Pillen auf Privatrezept
Auch Medikamentenkosten sind durch den Ambulanzkostentarif gedeckt. Nicht jedes Mittel wird von der Krankenkasse bezahlt. Und der Medikamenten-Selbstbehalt – genannt Rezeptgebühr – macht bei chronisch Kranken einen erklecklichen Budgetposten aus, vor allem deshalb, weil die Packungsgröße verringert und nur mehr der Bedarf für einen Monat abgegeben wird. Auch diese Gebühr wird von dieser Versicherung bis zur jeweiligen Höchstgrenze übernommen.
Physiotherapie gegen Rückenbeschwerden
Ein anderes Beispiel ist die Physiotherapie: Wen Rückenschmerzen plagen, dem spendiert beispielsweise die Wiener Gebietskrankenkasse im Allgemeinen einmal jährlich mickrige zehn Massagen oder Schlammpackungen. Andere Therapien, etwa Osteopathie, werden gar nicht bezahlt. Mit einer Privatversicherung kann man seinem Kreuzweh häufiger Erleichterung verschaffen.
Hörgeräte und Schuhe
Neben den Kosten für Sehbehelfe deckt die Privatarztversicherung auch die Kosten für andere Heilbehelfe, wie zum Beispiel Hörgeräte oder orthopädische Schuhe, zu 80 beziehungsweise 50 Prozent ab. Inbegriffen sind weiters ambulante Operationen sowie die medizinische Hauskrankenpflege durch diplomiertes Krankenpflegepersonal, beispielsweise das Verabreichen von Injektionen oder die Wundversorgung.
Arzt am Urlaubsort
Schätzen wird diese Versicherung auch, wer am Ferienziel einen Arzt braucht: Wo es kein Sozialversicherungsabkommen gibt oder der Arzt auf jeden Fall Bares sehen will, können die Kosten beim Versicherer eingereicht werden. Als „kompletter“ Krankenschutz im Ausland reicht diese Versicherung aber wegen der möglichen Kosten eines Spitalsaufenthaltes nicht aus!
Hingegen werden manche Behandlungskosten ausdrücklich nicht übernommen. So etwa lehnt die Allianz die Kosten für kosmetische Operationen ebenso ab wie für künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation).
Zahnbehandlung kaum inkludiert
Nicht erfasst sind meist auch alle Kosten rund ums Gebiss, ausgenommen bei der Allianz, wo auch Zahnversorgung inkludiert ist. Für diesen Zweck gibt es bei den vier anderen Anbietern eigene Zahntarife.
Nicht alle Tarife kann man separat abschließen. Mitunter gibt es die Privat- Ëarztversicherung nur in Kombination mit einer Sonderklasse- oder Taggeldversicherung (etwa bei einigen Generali-
Tarifen). Und bei der Uniqa kann man einen Kindertarif nur dann abschließen, wenn auch ein Elternteil im gleichen Tarif versichert ist.
Was fiel im letzten Jahr an?
Bei der Auswahl des Tarifs sollte man sich vom Bedarf leiten lassen. Hilfreich ist eine Aufstellung der Kosten für private Arztbesuche, Medikamente, Sehbehelfe und Therapien, die in den letzten Jahren in der Familie angefallen sind. Dann suche man in der Spalte „Höchstleistung pro Jahr“ nach dem ungefähr entsprechenden Betrag. Danach vergleiche man die zugehörigen Prämien.
Hier zeigen sich deutliche Unterschiede. Geht man von einer Höchstsumme von ungefähr 2000 Euro jährlich und einer Kostenübernahme von 80 Prozent aus, zahlt eine 30-jährige Frau bei der Merkur 438,96 Euro im Jahr, bei der Uniqa 426 und bei der Wiener Städtischen 353 Euro. Die Allianz ist anders: Weil Zahnbehandlung und Zahnersatz inbegriffen sind, sind ihre Tarife nicht vergleichbar. Dieser Anbieter wird übrigens im Laufe des Jahres neue Tarife auflegen.
Annahmerichtlinien als Hürde
Ehe Sie den Luxus des Privatpatientenstatus genießen können, ist die Hürde der Annahmerichtlinien zu bewältigen. Prinzipiell sind nur gesunde Personen zu den Tarifen in unserer Tabelle versicherbar. Wer bereits über das eine oder andere Wehwehchen klagt, muss entweder einen Risikozuschlag berappen oder der Versicherungsschutz erstreckt sich nicht auf diese Gebrechen. Im schlechtesten Fall nimmt einen der Versicherer gar nicht. Um beim eingangs erwähnten Beispiel der Sehschwäche zu bleiben:
Die Merkur akzeptiert Personen ab 5 Dioptrien nur mit Risikozuschlag. Bei der Uniqa hingegen wird ein solcher Zuschlag erst ab 8 Dioptrien fällig. Bei der Generali wird der Kandidat ab 8
Dioptrien näher geprüft. Die Allianz schließt schon bei 3 bis 10 Dioptrien korrigierende Operationen und deren Folgen aus, ab 10 Dioptrien kann die Fehlsichtigkeit nicht mehr versichert werden.
Wartezeiten beachten
Zu beachten ist weiters die Wartefrist, ehe man Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen darf. Die beträgt drei Monate – bei der Wiener Städtischen gibt es keine (ausgenommen bei Schwangerschaft). Dafür belohnen die übrigen vier Anbieter die Gesunden: Wer in einem Kalenderjahr keine Leistungen beansprucht, erhält bis zu drei Monatsprämien zurück. Bei der Wiener Städtischen muss man die Rückvergütung gesondert vereinbaren. Angesichts dieser Unterschiede heißt es: Versicherungsbedingungen studieren und vergleichen, ehe man sich für ein bestimmtes Produkt entscheidet!