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Kontaktlinsenpflegemittel: All-in-one - Für weiche Linsen

  • Nicht alle All-in-one-Lösungen für weiche Kontaktlinsen desinfizieren gut
  • Empfohlene Einwirkzeiten unbedingt einhalten
  • Mehrkomponentensysteme bei empfindlichen Augen vorteilhafter

Kontaktlinsen können sehr praktisch sein, vorausgesetzt, sie wurden (wie unser Beitrag "Kontaktlinsen anpassen" in Konsument 7/2010 zeigte) korrekt angepasst. Damit die Freude aber ungetrübt bleibt, bedarf es einer sorgfältigen Pflege und Reinigung. Im Laufe eines Tages lagern sich auf den Linsen nämlich diverse Fremdstoffe ab. Neben fett und eiweißhaltigen Absonderungen aus der Tränenflüssigkeit können Hautfettschlieren von den Fingern, Make-up-Farbpartikel oder Keime und mit der Luft herangetragene Teilchen den Durchblick mindern.

Tägliche Pflege

Die Verschmutzungen sind auch gesundheitlich nicht unbedenklich. Sie können die Hornhaut reizen oder sogar verletzen und sie bilden einen Nährboden für Bakterien und Pilze. Besonders bei weichen Linsen, die enger auf der Hornhaut sitzen und Fremdstoffe leichter aufnehmen, kommt es häufig zu Problemen, wenn die Linsen nicht gleich nach dem Herausnehmen gereinigt und desinfiziert werden. In den Anfangszeiten der Kontaktlinse waren dazu noch mehrere Mittel nötig. Um das Reinigungsritual zu vereinfachen, haben die Hersteller bereits vor Längerem Kombipräparate entwickelt – sogenannte All-in-one-Lösungen.

Diese sollen sich zum Reinigen, Desinfizieren und Aufbewahren der Kontaktlinsen eignen. Sollen – doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Damit Schmutz und Mikroben effektiv entfernt werden, bedarf es aggressiver Lösungen, diese sind allerdings für das Auge belastend. Die Hersteller müssen also ein Produkt herstellen, das zwar Schmutz und Keimen den Garaus macht, dabei aber der Augengesundheit nicht schadet.

Aggressive Lösung

Vier Mittel nicht zufriedenstellend

Doch das kommt fast der Quadratur des Kreises gleich, wie auch ein Test der Stiftung Warentest von 10 (darunter 2 rezepturgleiche Produkte) All-in-one-Pflegelösungen zeigt. Vier Mittel (und 2 rezepturgleiche Produkte) versagten bei der Desinfektion – sie schnitten mit "nicht zufriedenstellend" ab. Darunter befinden sich auch die Pflegelösungen renommierter Anbieter wie Acumed von 4CARE oder Solocare Aqua von Ciba Vision. Die Desinfektionslösung von Ciba Vision hatte gleich bei drei potenziellen Krankheitserregern ihre liebe Mühe und Not. Die vier Mittel schafften es nicht, Pilze und Bakterien in der empfohlenen Einwirkzeit in ausreichendem Maße zu reduzieren.

Infektionsgefahr verringern

Um die Infektionsgefahr zu bannen, hätte die Zahl der Pilze um mindestens 90 Prozent, die der Bakterien um 99,9 Prozent zurückgehen müssen. Dies wurde deutlich verfehlt, was zu gefährlichen Augeninfektionen führen kann.

Sehr gute Desinfektionsleistung

Die vier anderen Lösungen im Test (Eyelike, Eye See, Opti-Free und ReNu) bekämpften die schädlichen Keime erfolgreich. Doch die sehr gute Desinfektionsleistung hat ihren Preis. Laborversuche zeigten nämlich, dass Zellen von diesen Mitteln mehr oder weniger stark geschädigt werden. Eine „mäßige“ Schädigung bei "sehr guter" Desinfektionswirkung zeigte Opti Free. Es ist allerdings eine der teuersten Pflegelösungen im Test.

