Zirbenholzbetten wissenschaftlich untersucht: Wirkt Zirbenholz schlaffördernd? Schläft man in Zirbenbetten besser als in Betten aus anderem Holz?
Beweislage: unzureichend. Diese Fragestellung hat bisher nur eine einzige kleine Studie untersucht. Deren Ergebnisse sind jedoch aufgrund zahlreicher Mängel bei der Studiendurchführung nicht vertrauenswürdig. |
Zirbenholzgeruch für guten Schlaf?
Möbel oder Wandverkleidungen aus Zirbenholz herzustellen, das hat in der Alpenregion eine lange Tradition. Ein Grund dafür ist, dass das Holz des hochalpinen Baumes einen besonders intensiven Geruch verströmt. Der Duft des Zirbenholzes soll sogar gesund sein und etwa für erholsamen Schlaf sorgen. Damit bewerben jedenfalls Hersteller von Zirbenbetten ihre Produkte. Dies sei, so wird behauptet, wissenschaftlich belegt.
Nur eine Studie mit 15 Personen
Unsere Kooperationspartner von medizintransparent.at haben sich auf die Suche nach entsprechenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen gemacht. Gefunden haben sie eine einzige Studie des Joanneum Research in Graz, an der 15 Versuchspersonen teilgenommen hatten. Jede Versuchsperson schlief dabei jeweils sechs Nächte in einem Bett aus Zirbenholz und sechs Nächte in einem Bett aus Pressspanplatten im Holzdekor-Look.
Herzschlag und Hirnströme untersucht
Welches Bett die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zuerst bekamen, wurde per Los ermittelt. Lattenrost und Matratze durften vom bisher gewohnten Bett übernommen werden. Über den Zweck des Versuchs wussten die Personen nicht Bescheid. Während die Probandinnen und Probanden schliefen, zeichnete das Forscherteam mit einem mobilen Gerät Herzschlag und Hirnströme auf. Genaue Daten liefert der Forschungsbericht allerdings nicht – die Ergebnisse sind daher nur bedingt nachvollziehbar.
Fragebögen nicht aussagekräftig
Die Studienteilnehmer wurden nach jeder Nacht befragt, wie gut und erholsam sie geschlafen hatten. Die Antworten nach Nächten im Zirbenholzbett unterschieden sich dabei nicht sonderlich von den Antworten nach einer Nacht im Holzdekorbett. Insgesamt sind die Angaben zu den Fragebögen unvollständig – auch diese Ergebnisse erlauben daher keine definitive Aussage.
Keine Gegenprüfung, Parteien mit wirtschaftlichem Interesse
Da die Studie nicht in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht wurde, wurde sie auch keiner verpflichtenden Gegenprüfung durch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterzogen. Nachvollziehbarkeit ist jedoch wesentlich für wissenschaftliches Arbeiten. Nur so lässt sich ausschließen, dass Daten und Ergebnisse fehlerhaft ausgewertet wurden.
Das ist umso wichtiger, als an dieser Studie auch Organisationen und Betriebe mit kommerziellen Interessen beteiligt waren, darunter Forstverbände und eine Möbeltischlerei.
Fazit: Die Frage, ob Zirbenbetten für besseren Schlaf sorgen, kann anhand der vorliegenden Studie nicht beantwortet werden. Dazu bedarf es sorgfältiger dokumentierter Arbeiten mit deutlich mehr Versuchspersonen.
Lesen Sie mehr unter Zirbenholz: Waldgeruch als Schlafhilfe?
Stimmt das, was die berichten? Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Alle "Faktencheck-Medizin"-Artikel: Stimmt das, was die schreiben?" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt. "Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Cochrane-Österreich ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheits-Agentur gefördert. |