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Optiker - Trübe Aussichten

  • Egal ob „Meisteroptiker“ oder „Diskonter“: Die Sehschärfenmessung ist oft ungenau.
  • Eine billige Brille muss nicht schlecht sein, eine teure nicht automatisch gut.
  • Jede zweite Brille ist hier wie da nicht korrekt angepasst.

Die Hälfte der Bevölkerung ist fehlsichtig, und weil im Alter die Augenlinse an Elastizität verliert, können ältere Menschen in der Nähe nicht mehr problemlos scharf sehen. Am Augenoptiker kommt also kaum einer vorbei. Wir haben erstmals getestet, welches Service uns dort erwartet.

Kurz- und Weitsichtigkeit

Eine geringe Fehlsichtigkeit ist sehr häufig und bleibt oft lange unbemerkt. Bei Übersichtigen („Weitsichtigkeit“) ist der Augapfel im Verhältnis zur Brechkraft ein wenig zu kurz, daher treffen die Lichtstrahlen etwas hinter der Netzhaut zusammen – das Bild auf der Netzhaut ist unscharf; umso mehr, je näher der gesehene Gegenstand liegt (unteres Bild). Bei Kurzsichtigen ist der Augapfel dagegen verlängert – die Lichtstrahlen treffen schon vor der Netzhaut zusammen und es entsteht ein Bild mit unscharfen Konturen; umso verschwommener, je weiter der Gegenstand entfernt ist (mittleres Bild). Das kann man ausgleichen, indem man eine „optische Linse“ vor das Auge setzt, die entsprechend geschliffen ist, entweder durch ein Brillenglas oder eine Kontaktlinse. Der dafür ausgebildete Augenoptiker ist wie der Augenarzt befugt, die optische Messung der Augen durchzuführen, beide Berufsgruppen dürfen Kontaktlinsen anpassen. Krankheiten darf der Augenoptiker nicht diagnostizieren und nicht behandeln.

„Ich hätte gerne eine Zweitbrille…“

Bei unserem Test wollten wir erheben, wie gut bei Optikern die Messung durchgeführt wird, wie präzise sie die Brillen anfertigen und wie kundenfreundlich Beratung und Service sind. Zwei Testpersonen schlüpften in die Kunden-Rolle und tätigten je einen Brillenkauf in 13 Geschäften (darunter Optiker, Optikerketten und Fotohändler), die wir nach dem Zufallsprinzip in Wien, Linz und Innsbruck ausgewählt hatten.

Testpersonen

Beide Testpersonen sind kurzsichtig. Testperson A hat zusätzlich am linken Auge Astigmatismus. (Hornhaut oder Linse sind unregelmäßig gekrümmt, und auf der Netzhaut erscheint ein Punkt verzerrt als Strich. Folge: Man sieht verschwommen.) Auch die zweite Testperson – fünfzigjährig – hat Astigmatismus, und zwar auf beiden Augen. Hier gab es für die Augenoptiker noch ein spezielles Problem: Die Linse des linken Auges weist Trübungen auf – wahrscheinlich ein beginnender Grauer Star. Bei dieser Störung ist eine Sehschwäche nicht hundertprozentig auskorrigierbar. Das sollte der Augenoptiker bemerken und darauf hinweisen, dass eine krankhafte Veränderung vorliegen könnte. Er müsste den Kunden zum Augenarzt schicken.

Sonnenbrille und Zweitbrille

Die Augen beider Testpersonen sind vor der Testreihe von drei Experten untersucht und übereinstimmend gemessen worden, wobei Testperson B erst auf die bestehende Erkrankung aufmerksam wurde. Beide Testpersonen haben bei den Augenoptikern ihre normale Brille getragen und für die Sehschärfenbestimmung vorgewiesen, und sie haben ausdrücklich eine Zweitbrille bestellt.

  • Testperson A eine optische Sonnenbrille, die möglichst billig sein sollte, und die man beim Autofahren und beim Sport tragen kann. Folgerichtig wurden Brillengläser aus getöntem Kunststoff angeboten.
  • Testperson B wollte eine Zweitbrille mit Normalgläsern für das Auto und nahm Sonderangebote an. Es waren sowohl Brillengläser aus Kunststoff als auch aus Glas darunter.

