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Infrarotkabinen - Heiße Luft

Infrarotkabinen werden gerne mit gesundheitsbezogenen Versprechen beworben. Doch viele dieser Behauptungen sind fragwürdig, manche sogar echter Humbug.

Die Werbung verspricht ...

Nach den Werbeprospekten mancher Anbieter müsste man bei regelmäßiger Benutzung von Infrarot-Kabinen locker mindestens hundert Jahre alt werden. Diese Kabinen, die je nach System und Modell für eine bis mehrere Personen konzipiert sind und meist ohne großen Umbauaufwand und mit normalem Stromanschluss auch in kleineren Wohnungen Platz finden, sollen wahre Wunder bewirken:

... Entgiftung, schlankheit, Fitness

Neben Schlankheit und Fitness wird etwa der raschere Abtransport „schmerz- und entzündungsauslösender Substanzen“ versprochen oder „durch das Ausschwitzen von Schwermetallen eine deutlich gründlichere Entgiftung als in der Sauna“. Auch von „Verminderung der Cellulitisbildung“ oder „Abhilfe bei Lungenentzündung“ und „schnellerer Heilung bei Gehirnerschütterung“ kann man lesen.

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Die „besondere“ Wärmewirkung

Grund für diese wundersamen angeblichen Effekte ist laut Anbietern die besondere Wärmewirkung der in den Kabinen erzeugten Infrarotstrahlen. Für den privaten Gebrauch sind dabei im Wesentlichen zwei Systeme im Handel:

Zwei Systeme

Das eine erzeugt die Strahlen durch großflächig angebrachte Niedertemperatur-Wärmequellen, das andere arbeitet mit einer oder mehreren Strahlern, Eisen- oder Quarzstäben als Strahlungsquellen, die auf etwa 400 Grad Celsius erhitzt werden, wobei die Strahlen über Reflektoren in der Kabine verteilt werden.

"Erhöhte Eindringstiefe"

Aus physikalischer Sicht ist unbestritten, dass die direkte Strahlungswärme Körper auf andere, „direktere“ Weise erhitzt als temperierte Luft, die ja auch erst einmal durch Wärmestrahlung aufgeheizt wird. Doch die besondere Wirkung der in den Infrarotkabinen erzeugten Wärmestrahlung auf den menschlichen Körper, insbesondere die häufig angepriesene „erhöhte Eindringtiefe“ der Strahlung, wurde zwar untersucht, konnte aber wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.

"Schwächere" Infrarot-C-Strahlen

Grund dafür ist, dass die in den Kabinen auftretenden Strahlen zum allergrößten Teil „schwächere“, nämlich langwellige Infrarot-C-Strahlen sind, die bereits von der äußeren Hautschicht aufgenommen werden. Infrarotstrahlen werden grundsätzlich von allen Körpern ausgesandt, das kann der menschliche Körper sein, ein (Sauna-)Ofen, ein Zentralheizungskörper. Die „Intensität“ der Strahlung ist dabei abhängig von Temperatur und Größe der Strahlungsquelle.

Infrarot-A- und -B-Strahlen

Ein nennenswerter Anteil der bis in eine Tiefe von sechs Millimetern wirksamen, kurzwelligeren Infrarot-A- und B-Strahlen kommt dabei erst ab etwa 1000 Grad Celsius zu Stande, also bei weitaus höheren Temperaturen, als sie in den handelsüblichen Geräten für private Anwender auftreten. Diese Art der Strahlen hat jedoch im Hausgebrauch und in der Hand von Laien absolut nichts verloren, können doch bei unsachgemäßer Anwendung schwere Schäden entstehen. Dann drohen Überhitzung mit Wasser- und Salzverlusten sowie Kreislaufkollaps. 

Riskant für Laien

Besonders problematisch: Nur auf der Hautoberfläche signalisieren unsere Wärmerezeptoren ab einer Temperatur von 42 Grad Celsius „Stopp, zu heiß!“. Die Infrarot-A-Strahlung dringt tiefer ein, dann funktioniert dieses Warnsystem nicht. Auch die Augen sind in diesem Strahlungsbereich gefährdet. Arbeiter am Hochofen etwa oder Glasbläser tragen Schutzbrillen, weil die intensive Strahlung Grauen Star auslösen kann, auch Netzhautablösungen sind möglich. Im medizinischen Bereich wiederum werden aufwendig gefilterte Infrarot-A-Strahlen gezielt in der Behandlung mancher Krebsarten eingesetzt.

Weitgehend ungefährlich

Die gute Nachricht lautet: Die herkömmlichen Infrarotkabinen für den Privatgebrauch werden von Experten als weitgehend ungefährlich eingestuft; sie können also verwendet werden, sofern der Hausarzt keine Gründe feststellt, die gegen eine den ganzen Körper umfassende Wärmeanwendung sprechen.

