Neben äußerlich anzuwendenden Kosmetikprodukten findet sich mit dem Präparat Duo Slim Forte Caps im Botarin-Sortiment auch ein Präparat, das laut der Werbung schlank machen und Cellulite von innen bekämpfen soll. Abgesehen davon, dass in all unseren Tests von Anti-Cellulite-Produkten bislang kein einziges Präparat war, das auch nur annähernd etwas gegen Cellulite ausrichten konnte – für seriöse wissenschaftliche Beweise, die eine entsprechende Wirkung des Botarin-Produktes nahelegen, wären wir dankbar –, bewegt sich der Hersteller mit den Duo Slim Forte Caps auch in einer rechtlichen Grauzone.
Verstoß gegen Health Claims Verordnung
Gesetze und Verordnungen regeln genau, wie man für in Apotheken verkaufte Mittel, die eingenommen werden, werben darf. In § 53 des Arzneimittelgesetzes heißt es unter anderem: "Laienwerbung darf keine Elemente enthalten, die bildliche Darstellungen im Zusammenhang mit Angehörigen der Heilberufe aufweisen." Das gilt für Arzneimittel.
Botarin Duo Slim Forte Caps werden als Nahrungsergänzungsmittel gehandelt. Auch für die Bewerbung derartiger Erzeugnisse existiert eine gültige EU-Richtlinie: die Health Claims Verordnung. Diese besagt im Artikel 12, dass gesundheitsbezogene Angaben, die auf Empfehlungen von einzelnen Ärzten oder Vertretern medizinischer Berufe verweisen, nicht zulässig sind. Unserer Ansicht nach liegt hier ein Verstoß vor.
Wunderpille gegen überflüssige Kilos
Sieht man sich die Werbeeinschaltungen einmal genauer an, fällt auf, dass sie in ihrer Aufmachung eher redaktionellen Texten gleichen als Inseraten. Derartiges Product-Placement, bei dem die Grenze zwischen Inserat und redaktionellem Inhalt verschwimmt, erfreut sich in den Medien zunehmender Beliebtheit. Schwankt die schönheitsbewusste Leserin immer noch in ihrer Kaufabsicht, bekommt sie als Draufgabe eine Grafik geliefert, die ihr demonstriert, wie die Wunderpillen Nahrungsfette im Magen binden sollen und damit die Kilos purzeln lassen.
Das Argument, Duo Slim Forte sei sogar in der Lage, gefährliche Transfette zu binden, soll dann wohl die letzten Zweifel gesundheitsbewusster Kunden ausräumen – wobei verschwiegen wird, dass das Präparat bei tatsächlicher Wirksamkeit mit dem nächsten Stuhlgang auch wichtige fettlösliche Vitamine entsorgen würde.
Feigenkaktus und Chitosan
Zu den Inhaltstoffen der Schlankheitspillen erfahren wir in der Anzeige: "Botarin Duo Slim Forte mit der doppelten Kraft von Feigenkaktus und Chitosan unterstützt Abnehmwillige Tag für Tag." In der Tat tauchen beide Substanzen immer wieder in Schlankheitsmitteln auf. Der Mittelmeerurlaubern bestens bekannte Feigenkaktus, botanischer Name Opuntia, stammt ursprünglich aus Amerika, wo ihn Indianer seit langer Zeit als Heilmittel gegen Blasenleiden einsetzen. Chitosan ist ein unverdaulicher Faserstoff, der aus den Schalen von Krabben, Hummern und Garnelen gewonnen wird. Er nimmt auf seinem Weg durch den Verdauungstrakt Wasser auf, wodurch er aufquillt und leicht sättigend wirkt.
Zusätzlich bindet Chitosan – jedenfalls außerhalb des Organismus – Fett. Den Stoff zur Gewichtsreduktion einzusetzen, beruht vor allem auf dem Gedanken, dass es sich positiv auswirken müsste, wenn zumindest ein Teil der Nahrungsfette unverdaut ausgeschieden würde und sich nicht in den Depots ablagert.
Wenig geeignet
In der Praxis freilich sieht die Sache anders aus, denn Voraussetzung für eine erfolgreiche Fettbindung an Chitosan ist, dass die einzelnen Komponenten im richtigen pH-Bereich zusammentreffen. Wissenschaftliche Studien, die diesen Effekt untersuchten, kamen zu einem ernüchternden Ergebnis: Bei Männern wurde nur so wenig Fett ungenutzt ausgeschieden, dass sie sieben Monate brauchen würden, um ein halbes Kilogramm Körperfett zu verlieren.
Bei Frauen steigerten die Mittel die Fettausscheidung über den Stuhl überhaupt nicht. Dementsprechend enttäuschend fielen auch Untersuchungen aus, in denen der Gewichtsverlust der Teilnehmer kontrolliert wurde: Dieser war allenfalls geringfügig. Es ließ sich nicht nachweisen, dass mit chitosanhaltigen Schlankheitsmitteln eine bedeutsame und dauerhafte Gewichtsabnahme zu erreichen ist; und auch was die Senkung erhöhter Blutfettwerte angeht, beurteilen wir Chitosan als wenig geeignet.