Geringe Zellschäden

Im Gegensatz dazu treten bei den Präparaten, die schlecht desinfizieren, nur geringe Zellschäden auf. Das muss nun nicht automatisch bedeuten, dass die aggressiveren Flüssigkeiten dem Auge tatsächlich schaden. Bei Personen, die am Auge empfindlich sind, erhöht sich jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass Unverträglichkeitsreaktionen auftreten. Wie verträglich eine Kontaktlinsenpflegelösung für das Auge ist, hängt allerdings auch noch von anderen Faktoren ab, etwa dem pH-Wert, der bei allen getesteten Produkten in Ordnung war. Aber auch die Beschaffenheit des Tränenfilms, Allergien gegen Produktbestandteile oder das subjektive Empfinden spielen eine Rolle.

Die Aufgabe, Kontaktlinsenpflege und -reinigung zu vereinfachen, erfüllen die Produkte zweifelsohne. Die meisten Pflegelösungen sind "gut" zu handhaben – Eyelike und Eye See mit Abstrichen, weil sich die Flaschen recht schwer öffnen lassen.

Geringe Zellschäden

Unzureichende Gebrauchsanweisung

Vier Mittel (Acumed, Eyelike, Eye See und Opti-Free) schneiden mit "weniger zufriedenstellend" ab. Bei Eyelike und Opti-Free versäumten die Anbieter, auf einen wichtigen Reinigungsschritt hinzuweisen – die Kontaktlinsen abzureiben und zu säubern, bevor sie in die Desinfektionslösung kommen. Acumed suggeriert mit der Zusatzbezeichnung "Kombi-NoRub", dass eine mechanische Reinigung nicht nötig ist – to rub, englisch für reiben. In den Anwendungshinweisen wird jedoch eine "manuelle Vorreinigung" empfohlen. Die Anleitung von Eye See ist in extrem kleiner Schrift auf die Flasche gedruckt und daher kaum leserlich.

Fehlender Kontaktlinsenbehälter

Während fast allen Pflegelösungen Aufbewahrungsbehälter für Kontaktlinsen beiliegen, fehlen diese bei Eye See. Das könnte daran liegen, dass bei diesem Produkt auf einen Umkarton verzichtet wird. Diese Vermeidung von Verpackungsmaterial ist zwar begrüßenswert, könnte sich aber negativ auswirken. Die Aufbewahrungsbehälter sollten nämlich regelmäßig ausgewechselt werden. Kontaktlinsenbehälter gibt es zwar auch separat zu kaufen, so könnte man aber leicht vergessen, dass sie regelmäßig ausgewechselt werden sollten. Ein keimarmer Behälter ist genauso wichtig wie gereinigte Kontaktlinsen.

Nicht immer die beste Wahl

Der Test macht deutlich, dass All-in-one- Lösungen keine Wundermittel und nicht immer die beste Wahl sind. Wer empfindlich ist, häufig gereizte oder gerötete Augen hat oder sogar allergisch auf chemische Stoffe reagiert, sollte nach Rücksprache mit seinem Augenarzt ausprobieren, ob es für ihn verträglichere Alternativen gibt, etwa Wasserstoffperoxidsysteme. Allerdings ist hier die Pflege aufwendiger. Doch ohne die nötige Sorgfalt geht es auch mit All-in-one- Lösungen nicht. Wer seine Kontaktlinsen aus Bequemlichkeit einfach in die Lösung legt und sie am nächsten Morgen wieder einsetzt, muss mit Problemen rechnen. Die Fachwelt ist sich einig, dass eine zusätzliche manuelle Reinigung unbedingt nötig ist. Idealerweise sollten die Kontaktlinsen vor dem Einsetzen zusätzlich mit steriler Kochsalzlösung gespült werden.

