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Gewinnspiele - "Sie-haben-gewonnen"-Schmähs

Noch immer melden sich bei uns Opfer.

Mit unsicheren Schritten kam eine gebrechliche Dame durch die Tür des VKI Info-Centers in Wien: „Mein Gott, bin ich müde! Können Sie mir bitte sagen, wo der Friedrich-Müller-Versand ist? Ich bin extra aus Regensburg gekommen und seit Stunden such’ ich in der ganzen Stadt.“

Einschlägig bekannt. Friedrich Müller – der Name ließ unsere Empfangsdame aufhorchen. Denn diese Wiener Firma ist bei uns äußerst bekannt. Freundlich fragte sie: „Worum geht es?“ Schwer atmend ließ sich die betagte Besucherin auf einen Sessel fallen und begann in ihrer Handtasche zu kramen. „Wissen Sie, ich habe gewonnen und möchte meine 200.000 Mark abholen. Schauen Sie!“, sagte sie und schwenkte einen auffällig bunten Zettel.

Schäbiger Trick. „DM 200.000,00 Jahres-Endverlosung“ stand da in großen Lettern und „Alleiniger Gewinner ist Frau Maria Strasser, 93049 Regensburg“. Allerdings war auf dem Blatt auch Folgendes zu lesen: „Aufgrund der durchzuführenden internationalen Endverlosung könnte auch Ihnen am Ende eine solche Nachricht laut folgendem Muster im Original zur Kenntnis gebracht werden.“ Doch dieser Bandwurmsatz war weit weniger auffällig am oberen Rand der Seite platziert.

Einfach losgefahren. Frau Strasser hatte diese „Gewinn-Auszahlungs-Bestätigung“ erhalten und sich auf den Weg nach Wien gemacht. Trotz ihrer 83 Jahre und ohne ihre Kinder zu verständigen. Sie träumte von einem wunderschönen Tag in einem Wiener Luxushotel. Und unsere Beraterin musste Frau Strasser nun vorsichtig die traurige Wahrheit nahe bringen: Der Gewinn war nur eine Schimäre gerissener Werbestrategen. Die Greisin wurde noch kleiner, totenbleich und starr vor Schreck. Ihr letztes Geld hatte sie für die Bahnkarte nach Wien zusammengekratzt. Ihr Leben lang hatte sie schwer arbeiten müssen. Immer wieder hatte sie beim Friedrich-Müller-Versand – er tritt auch als Europa Waren-Test auf – Bestellungen getätigt: Massagegeräte, Vitaminpillen, Schönheitscremen. Weil sie glaubte, wenn sie nur brav bestellt, wird es einmal klappen mit dem großen Gewinn.

Kleines Trostpflaster. Unsere Beraterin klemmte sich ans Telefon. Nach zähem Verhandeln rang sie dem Versandhaus die Zusage ab, Frau Strasser für ihr böses Abenteuer zu entschädigen. Friedrich Müller sagte einen Scheck über 1000 D-Mark zu. Noch besser wäre allerdings, wenn sich das Unternehmen von diesen Machenschaften verabschieden würde. In Österreich sind solche Gewinnversprechen jetzt einklagbar. Daher geht man nun jenseits der rotweißroten Grenzen auf Kundenfang.

Namen betroffener Konsumenten wurden von der Redaktion geändert.

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