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Kamillentee - Durch die Blume

  • 13 Kamillentees im Test
  • Alle haben Arzneibuchqualität
  • Filterbeutel können mit ganzen Blüten mithalten

Gute bis sehr gute Qualität

Ob man ihn nun liebt oder hasst, eines ist unbestritten: Kamillentee hat heilende Wirkung. Wie sehr, das hängt allerdings auch von seiner Qualität ab. Wir haben daher für Sie in Österreich erhältliche Kamillentees untersucht. Für diesen Test wurden sowohl Filterbeutel als auch Kamillenblüten im Ganzen im Labor unter die Lupe genommen. Eingekauft haben wir in Apotheken, im Lebensmittelhandel und in Drogeriemärkten. Und es gibt gute Nachrichten: Auf die untersuchten Produkte ist Verlass. Alle 13 von uns getesteten Tees sind von guter bis sehr guter Qualität.

Arzneibuchstandard

Ein besonders erfreuliches Ergebnis unserer Untersuchung ist, dass auch die im Lebensmittelhandel vertriebenen Produkte durchwegs den Anforderungen des Europäischen Arzneibuches entsprechen. Dieses schreibt einen Gehalt an ätherischem Öl von mindestens 0,4 Prozent – bezogen auf die Trockenmasse – vor, während laut dem weniger strengen Lebensmittelcodex bereits 0,2 Prozent ausreichend wären. Alle Proben erreichten den höheren Wert problemlos, die meisten lagen sogar deutlich darüber. Und auch die Qualität des Öls war in allen Produkten ausgezeichnet und entsprach den vom Arzneibuch geforderten Standards.

Wirkung der ätherischen Öle

Das ist deswegen bedeutend, weil das ätherische Öl der Kamille entzündungshemmende und die Wundheilung fördernde Wirkung hat. Es sorgt auch für den typischen Kamillengeruch und den milden (böse Zungen sagen faden) Geschmack der Heilpflanze. Eine weitere Gruppe an Pflanzeninhaltstoffen sind die Flavonoide, die krampflösende Wirkung haben.

Kaum Schwermetalle

Gesucht haben wir aber nicht nur nach ätherischen Ölen, sondern auch nach den Schwermetallen Kadmium und Blei. Hier gibt es ebenfalls gute Nachrichten: Nur bei drei Proben fanden wir eine leichte Überschreitung des Richtwertes für Kadmium. Da es im Arzneimittelbuch zu beiden Schwermetallen keine näher definierten Standards gibt, orientierten wir uns an den Richtwerten der WHO.

Dazu kommt, dass bei der Zubereitung des Tees maximal ein Drittel der Schwermetalle ins Wasser übergeht. Der große Rest bleibt im Teesud zurück, der nach dem Aufbrühen entsorgt wird. Das heißt: Auch wenn Sie gerne und viel Kamillentee trinken, brauchen Sie sich vor einer Belastung mit Schwermetallen nicht zu fürchten.

Wirkungsvolles Hausmittel

Die Kamille ist ein altes Hausmittel. Zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, die in der Volksmedizin schon lange genutzt wurden, sind mittlerweile auch wissenschaftlich bestätigt. Bewiesen ist etwa, dass Kamillentee als Getränk bei unterschiedlichen Beschwerden des Magen-Darm-Traktes lindernd wirkt. Das können einfache Blähungen sein, aber auch Entzündungen und Krämpfe.

Richtig zubereiten

Damit Kamillentee auch wirkt, muss er richtig zubereitet werden. Das ist zum Glück keine große Sache. Ein Häferl, ein Filterbeutel, heißes Wasser – fertig. Mögen Sie lieber ganze Blüten, nehmen Sie pro Tasse etwa einen Teelöffel bis einen Esslöffel voll Kamille. Nach dem Übergießen je nach Verwendung fünf bis maximal zehn Minuten ziehen lassen. Die Unterschiede bei den angeführten Zeiten ergeben sich dadurch, dass sich die einzelnen Inhaltstoffe unterschiedlich rasch aus der Pflanze lösen. Soll der Tee etwa gegen Krämpfe wirken, müssen Sie ihn länger ziehen lassen, da sich die dafür verantwortlichen Flavonoide langsamer lösen.

Gut verschließen

Wie alle ätherischen Öle ist auch jenes der Kamille flüchtig. Die getrocknete Kamille daher immer gut verschlossen aufbewahren und nicht jahrelang lagern. Nach dem Übergießen den Tee zugedeckt ziehen lassen. Das Wasser sollte heiß, aber nicht siedend sein, damit der Tee rascher auf Trinktemperatur abkühlt. Schluckweise trinken.

