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Ratenkauf: Schritte in die Schuldenfalle - Teures Vergnügen

, aktualisiert am

  • Gesamtzinssätze oft im zweistelligen Bereich
  • Große Unterschiede bei Information und Gesamtkosten
  • Privatkredite und Finanzierungs-Sonderaktionen günstiger

"Heute mitnehmen, irgendwann bezahlen"

Shoppen weit über das eigene Limit hi­naus – das geht ganz einfach, auch ohne dass man vorher bei einer Bank um einen Kredit vorstellig wird. Möglich machen es Versandhäuser sowie Möbel- und Elekt­ronikhandel, die mit Sofortkrediten zum Nulltarif um jeden Kunden werben. Mit einem Lichtbildausweis und vielleicht noch Kredit- oder Bankomatkarte ist man dabei. Wer per Katalog einkauft, braucht nicht einmal das und muss höchstens dann mit einem Platzen des Geschäfts rechnen, wenn er schon bei den Kreditschutzverbänden bekannt ist. Die verlockende Devise „Heute mitnehmen, irgendwann bezahlen“ ermöglicht Spontankäufe, selbst wenn die Haushaltskasse gerade leer ist. Die Frage ist allerdings: zu welchem Preis? Sind die angebotenen Teilzahlungen wirklich so günstig wie in der Werbung suggeriert? Und gibt es bei finanziellen Engpässen Alternativen dazu?

9,5 bis 20 Prozent

Zur ersten Frage die wenig überraschende Antwort: Nein, günstig sind Teilzahlungen nie, auch wenn sie mit null Prozent Zinsen beworben werden. Dazu kommen nämlich allerhand Gebühren, etwa für Bearbeitung und Kontoführung, die den Kaufpreis mitunter gewaltig in die Höhe treiben. Am güns­tigsten schnitten bei unserer Erhebung im Auftrag der Arbeiterkammer Wien noch die Möbelhäuser mit Gesamtzinssätzen zwischen 9,54 und 12,91 Prozent ab. Ab da geht es steil bergauf: Als hätten sie sich’s ausgemacht, liegen die Elektronikketten einheitlich bei rund 18,7 Prozent Aufschlag, und der Versandhandel verrechnet ebenso einhellig tatsächliche Zinsen um die 20 Prozent. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Ein Produkt um 1.990 Euro kostet dort letztlich 2.666,96 Euro!

Alternative: Privatkredit

Da lässt sich nur sagen: Hände weg von solchen Angeboten. Aber gibt es Alternativen, wenn man etwas wirklich dringend braucht, zum Beispiel eine neue Waschmaschine, einen Kinderwagen oder einen Computer? Einfach das Konto zu überziehen ist in den meisten Fällen keine gute Idee, denn mit 7,875 bis 13,25 Prozent sind die Zinssätze dort auch nicht gerade güns­tig. Etwas besser schneiden Privatkredite ab: Der güns­tigste lag zu Redaktionsschluss bei 6,6 Prozent, der teuerste bei 9,2 Prozent Effektivzinsen. Der zusätzliche Weg zur Bank lohnt sich also. Es sei denn, es handelt sich um echte Finanzierungs-Sonderaktionen, wie sie etwa das Möbelhaus Ludwig bei unserer Erhebung anbot: Bei „Jetzt kaufen – 2010 zahlen“ wird der gesamte Kaufpreis samt Bearbeitungsgebühr (2,9 Prozent) und Kreditsteuer (0,8 Prozent) ohne Ratenzahlungen erst nach 16 Monaten fällig – zu einem Gesamtzinssatz von 3,35 Prozent. Das ist bei der derzeitigen Inflationsrate schon fast ein Schnäppchen.

Gesetzesvorgaben eingehalten

Der Konkurrenzkampf im Handel ist hart, jeder Cent hart umkämpft. Wahrschein­lich auch deshalb haben von den 16 getes­teten Unternehmen nur sieben (Niedermeyer, Ikea, Möbel Ludwig, XXXLutz, Möbelix, Mömax und Neckermann) die Zeit gefunden, unsere Fragen vollständig zu beantworten. Der Zeitdruck schlägt sich bis auf die Homepage durch: Nur drei Firmen halten sich mit Angaben zum nominellen Zinssatz auf, nicht einmal die Hälfte nennt den Effektivzinssatz. Mag sein, dass das „eh keiner liest“; nach unserer Einschätzung darf diese Information für die steigende Zahl an Online-Bestellern aber nicht fehlen!

