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Gentests aus dem Internet - Nichts für den Hausgebrauch

Im Internet können medizinische Gentests und Genanalysen bestellt werden, doch derartige Angebote sind weder zuverlässig noch sinnvoll.

Online können Sie medizinische Gentests bestellen. Solche Angebote sind weder zuverlässig noch sinnvoll (Victor_Moussa_Shutterstock)
Die Fortschritte in der Genanalyse machen es möglich, dass wir in sehr kurzer Zeit viele Informationen über unseren Organismus erhalten können. Findige Unternehmer bieten Gentests für den Hausgebrauch übers Internet an.

So soll man etwa herausfinden können, wie groß das eigene Risiko ist, an Diabetes, Krebs, Alzheimer oder Parkinson zu erkranken. Doch wie aussagekräftig sind derartige Tests und Analysen und wie sinnvoll ist es überhaupt, sich zu Hause selbst zu testen?

Genetischer Code

Grundsätzlich gilt, dass jeder Mensch sich von anderen auf genetischer Ebene unterscheidet. Lediglich eineiige Zwillinge haben den gleichen genetischen Code. Die genetischen Informationen sind auf den Chromosomen im Zellkern einer Körperzelle lokalisiert.

Die Chromosomen bestehen aus leiterförmigen DNA-Strängen, die spiralförmig angeordnet sind. Einzelne Abschnitte der DNA werden als Gene bezeichnet, die in ihrer Gesamtheit das Genom bilden. Das Genom des Menschen besteht aus mehr als 20.000 Genen. Durch Vererbung, Umwelteinflüsse und andere Ereignisse kann es zu Veränderungen, sogenannten Mutationen, an den Genen kommen.

Veränderungen der Erbsubstanz

Mutationen können für den Träger der DNA ohne Auswirkungen bleiben, im schlimmsten Fall jedoch tödlich sein. Veränderungen der Erbsubstanz kann man mit genetischen Tests auf die Spur kommen. Das kann bei der Vorbeugung, Diagnose oder Therapie von Krankheiten hilfreich sein. In der Krebsmedizin etwa spielen Gentests eine zunehmende Rolle

Begrenzte Aussagekraft

Bei speziellen Fragestellungen

In Österreich werden genetische Analysen am Menschen zu wissenschaftlichen und medizinischen Zwecken durch das österreichische Gentechnikgesetz (GTG) geregelt. Genetische Tests (DNA-Analysen) gehören nicht zu den Standarduntersuchungen, die an Patientinnen oder Patienten durchgeführt werden.

Sie kommen meist bei sehr speziellen Fragestellungen zum Einsatz – insbesondere, wenn bei Krankheiten ein erblicher Zusammenhang besteht oder vermutet wird. In der Regel werden für einen Gentest Zellen aus dem Blut untersucht.

Blut, Haare, Speichel, Haut, ...

Eine normale Blutprobe ist dafür ausreichend. Manchmal werden auch Haare, Speichel, Nägel, Haut, ein Abstrich der Mundschleimhaut, Sperma u.v.m. untersucht. Bei speziellen vorgeburtlichen Tests werden kleine Stückchen des Mutterkuchens (Chorionzotten) bzw. das Fruchtwasser der Schwangeren untersucht.

Begrenzte Aussagekraft

Diagnostische Tests werden eingesetzt, um vorliegende Erkrankungen zu untersuchen bzw. festzustellen und klinische Diagnosen abzusichern. Prognostische Tests dienen der Feststellung, inwieweit eine Prädisposition für eine bestimmte, genetisch bedingte Erkrankung besteht, oder der Feststellung eines Überträgerstatus für eine solche Erkrankung.

Sie kommen zum Einsatz, wenn es in der Familie bzw. Verwandtschaft Erbkrankheiten gibt und nicht erkrankte Familienmitglieder wissen möchten, ob sie die Veranlagung besitzen, künftig ebenfalls zu erkranken. Paare mit Kinderwunsch können Informationen dazu erhalten, ob die Gefahr besteht und wie groß sie ist, dass die Erkrankung an die Kinder weitervererbt wird. Allerdings ist die Aussagekraft derartiger Gentests begrenzt. Sie bieten keine hundertprozentige Sicherheit, sondern bilden lediglich eine gewisse Wahrscheinlichkeit ab.

Sensible Daten, dringend abzuraten

Hochsensible Daten

Ein medizinischer Gentest darf nicht ohne das Wissen und Einverständnis des Betroffenen vorgenommen werden. Im Vorfeld ist ein Beratungsgespräch vorgeschrieben. Dabei muss über das Vorgehen, die Aussagekraft sowie die Vor- und Nachteile und mögliche Konsequenzen informiert werden.

Patienten haben laut Gentechnikgesetz auch nach der Einwilligung zum Test das Recht, die Ergebnisse des Tests nicht erfahren zu wollen. Da es sich bei genetischen Daten um hochsensible Informationen handelt, dürfen diese nicht in die falschen Hände gelangen. Im Gentechnikgesetz ist daher auch der Umgang mit den aus den Tests gewonnenen Daten geregelt. Die Weitergabe der Daten darf nur auf ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Testperson bzw. von deren Vormund zu einem definierten Zweck erfolgen.

Arbeitgeber dürfen keine genetischen Daten abfragen. Versicherungen ist dies in sehr engen Grenzen erlaubt. Die Charta der Grundrechte der EU regelt, dass genetische Daten nur zur Feststellung, Prävention oder Therapie einer Krankheit, für Gerichtsverfahren oder für strafrechtliche Ermittlungen verwendet werden dürfen.

Dringend abzuraten

Von kommerziellen Tests aus dem Internet ist dringend abzuraten. Diese Tests untersuchen in der Regel Genvarianten und liefern etwa Aussagen über ein erhöhtes oder vermindertes Risiko für bestimmte Erkrankungen wie Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Alzheimer oder Parkinson oder etwa auch Übergewicht. Die Aussagen sind in den meisten Fällen wissenschaftlich und klinisch nicht abgesichert.

Das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes, Asthma, Bluthochdruck oder eine koronare Herzerkrankung kann zwar erblich bedingt sein, hängt aber auch wesentlich von anderen Faktoren wie Umweltbedingungen oder der persönlichen Lebensführung ab. Deshalb sind Gentests bei diesen Erkrankungen meist sehr unzuverlässig.

Nur mit ärztlicher Begleitung

Abgesehen davon sind viele Ergebnisse, selbst wenn sie korrekt sind, als relativ zu betrachten und bedürfen einer fundierten Erklärung durch einen Arzt. Für die Betroffenen können derartige Testergebnisse auch zu einer schweren psychischen Belastung werden. Genetische Tests sollten deshalb immer im Rahmen einer medizinischen Untersuchung und nie ohne ärztliche Begleitung erfolgen.

VKI-Tipps

  • Ärztliche Begleitung: Genetische Tests sollten niemals aus dem Internet für den Hausgebrauch bezogen werden. Sie sind nur in ganz bestimmten Fällen im Rahmen einer medizinischen Untersuchung und in Begleitung von Medizinern sinnvoll und ratsam.
  • Datenschutz: Genetische Daten sind hochsensible Daten. Sie sollten keinesfalls unbekannten Personen oder Firmen zugänglich gemacht werden.
  • Begrenzte Aussagekraft: Die Aussagekraft von Gentests ist äußerst begrenzt. Sie ermöglichen keine Vorhersage, ob eine Erkrankung ausbrechen wird und in welchem Ausmaß und Schweregrad.

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