Brillenpaß

Die Testpersonen ersuchten auch um einen Brillenpass, in dem die Daten über die Fehlsichtigkeit und der Abstand der Pupillen von der Gesichtsmitte eingetragen werden sollten. Die fertig gestellten Brillen wurden von zwei der unabhängigen Experten vermessen. Es wurde kontrolliert, welche Daten die Augenoptiker über die Fehlsichtigkeit erhoben hatten und wie weit die angefertigten Brillen mit den Messungen übereinstimmten. Den Brillenpass gab es allerdings nicht in jedem Geschäft, und nur in einigen Brillenpässen war auch der Pupillenabstand vermerkt.

„Schauen Sie auf das Verkehrsschild“

Normalerweise wird die Sehschärfe mit und ohne Messbrille durch Entziffern genormter Sehzeichen auf Wandtafeln in einer bestimmten Entfernung geprüft – zuerst mit jedem Auge extra, dann mit beiden Augen gemeinsam. Der Ausgangswert für eine Brillenanpassung kann auch mit einem computergesteuerten Gerät ermittelt werden. So ein Computer-Refraktometer verwendeten nicht alle Optiker – zum Beispiel Niedermeyer in Wien, Gumpelmayer in Linz, Hartlauer und Kleemann in Wien. Im Anschluss daran muss jedoch in jedem Fall ein subjektiver Abgleich erfolgen. Unsere Testpersonen erlebten dabei sehr Unterschiedliches. 

  •  Beim Optiker Schleiffelder in Wien blendete die Sonne bei der Untersuchung, und es wurde nur die Sehschärfe beider Augen gemeinsam getestet. „Jetzt schauen Sie hinaus“, forderte der Optiker den Kunden auf. „Können Sie das Verkehrsschild da drüben erkennen?“, fragte er, während vor einer Verkehrsampel auf Grün wartende Busse und Lastwagen die Sicht verstellten.
  • In vielen Fällen verzichteten die Optiker bei Testperson A glatt darauf, auf Astigmatismus zu untersuchen.
  • Bei Testperson B mit der getrübten Linse am linken Auge tendierten die meisten Optiker zum Überkorrigieren.Vier Optiker sagten dem Kunden korrekt, man könne keine 100 Prozent Sehleistung erreichen, und er solle unbedingt den Augenarzt aufsuchen.Das waren: Gumpelmayer in Linz, Hartlauer in Wien, Niedermeyer in Wien sowie Pearle in Wien. Sie brachen die Messung ab, als sie feststellten, dass eine hundertprozentige Sehschärfe nicht erreichbar war. Pearle Wien erklärte sich bereit, dennoch eine Brille anzufertigen, falls dies der Kunde ausdrücklich wünsche (was unsere Testperson letztlich auch getan hat).
  • Fielmann in Innsbruck wollte das rechte Auge, das mit der vorhandenen Brille 100 Prozent Sehleistung hat, um eine Dioptrie korrigieren – das war die größte gemessene Abweichung. Wenn Testperson B diese Brille tatsächlich tragen wollte, bekäme er unweigerlich Kopfschmerzen.

Nur drei Brillen korrigierten „sehr gut“

Eine eindeutige Aussage über die Qualität der Augenoptiker ist nicht möglich. Die Ergebnisse sind höchst unterschiedlich, aber selten durchwegs gut, es gab jede Kombination: korrekte Messung und mangelhafte Beratung, sehr gute Beratung und dazu eine mangelhafte Brille, beides schlecht oder beides gut. Abweichungen um eine viertel Dioptrie bei den Messungen sind akzeptabel, denn das Auge ändert im Lauf des Tages ein wenig seine Brechkraft. Aber eine Differenz um eine Dioptrie, wie bei Testperson B gemessen, ist ein nicht tolerierbarer Kunstfehler. Bei drei Brillen stimmten die Pupillenabstände nicht mit den Messdaten überein: zwei Brillen von Pippig in Linz und einer von Niedermeyer in Wien. Insgesamt nahmen es die Augenoptiker mit den Pupillenabständen nicht so genau, doch kleine Abweichungen sind erlaubt und die meisten Brillen waren innerhalb dieser Toleranzgrenzen. Abgewertet wurde die Ausführung, wenn diese „Gütebestimmungen im Optikerhandwerk“ nicht eingehalten wurden.

Insgesamt haben nur drei Brillen von 22 die Fehlsichtigkeit sehr gut auskorrigiert. Sehr gute Beratung gab es bei Hartlauer und Pearle in Wien, sowie bei Optiker Gumpelmayer in Linz. Allerdings wurde bei Letzterem die Sonnenbrille nicht rechtzeitig bis zum Ende des Tests fertig.

