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Medikamententest: Mittel zur Wundbehandlung - Gut versorgt

, aktualisiert am

  • Zahlreiche Präparate geeignet
  • Mittel sollten grundsätzlich zurückhaltend angewendet werden
  • Tiefe und stark blutende Wunden vom Arzt versorgen lassen

Reinigung unter fließendem Wasser

Wie kein anderes Organ besitzt menschliche Haut die Fähigkeit, verlorene Zellen vollwertig zu ersetzen. Verletzte Hautschichten wachsen zusammen, der sich bildende Schorf wird abgestoßen und nach einiger Zeit sind sogar Narben kaum mehr zu erkennen. Oberflächliche Schürfwunden bedürfen dank des enormen Selbstheilungsvermögens meist keiner besonderen Behandlung. Eine Reinigung unter fließendem Wasser genügt. Blutende Wunden sollten nicht sofort mit einem Pflaster abgedeckt werden, damit Krankheitskeime durch den Blutfluss ausgewaschen werden können.

Arzt aufsuchen mit stark blutenden und tiefen Wunden

Komplikationen bei der Wundheilung treten in der Regel dann auf, wenn die Wunde stark verschmutzt ist oder die Wundränder weit auseinanderklaffen bzw. ausgefranst sind. Häufig sind derartige Verletzungen mit Bakterien infiziert, und es treten Entzündungsprozesse auf. Dabei werden Sekrete und Eiter, der im Wesentlichen aus weißen Blutkörperchen, Serum und zerstörtem Gewebe besteht, aus der Wunde abgesondert. Stark blutende und tiefe Wunden sollten von einem Arzt behandelt werden. Gleiches gilt, wenn sich eine Wunde nach einer Woche immer noch nicht schließt oder wunde Hautstellen weiterhin gerötet sind und schmerzen.

Bei kleineren verschmutzten Verletzungen und Schürfwunden kann es in Einzelfällen sinnvoll sein, die betroffenen Bereiche mit geeigneten Mitteln zu behandeln. In der Apotheke sind dazu zahlreiche rezeptfreie Präparate im Angebot. Wir haben 28 Hautdesinfektions- und Wundpflegemittel genauer unter die Lupe genommen, die meisten davon erwiesen sich als geeignet.

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Hautdesinfektion

Nach dem Ausspülen der Wunde mit Wasser kann die Umgebung der Verletzung mit einem Hautdesinfektionsmittel gereinigt werden, um zu verhindern, dass weitere Keime in die Wunde gelangen. Desinfektionsmittel sollten allerdings zurückhaltend eingesetzt werden, da sich die Wundheilung bei häufigerem Gebrauch verzögern kann.

Alkohole  gegen Bakterien, Pilze und Viren

Als geeignet erweisen sich Alkoholpräparate, etwa auf der Basis von Ethanol, n-Propanol oder Isopropanol. Alkohole sind gegen ein breites Spektrum von Bakterien, Pilzen und Viren wirksam, da sie die Proteinhülle der Erreger schädigen. Diese Alkohole können grundsätzlich alleine (in wässriger Verdünnung) oder als Gemische eingesetzt werden. Verdünnter Alkohol (70-prozentig) ist als Apothekenabfüllung erhältlich und sehr preisgünstig. Viele handelsübliche Arzneimittel enthalten zusätzlich synthetische Antiseptika, die aber medizinisch gesehen zur Versorgung kleinerer Verletzungen und Hautläsionen nicht notwendig sind. Alkohole eignen sich nicht zur Anwendung auf offenen Wunden und Schleimhäuten.

Ausschließlich als Apothekenabfüllung erhältlich ist verdünnte Wasserstoffperoxidlösung (3-prozentig). Die antimikrobielle Wirkung ist allerdings relativ gering. Wasserstoffperoxid kann zum Ablösen von mit Blut und Wundsekret verklebten Verbandsmaterialien hilfreich sein. Es wird als mit Einschränkung zur Reinigung von Wundrändern geeignet bewertet.

