wird der Bau des Wasserkraftwerks Astha in Alba­nien beworben. Aber Moment? Will der Verbund damit suggerieren, dass er dieses ­Projekt nur deshalb initiiert hat, um End­kunden klimaneutrales Gas anbieten zu können?

Im Grunde: ja. Und das ist mehr als fragwürdig. Denn der Zuschlag zum Bau des Kraftwerks erfolgte schon 2008. Also zu ­einem Zeitpunkt, wo vom "klimaneutralen" Verbund-Gas noch lange keine Rede war. Die Optik ist auch deshalb schief, weil dieses Projekt schon seit Einführung des Produktes "klimaneutrales Gas“ im Jahr 2014 als Kompensationsprojekt herhalten muss. So eine lange Bewerbung entspricht nicht den gängigen Reportinganforderungen bei der Finanzierung von grünen ­Projekten.

Was sagt der Verbund dazu?

Was sagt der Verbund dazu? Der Verbund hat uns eine sehr lange Stellungnahme zukommen lassen, in der es sehr oft um Wasserkraft geht - siehe Downloads. Wasserkraft? Ja, auch wir finden das seltsam.

Wasserkraft?

Aber zu Gas findet sich dann doch der eine oder andere Absatz: Eine „klare und transparente ­Kommuni­kation zum Thema klimaneutrales Erdgas“ sei dem Verbund wichtig. ­Deshalb verweise man auf der Website ­sowie auf Werbeträgern explizit auf die Kompensation durch Wind- und Wasserkraft-Zertifikate. Man wolle ein Angebot für jene Konsumenten bieten, „für die Nachhaltigkeit ein wichtiges Entscheidungskriterium ist, die aber aus unterschiedlichen Gründen nicht an Erdgas ­vorbei können“. Auf unsere Kritik, dass die Verwendung des Begriffs „klimaneutral“ bei fossilen Produkten der Transformation hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft entgegensteht, ging der Verbund nicht ­explizit ein.

Anzeige wegen Täuschung nicht verfolgt

Fazit: Hält das grüne Versprechen? Laut Homepage will der Verbund „zu einer lebenswerten Zukunft für uns alle beitragen“ und bietet „deshalb Verbund-Gas ausschließlich klimaneutral an“.

Klingt doch super!

Aber wer dem fossilen Energieträger Gas das Etikett „klimaneutral“ verpasst, führt anderes im Schilde. Greenwashing! Die Strategie dahinter: Verwendung vager Begriffe, die leicht missverstanden werden können. Für den Durchschnittsverbraucher ist unklar, aus welchen Quellen das Gas stammt – ob es sich also um erneuer­bares oder um fossiles Gas ­handelt. Um mehr Informationen zu ­bekommen, muss man schon ganz genau hinschauen, aufs Kleingedruckte achten.

Gasabsatz steigt

Die Strategie geht für den Verbund jedenfalls auf, der Gasabsatz steigt steil an. ­Österreich hat sich im Rahmen der Klima- und Energiestrategie dazu verpflichtet, Gasheizungen bis 2040 den Hahn abzu­drehen. Durch die Bewerbung von fossilem Gas als klimaneutral wird dieses Ziel – wohlgemerkt von einem halbstaatlichen Unternehmen – konterkariert.

Anzeige wegen Täuschung

Nicht jeder lässt sich freilich blenden. ­Bereits 2015 zeigte ein streitbarer Verbraucher den damaligen ­Verbund-Chef wegen Täuschung nach dem Strafgesetzbuch an – ohne Erfolg. Die Staatsanwaltschaft ging der Sache mangels begründeten Anfangsverdachts nicht nach. Daran zeigt sich pla­kativ, wie dringend notwendig es ist, konkrete Gesetze zu implementieren, auf deren Basis gegen Greenwashing vorgegangen werden kann.

Abschließend noch zurück zur CO2-Kompensation. Im allerbesten Fall werden mit diesem Mechanismus Emissionen bilanziell ausgeglichen. Aber zu einer „Reduzierung von Treibhausgasen“, wie es die vom Verbund beauftragte Prüfstelle TÜV kommuniziert, kommt es dabei ganz sicher nicht.

Franziskus zu CO2-Kompensation

Die Schlussworte überlassen wir Papst ­Franziskus, der vor einigen Jahren zum ­Thema CO2-Kompensation (von Flugreisen) sagte: „Wenn man diese Logik auf die ­Spitze treibt, wird es eines Tages so weit ­kommen, dass Rüstungskonzerne Krankenhäuser für jene Kinder einrichteten, die ­ihren Bomben zum Opfer fielen. Das ist Heuchelei.“

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