Die Kontrolle der optischen Sonnenbrillen ergab, dass alle von den Optikern sowie die von Pearle und Foto Niedermeyer einen 100-prozentigen UV-Schutz bieten. Die Sonnenbrillen von Fielmann, der den Kunden 98 Prozent Sonnenschutz garantiert, kamen dagegen nur auf 93 Prozent, die von Hartlauer schirmen sogar nur 85 Prozent der UV-Strahlen ab.

Bei der Gesamtbewertung aller Brillen musste dreimal „durchschnittlich“ und einmal sogar „weniger zufriedenstellend“ gegeben werden. Insgesamt am besten abgeschnitten hat Pearle in Innsbruck.

Von 350 bis fast 3500 Schilling

Erstaunlich groß sind die Preisunterschiede. Die von Testperson A geforderte, möglichst billige optische Sonnenbrille war bei Pillwein in Wien am teuersten: 3426 Schilling; die billigste bei Fielmann in Linz kostete nur ein Zehntel davon, unglaubliche 350 Schilling. Allerdings hatte sie nicht den vom Kunden geforderten UV-Schutz. Die Preise für die Zweitbrille von Testperson B variierten zwischen 3090 Schilling (Pillwein in Wien) und 939 Schilling (Fielmann in Innsbruck) – um das Dreifache.

Auch bei der Preisgestaltung gab es Überraschungen. Als unser Tester bei Pearle in Innsbruck seine Kunststoffgläser abholte, musste er 2578,40 Schilling bezahlen, während über den Bildschirm im Geschäft die Werbung für eine Aktion „alle Gläser nur noch 790 Schilling“ lief. Das war offenbar nur ein Werbeschmäh: Für die Entspiegelung musste man auch in der Wiener Filiale 700 Schilling je Glas drauflegen. Bei Optiker Miller in Innsbruck dagegen gab es ein Set-Angebot mit Fassung und entspiegelten Gläsern um 2100 Schilling. Aufgefallen ist, dass im günstigen Preissegment das Angebot an Fassungen sehr unterschiedlich ist. Die größte Auswahl bietet Fielmann in Linz und Innsbruck, die kleinste Pearle in Innsbruck.

Optiker oder Kette?

Die Antwort darauf fällt nicht leicht. Sehr gute Messergebnisse gab es sowohl bei zwei Optikern (Pillwein in Wien und Miller in Innsbruck), als auch in einer Hartlauer-Filiale. Bei der anderen Testperson erreichten Optiker Pillwein und die Hartlauer-Filiale nur ein „durchschnittliches“, Miller sogar nur ein „weniger zufriedenstellendes“ Ergebnis. Dass die Kompetenz, wie es heißt, ausschließlich beim Augenoptiker zu finden wäre, stimmt also insgesamt nicht. Mit gesunden Augen kann man den Sehschärfentest ebenso gut bei einer Kette wie im Optiker-Fachgeschäft machen lassen. Die Chance auf eine korrekt angemessene Brille beträgt hier wie da nur – eins zu eins.

Verordnungsschein

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Augenarzt Befund
Augenarzt Befund Rezept für eine Gleitsichtbrille: Für Fern- und Lesebrille ist die Fehlsichtigkeit in Dioptrien sowie die Krümmung der Hornhaut in Graden angegeben. |

Probleme mit der Sehschärfe. Lassen Sie die Erstuntersuchung beim Augenarzt durchführen.

Ab vierzig regelmäßig zur Kontrolle. Bei jedem Zehnten entsteht erhöhter Augeninnendruck, der zu Grünem Star (Glaukom) führt. Glaukom wie auch Diabetes, Bluthochdruck, Gefäß- und Kreislauferkrankungen sind in der zweiten Lebenshälfte eine wachsende Gefahr fürs Auge.

Früherkennung erleichtert Behandlung. Ebenso steigt das Risiko für Erkrankungen der Netzhaut, des Sehnervs und der Linse (Grauer Star). Je früher eine Augenerkrankung erkannt wird, desto erfolgreicher ist die Behandlung.

Sofort zum Augenarzt. Wenn Sie plötzlich schlechter, Blitze oder Schleier sehen.

Kein Testurteil

Dr. Gumpelmayer


4020 Linz, Landstraße 49



Die Sonnenbrille wurde bis zum Testende nicht fertig.

Bei der Normalbrille für Testperson B verwies
Gumpelmayer korrekterweise an den Arzt.