Testtabelle: All-in-one-Kontaktlinsenpflegemittel

Tipps für Kontaktlinsenträger

  • Behälter: Kontaktlinsenbehälter nach jedem Benutzen auswaschen und trocknen lassen sowie regelmäßig desinfizieren. Alle vier bis sechs Wochen ersetzen.
  • Hände: Vor dem Hantieren mit Kontaktlinsen Hände gründlich waschen und abtrocknen.
  • Umfüllen: Kontaktlinsenpflegelösungen nicht in andere Flaschen umfüllen, das kann zur Verkeimung führen.
  • Verdünnen: Pflegelösungen nicht verdünnen und keinesfalls mehrmals verwenden. Nach Ablauf des Verfallsdatums entsorgen.
  • Wechseln: Nicht ständig zwischen verschiedenen Produkten wechseln. Wer ein verträgliches Pflegesystem gefunden hat, sollte dabei bleiben.
  • Reinigen: Linsen gleich nach dem Herausnehmen aus dem Auge mit Reinigungslösung abreiben. Danach mit Pflegelösung oder steriler Kochsalzlösung abspülen.
  • Reinigungszeit: Die in der Gebrauchsinformation empfohlene Reinigungszeit sollte keinesfalls unterschritten werden.
  • Kochsalzlösung: Linsen vor dem Einsetzen abspülen; dazu kein Leitungswasser, sondern sterile Kochsalzlösung verwenden.
  • Untersuchen: Wer weiche Kontaktlinsen trägt, sollte seine Augen nicht nur ein Mal jährlich, sondern alle sechs Monate ärztlich untersuchen lassen.

Zusammenfassung

  • Desinfektion und Verträglichkeit. Bakterien und Pilze können gefährliche Augenentzündungen verursachen. Eine ausreichende Desinfektion der Linsen ist deshalb unerlässlich. Doch Mittel, die gut desinfizieren, sind aggressiver und können, was die Verträglichkeit angeht, Probleme bereiten.
  • Reinigung. Kontaktlinsenpflegemittel funktionieren nicht wie eine Waschmaschine. Vor dem Einlegen in die Lösung sollte eine sanfte mechanische Reinigung erfolgen. Vor dem Einsetzen der Linsen ins Auge diese nochmals mit steriler Kochsalzlösung abspülen.
  • Pflegesysteme. Wem All-in-one-Lösungen Probleme bereiten, der sollte erwägen, auf Pflegesysteme umzusteigen. Handhabung und Reinigung sind zwar ein wenig aufwendiger, was die Verträglichkeit betrifft, können Pflegesysteme jedoch von Vorteil sein.

Testkriterien

Im Test: 9 Kontaktlinsenpflegemittel inklusive eine Rezepturgleichheit als Einkomponentensystem (All-in-one-Produkte) zur Reinigung, Desinfektion und Aufbewahrung weicher Kontaktlinsen.

Kontaktlinsendesinfektion
Die Prüfung erfolgte als "stand alone test" in Anlehnung an die Norm DIN EN ISO 14729:2001. Als Einwirkzeit wurde die Mindesteinwirkzeit laut Gebrauchsinformation gewählt. Wurden die primären Anforderungen des "stand alone test" nicht erfüllt, lautete das Urteil zur Kontaktlinsendesinfektion "nicht zufriedenstellend".

Handhabung
Fünf geschulte Laien prüften Öffnen, Verschließen und Einfüllen in einen Kontaktlinsen-Aufbewahrungsbehälter.

Gebrauchsinformation
Fünf geschulte Laien prüften, wie verständlich, ausführlich und übersichtlich die Gebrauchsinformation war und ob die Schrift gut lesbar war. Es wurde auch beachtet, ob das Produkt eine mechanische Reinigung ("rub") empfiehlt. Eine Fachkraft prüfte unter anderem, ob gesetzliche und in den entsprechenden Normen vorgeschriebene Kennzeichnungselemente vorhanden waren.

ZellSchädigung (Zellkultur)
Die Prüfungen erfolgten in Anlehnung an DIN EN ISO 10993–5 und USP 31, Kapitel 87, die Auswertung erfolgte nach einer Expositionszeit von 72 Stunden. Geprüft wurde die relative Zellschädigung an Mausfibroblasten.

Weitere Untersuchungen
Die Bestimmung der Gesamtkeimzahl sowie der Nachweis bestimmter Mikroorganismen erfolgten in Anlehnung an die derzeit gültige Fassung des Ph. Eur. 2.6.12/13. Es gab dabei keine Beanstandungen. Die Messung der pH-Werte, die Hinweise auf die Verträglichkeit geben, erbrachte keine wesentlichen Abweichungen vom pH-Wert des menschlichen Auges.

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