25.000 Euro Obergrenze

Während es bei den Informationen noch etwas hapert, hielten sich sämtliche Unternehmen absolut korrekt an die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Kauf auf Raten. So muss bei jedem Ratenkauf eine Anzahlung geleistet werden: bei Beträgen unter 220 Euro mindestens 10 Prozent, darüber mindestens 20 Prozent. Manche Anbieter verlangen (zu ihrer eigenen Sicherheit, vielleicht auch zu der ihrer Kunden) sogar 30 Prozent des Verkaufspreises. Da ziel- und wahllosen Ratenkäufen erfahrungsgemäß oft der Absturz in die Verschuldung folgt, hat der Gesetzgeber außerdem mit maximal 25.000 Euro eine Obergrenze für Teilzahlungen festgelegt.

Maximal 5 Jahre Laufzeit

Auch hinsichtlich der Laufzeit gibt das Konsumentenschutzgesetz ein klares Limit vor: Teilzahlungsvereinbarungen können nur über höchstens fünf Jahre abgeschlossen werden. Auch hier lagen alle untersuchten Handelsunternehmen – mit unterschied­lichen Laufzeitmodellen – im Rahmen der gesetzlichen Frist.

Der Zinssatz ist nicht alles

Bei den angeführten Zinsen handelt es sich üblicherweise um Jahreszinssätze. Die Zahl allein sagt noch nichts darüber aus, was am Ende zu zahlen ist. Wichtig ist, zu wissen, um welche Art von Zinssatz es sich handelt.

Nominaler/nomineller Zinssatz: gibt an, zu welchem Zinssatz das Geld hergeborgt wird.

Effektiver Zinssatz: sollte neben dem Zinssatz auch noch alle anderen anfallenden Kosten, wie Bearbeitungs- oder Kontoführungsgebühren, berücksichtigen. Er enthält aber nicht immer wirklich alle Kreditnebenkosten. So müssen Kontoführungsgebühr oder Prämien für Kredit-/Restschuldversicherungen nicht in die Berechnung des Effektivzinssatzes einfließen.

Gesamtzinssatz: drückt in Prozent alle die Beträge aus, die letztlich tatsächlich an den Kreditgeber gezahlt wurden (= Gesamtbelastung bzw. Gesamtkosten).

Die tatsächliche Gesamtbelas­tung lässt sich ganz einfach errechnen, indem der Anzahlungsbetrag und sämtliche Raten zusammengezählt werden. Dieser Betrag kann nun mit dem Kaufpreis verglichen werden.

Ratenkauf: Kompetent mit "Konsument"

  • Teures Vergnügen. Ratenkauf ist immer deutlich teurer als Sofortzahlung.
  • Fette Gebühren. Auch bei Niedrigzinsen kommt durch saftige Bearbeitungsgebühren oder Ähnliches eine hohe Gesamtbelastung zusammen.
  • Leichte Rechnung. Anzahlungsbetrag plus alle Raten ergibt die Gesamtkosten. Die liegen meist weit über dem Kaufpreis.
  • Bare Münze. Das Konto zu überziehen ist nicht viel besser. Ein Privatkredit ist etwas günstiger. Am besten ist Barzahlung, daher Käufe noch einmal überdenken.

Ratenkauf: Testkriterien

Im Test: 7 Möbelhäuser, 4 Elekt­romärkte und 5 Versandhäuser. Die Konditionen wurden auf Homepages, in Katalogen sowie durch Fragebögen und Besuche in den Geschäften erhoben. Wir haben ein Ratenzahlungsmodell (wenn möglich mit einer Laufzeit von 12 Monaten) ausgewählt und effektiven Jahreszinssatz, Gesamtzinssatz (inklusive aller Kosten und Gebühren) und Gesamtkosten (Summe aller Raten samt Anzahlung sowie alle Kosten und Gebühren) berechnet. Die Reihung erfolgte nach dem Gesamtzinssatz. Die Note „durchschnittlich“ wurde dann vergeben, wenn der Zinssatz innerhalb der Bandbreite der Kontoüberziehungszinsen lag.

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