Jod gegen Bakterien, Pilze und Viren

Jod ist der Klassiker unter den Desinfektionsmitteln. Es tötet Bakterien, Pilze und Viren wirksam ab. Die früher übliche Jodtinktur ist in Österreich als Markenpräparat nicht erhältlich, sie kann aber auf Wunsch vom Apotheker zubereitet werden. Fertigpräparate enthalten Jod, das an eine organische Substanz gebunden ist, sogenanntes Povidon-Jod (PVP). Sie sind als Lösungen, Salben, Cremen, Sprays und Verbandsmaterialien im Handel. PVP-Präparate eignen sich zur Desinfektion kleiner und großer Wunden sowie der sie umgebenden Hautareale, im Gegensatz zur Jodtinktur verursachen sie kein Brennen in der Wunde.

Mittel mit Octenidin brennen nicht

Ebenfalls als geeignet erwiesen sich Mittel, die Octenidin enthalten (Octenisept Lösung). Es verfügt über eine antiseptische Wirkung gegen Bakterien, bestimmte Pilze und Viren. Der Zusatz des Konservierungsstoffes Phenoxyethanol verstärkt diese Wirkung. Im Gegensatz zu Alkoholen brennt Octenidin nicht auf der Haut und ist auch zur Desinfektion von offenen Wunden geeignet.

Die desinfizierende Wirkung von Chlorhexidin ist zwar wissenschaftlich belegt, eine Kombination mit Dexpanthenol (Bepanthen plus Creme), einem an sich gut hautpflegenden Mittel, bringt aber bei der Desinfektion von Wunden kaum einen therapeutischen Vorteil. Diese Kombination ist daher nur mit Einschränkungen zu empfehlen. Gleiches gilt für Puderpräparate auf Chlorhexidinbasis. Sie verkleben mit Feuchtigkeit und Wundsekret.
Abstriche (mit Einschränkung geeignet) haben unsere Tester auch bei Dequaliniumchlorid-Präparaten (Evazol Creme) vorgenommen. Diese töten zwar Bakterien und Pilze ab, die therapeutische Wirksamkeit ist jedoch geringer als bei Alkoholen oder Jodpräparaten.

Wundpflegemittel

Der Begriff „Wundpflege“ bezieht sich in erster Linie auf die Pflege der Haut bei Schrunden und Rissen. Wundpflegemittel kommen bei oberflächlichen Schürfwunden zum Einsatz. Sie sollen die Haut befeuchten, Wunden abdecken und die Granulationsgewebebildung fördern.

Präparate auf Dexpanthenolbasis sind gut haut- und wundverträglich. Eine wundheilungsbeschleunigende Wirkung ist zwar nicht nachgewiesen, dennoch werden derartige Mittel bei der Pflege oberflächlicher Schürfwunden und von Wundrändern als geeignet eingestuft. Allergiker sollten jedoch den Gehalt an Parabenen beachten.

Zinkoxidpräparate zur Förderung der Wundheilung

Positiv bewerten die Experten auch Zinkoxidpräparate. Diese decken die verletzte Haut ab, verhindern ein Austrocknen der Wunde und fördern so die Wundheilung. Lebertran als Zusatz hat eine hautpflegende Wirkung. Mirfulan Salbe ist noch mit entzündungshemmendem Hamamelisextrakt sowie Harnstoff versetzt, der die Haut mit Feuchtigkeit anreichert. Dieses Präparat ist zur Wundpflege ebenfalls geeignet.
In Pudan-Lebertran-Zinksalbe ist dagegen der antiseptische Wirkstoff Perubalsam enthalten. Dieser kann Allergien auslösen und wird daher nur mit Einschränkungen empfohlen.

