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Coronavirus: Mein Tagebuch - Ich war in Quarantäne

Unser KONSUMENT-Gesundheitsredakteur wurde als Corona-Verdachtsfall geführt. Er hatte typische Symptome und Kontakt zu einer mittlerweile positiv getesteten Kollegin. Hier schildert er, wie es ihm ergangen ist.

16./17. März 2020

Montag. Am Morgen wache ich mit Hustenreiz auf, dem ich keine weitere Bedeutung beimesse.

Dienstag. Der Husten ist über Nacht stärker geworden. Er ist außergewöhnlich trocken, dazu macht sich zuneh­mend ein Druck auf der Lunge bemerkbar. Ich habe leichte Atemprobleme. Mir kommen Zweifel, dass es sich nur um eine Verkühlung handelt. Bin ich etwa mit SARS-CoV-2 infiziert? Ich beschließe, freiwillig in Quarantäne zu gehen und abzuwarten. Am Abend ruft mich der Leiter unserer VKI-Testabteilung an. Er erklärt mir, die Mutter einer Kollegin, mit der ich zusammengearbeitet hatte, sei positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Ich rufe sofort die Nummer 1450 an. Nach rund 30 Minuten in der Warteschleife komme ich durch. Die 1450-Mitarbeiterin nimmt meine Daten sowie die Symptome auf. Sie fragt mich nach möglichen Kontaktpersonen, über die ich mich hätte infizieren können. Ich gebe den Fall meiner Kollegin an. Weiters erkundigt sie sich danach, ob ich in den letzten zwei Wochen auf Reisen war. Ich gebe an, dass ich Ende Februar mit dem Zug nach Obergurgl zum Skifahren gereist bin. Die 1450-Mitarbeiterin erklärt mir, dass ich ab sofort das Haus nicht mehr verlassen dürfe. Sie informiert mich, dass der Ärztefunkdienst der Stadt Wien innerhalb der nächsten 48 Stunden bei mir erscheinen werde, um einen Test auf SARS-CoV-2 vorzunehmen. Dies könne auch mitten in der Nacht geschehen. Ich frage nach, ob ich andere Personen, etwa Arbeitskollegen, mit denen ich in letzter Zeit engeren Kontakt hatte, benachrichtigen solle, dass ich ein Verdachtsfall bin. Die 1450-Mitarbeiterin sagt, dass ich das nicht machen solle, solange keine Gewissheit bestehe. Nach dem Abstrich würde ich innerhalb von 48 Std. über das Ergebnis informiert.

19. März 2020

Donnerstag. Um fünf Uhr Früh kommt der Anruf des Ärztenotdienstes. Wenig später steht ein Arzt in Schutz­kleidung vor mir. Er erklärt mir, wie die Probe genommen wird, und er sagt, dass es bis zu 72 Stunden dauern könne, bis ich den Bescheid erhalte. Bevor er geht, drückt er mir eine von ihm unterzeichnete Benachrichtigung über meine „Absonderung“ in die Hand und wünscht mir alles Gute. In dem Schreiben steht, dass ich gemäß § 7 Epidemiegesetz ab sofort für die Dauer von 14 Tagen abgesondert werde, sofern in der Zwischenzeit seitens der Bezirksverwaltungsbehörde (in Wien die MA 15) nichts anderes angeordnet wird.

Homecare-App bleibt

20.-22. März 2020

Freitag. Ich bekomme über die App „Home Care“ der Stadt Wien eine SMS mit TAN-Zugang geschickt. Auf der Website werde ich ersucht, täglich eine Meldung über meinen Gesundheitszustand abzugeben. Ich fülle die Homecare-Checkliste aus.

Samstag. Ich erhalte eine Erinnerung von Homecare und fülle die Checkliste aus.

Sonntag. Ich warte auf den angekündigten Anruf, in dem mir mein Testergebnis mitgeteilt werden soll. Doch der Anruf kommt nicht. Der Aufforderung der Homecare-App komme ich nach und sende meinen Tagesbericht.  

23.-24. März 2020

Montag. Seit dem Test sind mehr als 100 Stunden vergangen. Ich rufe bei der MA 15 an und erkundige mich nach dem Testergebnis. Die Mitarbeiterin erklärt mir, dass sie keine Informationen vorliegen habe, und verspricht mir, mich noch am selben Tag zurückzurufen. Der Anruf kommt nicht, die SMS von Homecare dagegen schon.

Dienstag. Ich rufe erneut bei der MA 15 an. Dort sagt man mir, dass es überhaupt keine Unterlagen zu meinem Fall gebe. Man verspricht mir, dem nachzugehen und mich zurückzurufen. Zehn Minuten später läutet das Telefon. Mir wird erklärt, mein Name sei irrtümlich falsch geschrieben worden, weshalb man mir das Ergebnis nicht habe mitteilen können. Das Ergebnis des Tests sei „negativ“. Auf Rückfrage erklärt man mir, dass meine „Absonderung“ hiermit telefonisch aufgehoben sei. Ich bin erleichtert und etwas besorgt zugleich. Passieren Fehler wie in meinem Fall öfter, frage ich mich. Und was hat das für Auswirkungen auf die Verbreitung des Virus? Der Fall meiner (leider positiv getesteten) Kollegin aus Niederösterreich beruhigt mich ein wenig. Sie erzählt mir, dass sie nach 54 Stunden ihren Bescheid bekommen habe und ihre Kontaktpersonen angeben musste. Diese seien verständigt worden.  


 Bernhard Matuschak, Redakteur 

"COVID-19 ist vorerst an mir vorbeigegangen, Homecare bleibt mir jedoch erhalten. Zuverlässig bekomme ich seither zwei Mal täglich eine SMS mit der Aufforderung, Auskunft über meinen Gesundheitsstatus zu geben."

-KONSUMENT-Gesundheitsredakteur Bernhard Matuschak  

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