Schützt regelmäßiges Gurgeln mit antimikrobiellen Mundspülungen vor einer Ansteckung mit Corona und hilft es bei einer COVID-19-Erkrankung, schneller gesund zu werden?
Beweislage: unzureichend. Studien dazu gibt es keine, weder die Behandlung noch die vorbeugende Wirkung betreffend. Antimikrobielle Mundspülungen können zwar die Menge an Corona-Viren in Mund und Rachen verringern, dass dadurch die Beschwerden bei einer COVID-19-Erkrankung schneller abklingen, ist jedoch nicht plausibel.
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Reduziertes Infektionsrisiko und schneller gesund werden?
Immer wieder behaupten Medien und Produkthersteller, dass das Gurgeln mit speziellen Mundspülungen das Infektionsrisiko für andere Personen reduzieren und auch einen selbst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus schützen könne. An COVID-19 Erkrankte sollen zudem durch das Gurgeln schneller gesund werden.
Ein Dutzend Studien in Arbeit
Unsere Kooperationspartner von Gurgeln gegen Corona? haben nach Arbeiten zur Wirksamkeit von antimikrobiellen Mundspülungen gesucht. Fündig wurden sie nicht, allerdings sind mindestens ein Dutzend Studien dazu gerade in Arbeit. Doch wie ist es überhaupt um die Plausibilität der Wirksamkeit von Gurgellösungen bestellt?
Wo Mundspülungen nicht hinkommen
Corona-Viren sitzen im Mund- und Rachen- Raum normalerweise nicht außen auf der Schleimhaut, sondern gut geschützt im Inneren der Schleimhautzellen. Sie sind deshalb für eine Mundspülung unerreichbar und können nicht einfach weggegurgelt werden. Denkbar ist dies nur in einem sehr kleinen Zeitfenster von einigen Minuten. Nämlich dann, wenn die Viren über Mund und Nase in den Körper gelangen und sich außen an der Schleimhaut anheften, bevor sie ins Innere der Zellen wandern. Da der Zeitpunkt einer Ansteckung in der Regel jedoch nicht absehbar ist, müsste man also, um diese zu verhindern, ununterbrochen gurgeln. Das ist weder praktikabel noch ratsam, da antimikrobielle Substanzen den Nachteil haben, die Schleimhaut zu schädigen.
Corona-Viren an der Hinterwand der Nase
Ein zusätzliches Manko ist, dass durch Gurgeln nicht alle gerade eingedrungenen Viren unschädlich gemacht werden können. Die meisten Corona-Viren sitzen nämlich im Nasenrachen-Raum, also an der Hinterwand der Nase. Dieser Bereich wird beim Gurgeln normalerweise nicht erreicht. Es müsste dann schon eine gründliche Spülung sein – und zwar nicht nur des Rachens, sondern auch der Nase. Eine Prozedur, die vermutlich niemand mehrmals pro Stunde über sich ergehen lassen möchte; und dies auch nicht sollte. Denn auch die empfindliche Mund- und Nasenschleimhaut würde dabei Schaden nehmen.
Vor dem Corona-Test: weder gurgeln noch essen oder trinken
Allerdings kann die Anzahl der Viren durch das Gurgeln kurzfristig sinken. Deshalb sollte man vor einem Corona-Test keinesfalls gurgeln. Das kann zu falsch-negativen Ergebnissen führen. Beim Test könnte dann eine Infektion übersehen werden. Vor einem Corona-Test sollte man deshalb idealerweise auch zwei Stunden lang nichts gegessen und getrunken und sich nicht die Zähne geputzt haben.
Stimmt das, was die berichten? Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt. "Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Medizin-transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert. Lesen Sie mehr auf www.medizin-transparent.at |