Pflanzliche Präparate

Präparate mit dem ätherischen Öl der Kamille, wie Azulenal- und Kamillosan-Salbe, wirken entzündungshemmend, desinfizierend und schmerzlindernd. Allergien treten bei Arzneimitteln aus echter Kamille selten auf. Diese Präparate werden deshalb ebenso positiv bewertet wie Hametum-Salbe. Diese enthält ein Destillat aus der gerbstoffreichen Hamamelispflanze, deren Wirkstoffe entzündungshemmende und zusammenziehende (adstringierende) Eigenschaften besitzen.

Wenig empfehlenswert ist dagegen Contractubex Gel. Dem enthaltenen Zwiebelextrakt wird unter anderem eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Zudem soll das Präparat die Bildung von wulstigen Narben verhindern. Wissenschaftliche Belege dafür fehlen jedoch. Die Kombination pflanzlicher und synthetischer Wirkstoffe in diesem Mittel ist zudem nicht sinnvoll und die therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt. Das Präparat enthält auch Parabene.

Fazit: Meist genügt es, Wunden unter fließendem Wasser zu reinigen. Bei stark verschmutzten Schürfwunden können Präparate zur Desinfektion und Pflege sinnvoll sein, ihre Anwendung sollte jedoch zurückhaltend erfolgen

Mittel zur Wundbehandlung: Keine Bewertung

Für Betadona Wundspray, Betaisodona Wundspray, Vitawund Salbe, Inotyol Salbe und Inotyol Puder liegen uns keine Bewertungen vor. Betaisodona Wundgaze ist in Österreich rezeptpflichtig. Euceta Kühlgel ist in Österreich nicht als Arzneimittel, sondern als Kosmetikum auf dem Markt.

Hautdesinfektionspräparate, die nur in Gebinden über 100 ml gehandelt werden, wurden ebenfalls nicht in die Übersicht aufgenommen, da sie eher dem ärztlichen Ordinationsbedarf als dem Erste-Hilfe- und Hausapothekenbedarf des Verbrauchers entsprechen. Anthroposophische, homöopathische und traditionell angewendete Mittel lassen sich nach den Grundsätzen unseres Tests nicht bewerten.

Mittel zur Wundbehandlung: Kompetent mit "Konsument"

  • Auf Tetanusimpfschutz achten. Die Erreger des Wundstarrkrampfs (Clostridien tetani) kommen überall vor. Eine Infektion entsteht meist durch verunreinigte kleine und tiefe oder durch stark verunreinigte großflächige Wunden. Bestehen Zweifel über den Impfstatus, sollte bei Verletzungen ein Arzt aufgesucht und ein wirksames Immunglobulin (Tetanus-Antikörper) verabreicht werden.
  • Wunddesinfektion . Gehen Entzündungen nicht zurück, obwohl ein geeignetes Wunddesinfektionsmittel aufgetragen wurde, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
  • Bluten lassen. Kleinere blutende Wunden sollten nicht gleich mit einem Pflaster abgedeckt werden. Durch den Blutstrom werden Erreger aus der Wunde ausgespült.
  • Wundpflege. Die Regenerationsfähigkeit der menschlichen Haut ist enorm. Nur oberflächliche Schürfwunden sollten mit Mitteln zur Wundpflege behandelt werden.

Mittel zur Wundbehandlung: Hinweise zur Bewertung

Grundlage dieses Tests ist das Handbuch „Medikamente“, für das ein Expertengremium der Stiftung Warentest Arzneimittel auf Basis von Literaturrecherchen beurteilte. Sie finden die Methoden unter: " Medikamententests: Methoden ".

  • Geeignet
    sind Mittel (Standardtherapeutika), deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.
  • Auch geeignet
    sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber Konservierungsmittel enthalten oder noch nicht lange
    genug erprobt sind.
  • Mit Einschränkung geeignet
    sind Mittel, die therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen.
  • Wenig geeignet
    sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind, deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist sowie Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, deren Wirkstoffe sich nicht sinnvoll ergänzen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

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