Hohe Qualität zu kleinem Preis

Und noch ein erfreuliches Ergebnis in Sachen Kamillentee: Ausgezeichnete Qualität, auch das hat unser Test eindrucksvoll beweisen, muss keinesfalls teuer sein. Unser Testsieger, ganze Blüten von Dr. Ischepp, weist den höchsten Gehalt an ätherischem Öl auf, ist in jeder Bipa-Filiale zu haben und kostet pro Tasse nur 4 Cent.

Hilfreiche Tipps für Kamilleliebhaber

Wo suchen?  Kamille wächst praktisch überall an Wegrändern, auf Äckern, im Ödland, aber auch in Hausgärten.

Wann ernten? Frühestens ab Mai bis zum Ende des Sommers. Nur die geöffneten, voll entwickelten Blütenköpfchen sammeln.

Wie pflücken? Die Blüten einzeln von den Stängeln abzwicken, nicht die ganze Pflanze ausreißen, keine Krautbestandteile.

Wie trocknen? Sofort nach dem Pflücken an einem luftig-schattigen Platz ausbreiten oder im Dörrgerät darren. Temperaturen über 30 Grad C vermeiden.

Wo aufbewahren? Die getrockneten Blüten bei Zimmertemperatur in gut schließenden dunklen Gläsern oder Dosen aufheben.

Vorsicht, Verwechslungsgefahr! Nicht alles, was wie Kamille aussieht, ist zum Sammeln geeignet. So enthält die weit verbreitete Hundskamille praktisch keine Wirkstoffe. Minderwertige Sorten erkennen Sie sofort an den flachen, scheibenförmigen Blütenköpfchen.

Foto: photos_com

Vielfältiger Einsatz

Kamillentee wird nicht nur getrunken, sondern auch für Bäder, Wickel oder Kompressen, für Mundspülungen und zum Inhalieren verwendet.

Mehr als nur ein Heißgetränk

Äußerlich wird vor allem die entzündungshemmende Wirkung der Kamille genutzt. Bei Haut- und Schleimhautentzündungen, bakteriellen Hauterkrankungen, Entzündungen im Anal- und Genitalbereich oder bei Hämorrhoiden bringen das Baden der betroffenen Körperteile in Kamillentee oder in Kamillentee getränkte Wickel, die aufgelegt werden, Linderung. Hier kann der Tee auch durch Gabe von mehr Kamille stärker dosiert werden. Den Aufguss länger als zehn Minuten ziehen zu lassen verstärkt die Wirkung jedoch nicht.

Gegen Husten und Halsentzündungen

Bei Erkrankungen der Mundhöhle und des Zahnfleisches mehrmals täglich mit Kamillentee gurgeln oder spülen. Auch hier darf etwas stärker dosiert werden. Bei Husten, Heiserkeit und Halsentzündungen wiederum lindert das Inhalieren mit Kamillentee die Beschwerden. Achtung: Im Gegensatz zur weit verbreiteten Ansicht, dass man so heiß wie möglich inhalieren sollte, ist der aktuelle Stand der Lehre, dass der Dampf angenehm warm, aber nicht heiß sein sollte. Nehmen Sie etwa zwei Esslöffel Blüten oder zwei Filterbeutel. Mit heißem Wasser übergießen und sofort mit dem Inhalieren beginnen.

Vorsicht bei höheren Dosierungen: Die bringen nicht mehr Wirkung, sondern erhöhen höchstens die Gefahr zusätzlicher Reizung. Diese hat aber nichts mit dem allergenen Potenzial der Kamille zu tun. Das ist nämlich sehr niedrig, und allergische Reaktionen auf Kamille sind äußerst selten.

Wann zum Arzt?

Wie bei allen Hausmitteln und Arzneien gilt: Bessern sich Ihre Beschwerden nicht oder werden sie sogar stärken, konsultieren Sie umgehend einen Arzt.

Wo gekauft?

Kamillentee von Dr. Ischepp gibt es bei Bipa zu kaufen, Bio Garten und Mag. Kottas bei Müller. Alnatura steht bei DM, Meßmer bei Bipa und Spar in den Regalen. Aponorm ist nur in Apotheken zu haben. „Sonnentor" ist im gut sortierten Bio-Fachhandel zu finden. Demmers stammt aus dem gleichnamigen Wiener Teehaus und Fix Mille gibt es praktisch überall zu kaufen.

So haben wir getestet

Untersucht wurden 13 Kamillentees, darunter 7 Tees im Filterbeutel.

Überprüft wurde der Aschegehalt, der Gehalt an ätherischem Öl, die Qualität des Öls mittels Dünnschicht-Chromatographie und der Grad der Reinheit mit der Siebanalyse. Außerdem wurden alle Proben auf die Schwermetalle Blei und Kadmium untersucht.

Dank an Univ.-Prof. Karin Zitterl-Eglseer, Vet.-Med. Universität Wien, Institut für Angewandte Botanik, für die Durchführung der Analysen.

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