Noch vor wenigen Jahrzehnten galten Tätowierungen als Stigmata von Randgruppen. Die in der Regel mit Tusche und Nadel gestochenen, eher einfach strukturierten Motive waren im Volksmund wenig charmant als „Häfenpeckerl“ verrufen. Anfang der Neunzigerjahre änderte sich das Image der Tätowierung grundlegend. Prominente präsentierten plötzlich stolz ihren farbenfrohen Körperschmuck und auch für Otto Normalverbraucher war es en vogue, sich die Haut stechen zu lassen.
Nur wenig später wurden auch Piercings populär. Schätzungen zufolge haben sich bereits über eine halbe Million Österreicherinnen und Österreicher piercen lassen. Besonders beliebt ist der Metallschmuck, bei dem das Gewebe mit einer Hohlnadel perforiert und anschließend ein Schmückstück angebracht wird, bei jüngeren Personen. Als Hauptmotive für ein Piercing nennt eine aktuelle Studie der Universität Zürich „Verschönerung des Körpers“ sowie „Unterstreichen der eigenen Individualität“.
Gesundheitliche Risiken
Dass Piercings, aber auch Tattoos mit gesundheitlichen Risiken verbunden sind, bleibt allerdings häufig außer Acht. Deutschen und britischen Untersuchungen zufolge treten bei Piercings in rund einem Drittel aller Fälle Komplikationen auf – vor allem Schwellungen, Blutungen, Infektionen, Allergien oder Ausrisse. In rund zehn Prozent der Fälle war professionelle Hilfe durch Apotheker, Ärzte oder Piercer notwendig. Darüber hinaus gibt es aber auch eine Reihe von Kontraindikationen. Patienten, deren Immunsystem beeinträchtigt ist (Immundefizienzerkrankungen, Immunsuppression, HIV), die unter Hepatitis, Blutgerinnungsstörungen, Geschlechtskrankheiten, fieberhaften Infekten, Ekzemen oder bekannten Allergien leiden sowie Diabetiker dürfen nicht tätowiert oder gepierct werden.
Aufklärung schriftlich bestätigen lassen
Laut Gesetz ist der Tätowierer/Piercer nicht nur verpflichtet, über Kontraindikationen aufzuklären, er muss sich diese Aufklärung zudem schriftlich vom Kunden bestätigen lassen. Doch auch gesunde Menschen sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Wundheilung je nach Körperteil bis zu einem dreiviertel Jahr dauern kann. Gar ein Leben lang begleitet Betroffene eine Kontaktallergie gegen Nickel, die in Zusammenhang mit einem Piercing auftreten kann. Das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) warnte erst vor einigen Monaten vor den Gefahren, die von nickelhaltigen Piercings ausgehen. Schweiß, Urin oder Blutplasma können das Schwermetall nämlich aus dem Schmuckstück herauslösen. Die Bezeichnung „nickelfrei“ bietet dabei laut BfR keine Gewähr, da viele so deklarierte Schmuckgegenstände lediglich mit Lack beschichtet sind, der mit der Zeit spröde und für Nickelionen durchlässig wird.