- Meist kurze Wartezeiten im Akutfall
- Privatzahler gegenüber Kassenpatienten nicht bevorzugt
- 90 Ärzte im Test
Warten auf den Arzttermin
Wer hat es nicht selbst schon erlebt – trotz Beschwerden bekommt man erst nach Tagen oder Wochen einen Termin beim Facharzt. Eine Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der Allgemeinen deutschen Ortskrankenkassen (WIdO) zeigt, dass im Nachbarland jeder vierte gesetzlich Versicherte mindestens zwei Wochen auf einen Arzttermin warten muss. Und die Studie deckt noch einen anderen Missstand auf: Krankenkassenpatienten warten im Vergleich zu Privatzahlern deutlich länger.
90 Arztpraxen im Test
Wir wollten wissen, wie lange man in Österreich als Akutpatient auf einen Termin warten muss und ob auch hierzulande Privatpatienten bevorzugt werden. Unsere beiden Testpersonen (ein Kassenpatient, ein Selbstzahler) ersuchten telefonisch bei insgesamt 90 Arztpraxen in ganz Österreich um einen Behandlungstermin.
Getestet wurden jeweils zehn Ärzte aus neun Fachgruppen. Die von beiden Testpersonen vorgetragene identische Krankengeschichte war so konstruiert, dass kein Notfall vorlag, der eine Spitalseinweisung erforderlich gemacht hätte. Die beschriebenen Symptome erforderten jedoch eine möglichst rasche Abklärung durch einen Facharzt.
Verhandeln nötig?
Und wir wollten auch wissen: Wie ernst nimmt der Arzt den Patienten? Seinem ärztlichen Auftrag gemäß sollte er für einen Akutfall den nächstmöglichen Termin (in der Tabelle Wartezeit 1) vorsehen. Erhielten unsere Tester bei ihrem Anruf keinen Termin für denselben Tag, baten sie um einen früheren. Wurde dieser gewährt (Wartezeit 2), brachte das dem Arzt eine Abwertung ein, da der geschilderte Akutfall zunächst offenbar nicht ernst genug genommen worden war. Für einen gesundheitlich angeschlagenen Patienten ist es nicht zumutbar, einen rascheren Untersuchungstermin auszuhandeln.