Beratung und Messumgebung waren „sehr gut“.

 Beim Auge ergeben Hornhaut, Vorderkammer, Linse und Glaskörper zusammen eine Sammellinse. Die Brechkraft (Refraktion) eines optischen Systems wird in Dioptrien ausgedrückt. Eine Dioptrie entspricht der Brechkraft einer Sammellinse, die parallel einfallende Lichtstrahlen einen Meter hinter der Linse (im Brennpunkt f) vereinigt. Ist die Linse so eingestellt, dass sie die Lichtstrahlen in 0,5 Meter Entfernung vereinigt, so besitzt sie nach der Formel Dioptrie = 1 durch f eine Brechkraft von 2 Dioptrien.

Die Achsenlänge des Augapfels ist unterschiedlich. Eine Differenz um nur einen Millimeter bewirkt eine Änderung der Lichtbrechung (Refraktion) um 3 Dioptrien: Ist der Augapfel um einen Millimeter länger, bewirkt das eine Kurzsichtigkeit von – 3 Dioptrien. Ist die Achse einen Millimeter kürzer, entstehen + 3 Dioptrien: Übersichtigkeit.

Optiker- und Fotoketten eine Alternative.

Dass man beim Fachgeschäft grundsätzlich besser aufgehoben wäre, wird durch unseren Test nicht belegt.

Falsch gemessen.

Sowohl bei Fachoptikern als auch bei Ketten haben wir Fehlmessungen festgestellt.

Gründlicher Test.

Ein ausführlicher Sehschärfentest dauert etwa 20 Minuten, der Untersuchungsraum sollte ruhig und gut ausgeleuchtet sein.

Brillenpass verlangen.

Darin sollten Brillenstärke und Pupillenstand eingetragen sein.

Gut angepasst.

Der Optiker sollte die fertige Brille geduldig anpassen – bis sie wirklich optimal sitzt.

Passt die Brille?

Achten Sie darauf, ob Sie sich mit der Brille wohl fühlen oder ob Beschwerden auftreten.

Zwei Testpersonen haben bei 13 Augenoptikern beziehungsweise Optiker-Ketten ihre Augen vermessen und Brillen anfertigen lassen: der eine eine günstige Zweitbrille fürs Autofahren; der andere eine billige optische Sonnenbrille für Auto und Sport, verlangt wurde dabei 100-prozentiger UV-Schutz.
Vor dem Test wurden die Testpersonen von drei Experten unabhängig voneinander untersucht und ein Befund erstellt. Bei der Abholung der Brillen ließen wir uns die von den Firmen gemessenen Werte schriftlich bestätigen. Die Brillen wurden auf Übereinstimmung mit den Firmenmesswerten geprüft. Dabei wurde auch der Pupillenabstand kontrolliert.

  • Bewertet wurde bei der Sehschärfe-Messung die Abweichung der Messergebnisse der Firmen vom Befund der Experten nach dem Schulnotenprinzip. Eine Abwertung erfolgte, wenn bei den angefertigten Brillen der Pupillenabstand nicht den „Gütebestimmungen im Augenoptikerhandwerk“ entsprach.
  • Bewertet wurde weiters die Messumgebung in einer Skala von 1 bis 5. Mit der Note 1 wurde ein eigener, abgeschlossener Raum, mit der Note 5 eine Messung mitten im Geschäft und im Verkaufsgeschehen bewertet.
  • In die Bewertung eingegangen sind auch die Art und die Korrektheit der Beratung. Hier erwarteten wir bei der Testperson B den Hinweis, einen Arzt aufzusuchen, da ein Auge nicht auf 100 Prozent Sehschärfe auszukorrigieren war. „Nicht zufriedenstellend“ war die Bewertung, wenn dieses Problem nicht erkannt und keinerlei spezifische Beratung angeboten wurde.
  • Die Brillenfassungen und die Qualität der Gläser wurden nicht bewertet. Auch der Preis floss nicht in das Testergebnis ein.
  • Bei den Sonnenbrillen wurde der UV-Schutz überprüft (380 nm). Brillen unter 98 Prozent UV-Schutz wurden gemäß der Bestellung in diesem Punkt als „nicht zufriedenstellend“ bewertet.
  • In die Berechnung des „Konsument“-Testurteils gingen die Sehschärfen-Messung mit 70 Prozent, die Beratung mit 15 Prozent, die Messumgebung mit 5 Prozent und der UV-Schutz der Sonnenbrille mit 10 Prozent ein.

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