Wirkungen wissenschaftlich nicht nachvollziehbar

Die schlechte Nachricht ist, dass die meisten der häufig versprochenen Wirkungen bislang wissenschaftlich nicht nachvollziehbar beziehungsweise aus seriöser medizinischer und physikalischer Sicht oft schlichtweg Humbug sind. Den Heilsanpreisungen der IR-Kabinen-Hersteller fehlt zur nötigen Seriosität meist jedwede Quellenangabe, oder sie beziehen sich auf Aussagen von hier zu Lande in der Fachwelt unbekannten fernöstlichen „Experten“.

Fazit

Wieweit die Investition in die etwa 2000 bis 6000 Euro teuren Kabinen lediglich zum Aufwärmen oder Wohlfühlen sinnvoll ist, muss wohl jeder mit seiner eigenen Brieftasche und seinen persönlichen Vorlieben ausmachen. Sicher aber ist: Entspannen in der Badewanne kommt billiger.

  • Nicht länger als eine halbe Stunde in der Kabine bleiben
  • Ausreichend trinken, um den durch das Schwitzen bedingten Flüssigkeitsverlust auszugleichen
  • Abstand zur Strahlungsquelle halten (abhängig von Temperatur und Aufenthaltsdauer)
  • Bei unbehandeltem Holz in der Kabine unbedingt jeglichen Kontakt von Holz und Schweiß vermeiden! Der Schweiß kann aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht wie bei der Sauna „ausgebrannt“ werden, unangenehmer Geruch ist die Folge.

Infratrotkabine

Vorteile:

  • geringerer Platzbedarf
  • kein Starkstromanschluss nötig
  • geringere Kreislaufbelastung
  • kürzere Aufheizzeit

Nachteile:

  • meist nur für 1 – 2 Personen sitzend
  • kein Aufguss möglich
  • meist bis max. 60 Grad
  • oft nur kleine Bestrahlungsfläche
  • Hygienerisiko (Geruch, Bakterien) durch niedrigere Temperatur möglich

Sauna

Vorteile:

  • familientauglich
  • auch Liegeposition möglich
  • Feuchtigkeitsregulierung durch Aufguss möglich
  • größerer Temperaturbereich
  • Wärmeaufnahme über den ganzen Körper
  • bei Selbstbausätzen günstiger in der Anschaffung 

Nachteile:

  • größerer Platzbedarf
  • Starkstromanschluss nötig
  • höhere Energiekosten
  • größere Kreislaufbelastung

Was bei den Kabinen an Nutzen bleibt, ist die reine Wärmewirkung, wie sie auch in der heißen Badewanne, vor dem Ofen oder unter der Bettdecke entstehen kann.

Doch auch die Wärmewirkung (so wie jene der Sauna!) sollte nicht unkontrolliert und ohne vorheriges Gespräch mit dem Arzt eingesetzt werden – insbesondere, wenn Sie damit die Linderung des einen oder anderen Leidens anstreben. Denn grundsätzlich bedeutet Wärme für den Körper zunächst Anstrengung. Bei einer allgemeinen Körperüberwärmung versucht das Temperaturregulationssystem mit erhöhter Herzfrequenz, der Erweiterung der Hautgefäße sowie verstärktem Schwitzen gegenzusteuern, um die Kerntemperatur aufrechtzuerhalten. Flüssigkeits- und Elektrolytverlust sowie eine erhöhte Belastung des Kreislaufs bis hin zum Kollaps können die Folgen sein.

  • Die häufig versprochene Stärkung des Kreislaufs und der Abwehrkräfte kommt nicht alleine durch die Erwärmung zu Stande. Erst durch den Wechselreiz der anschließenden Abkühlung (wie bei der Sauna) wird der günstige Effekt erzielt.
  • Bei erkältungsbedingtem Husten wiederum ist Wärme zwar günstig, noch besser ist aber feuchte Wärme, also das gute alte Inhalieren oder etwa eine lange Dusche, bei der es im Bad so richtig dampft.
  • Gefährlich wird es bei der bisweilen propagierten Behandlung rheumatischer Erkrankungen, da etwa bei akuten entzündlichen Schüben nicht Wärme, sondern ganz im Gegenteil Kälte Erleichterung bringt. Sehr wohl gibt es Rheumaformen, wo die Patienten positiv auf Wärme ansprechen. Da Rheuma allerdings in über 400 Formen auftritt, können keine generellen Empfehlungen ausgesprochen werden.
  • Unbestritten positiv wirkt sich die Anwendung von Wärme auf die Durchblutung der Haut und des Gewebes aus, wodurch die Heilung mancher Hauterkrankungen unterstützt werden kann. Auch Verspannungen können gelindert werden.

Kosten-Nutzen-Rechnung. Wozu und wie oft möchten Sie die Kabine verwenden? Welche Alternativen zu welchen Kosten gibt es?

Gespräch mit dem Hausarzt. Welche persönlichen gesundheitlichen Risiken gilt es zu beachten?

Grundsätzliche Überlegungen. Ist ausreichend Platz vorhanden? Reicht die Stromanschlussleistung der Wohnung? Braucht die Kabine einen Starkstromanschluss?

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