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Editorial: Preisvergleich wird schwieriger

Ein Kommentar des VKI-Geschäftsführers Hannes Spitalsky.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Sie sitzen im Wirtshaus und verlangen ein Krügel. Der Kellner bringt Ihnen ein Glas Bier. Als Sie genau hinschauen, steht da: 0,4 Liter. Und Sie fühlen sich gepflanzt. Dasselbe könnte Ihnen bald im Supermarkt passieren. Da möchten Sie fünf Liter Mineral kaufen. Gerade noch rechzeitig lesen Sie den klitzekleinen Hinweis: 900 ml. Aha, deshalb ist diese Marke so billig! Sie greifen zur Konkurrenz: Deren Flaschen enthalten 850 ml. Wenn Sie Preise vergleichen wollen, brauchen Sie also in Zukunft einen Taschenrechner – oder zumindest eine Lupe, damit Sie die winzige Information gemäß Grundpreisauszeichnungsverordnung entziffern können, die Ihnen den Preis pro Liter angibt.

Fataler Bürokratieabbau

Als Beitrag zum Bürokratieabbau will die EU-Kommission die Verpackungsnormen abschaffen. Derzeit gibt es für Wein, Bier, Schnaps, Essig, Öl, Milch, Wasser, Fruchtsaft und Limonaden sowie für Waschmittel eine Verordnung. Sie schreibt vor, dass diese Waren nur in festgelegten Packungsgrößen verkauft werden dürfen. Die Wirtschaft befürwortet die Abschaffung mit dem Argument, dass dann Kleinpackungen für Single-Haushalte möglich wären. Ein Scheinargument: Die wären jetzt schon erlaubt. Werfen wir einen Blick ins Jogurtregal. Jogurts unterliegen dieser Vorschrift nicht. Und die finden Sie in Bechern zu 150, 180, 200, 250, 300, 400 und 500 Gramm. Unmöglich, hier schnell das günstigste Angebot zu finden. Wenn die Fertigverpackungsverordnung abgeschafft werden sollte, ginge dies eindeutig zu Lasten der Konsumenten. Denn nicht alle Normen und Vorschriften sind sinnlose Bürokratie.

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