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Auslandsüberweisungen - Frust im Euroland

Trotz Einheitswährung klappen Auslandsüberweisungen noch immer nicht. Das zeigt ein internationaler Test.

648 Mal wurde Geld verschoben. Im Auftrag der belgischen Konsumentenzeitschrift „Test Achats“ orderten Tester in jedem der zwölf Euro-Länder 54 Auslandsüberweisungen: Zwei unterschiedliche Beträge (100 sowie 500 Euro) bei drei verschiedenen Auftraggeberbanken gingen in jeweils drei Länder und da wieder zu drei verschiedenen Empfängerbanken. Für Überweisungen innerhalb der EU schreibt die entsprechende Richtlinie vor, dass das Geld binnen sechs Bankarbeitstagen auf dem Empfängerkonto eingelangt sein muss. Dem Empfänger dürfen keine Spesen verrechnet werden, außer es wurde so vereinbart. Bei der letztgenannten Bestimmung wurde am häufigsten „gesündigt“. Auch die Pannenrate (Auftrag verschwunden oder nicht durchgeführt) liegt mit 17 Fällen relativ hoch.

Manche heimische Bank ist langsam

Wer in der Euro-Zone eine Geldsendung aus Österreich auf dem Konto erwartet, braucht oft Geduld. Im Schnitt war das Geld mehr als vier Tage unterwegs. Beim letzten Test im Jahre 1999 waren das noch knappe drei Tage, so die Kritik. Immerhin: Die Überweisungen der Bank Austria lagen mit 3,28 Tagen unter dem europäischen Durchschnitt.

Die Dauer hängt auch vom Bestimmungsland ab. Ins nachbarliche Italien braucht es seltsamerweise länger als ins weit entfernte Portugal. Die Portugiesen gehören überhaupt zu den ganz Flotten: Am selben Tag, als zwei Aufträge bei der Caixa general de depositos erteilt wurden, wurde die Summe auch schon auf dem Empfängerkonto bei der österreichischen Postsparkasse gutgeschrieben. Das schaffte nur noch eine griechische Bank (nach Belgien). Immerhin ist damit die (auch im innerstaatlichen Zahlungsverkehr gern gebrauchte) Ausrede, es „ginge einfach nicht schneller“, eindrucksvoll widerlegt.

Drei Überweisungen nach Österreich brauchten 18 Tage. Noch länger dauerte es von einem französischen Geldinstitut nach Belgien, obwohl das gleich nebenan liegt: 31 Tage.

 

Österreichische Empfänger oft mit Spesen belastet

33 Geldtransfers nach Österreich – also weit mehr als die Hälfte – wurden mit Empfängerspesen belastet. Die Hauptschuld liegt offenbar bei den Auftraggeberbanken. Nur bei Geldsendungen von bestimmten Instituten trat das Phänomen auf, da allerdings regelmäßig. Betroffen waren Empfängerkonten bei allen beteiligten österreichischen Instituten (Bank Austria, ERSTE Bank und P. S. K.). Seltsamerweise fielen die heimischen Empfängerspesen unterschiedlich aus – ein Indiz dafür, dass die empfangende Bank doch einen gewissen Einfluss auf die Spesen nimmt. Umgekehrt kam es bei Überweisungen von Österreich aus kein einziges Mal zu Empfängerspesen.

Österreich hat die niedrigsten Spesen

Hier kann Österreich den einzigen Sieg in diesem internationalen Wettbewerb verbuchen. Eine Überweisung innerhalb der Euro-Zone kostet durchschnittlich 17,06 Euro. Österreich liegt mit 10,51 Euro deutlich darunter. Zwar geben es niederländische und luxemburgische Banken für den Auftraggeber noch billiger (etwa 6 bis 7,5 Euro). Gleichzeitig veranlassten sie aber auch unzulässige Empfängerspesen, und zwar nicht zu knapp. Am teuersten kommen Auslandsüberweisungen in Portugal (im Schnitt 26,38 Euro). Da könnten heimische Bankmanager versucht sein, wieder einmal an der Gebührenschraube zu drehen.

Generell funktionieren Überweisungen im Euroland alles andere als zufriedenstellend. Wir haben zwar eine einheitliche Währung, aber der Geldfluss trödelt im Postkutschentempo quer durch Europa. Nur die Kosten sind durchaus nicht von gestern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Angaben in Prozent

grün: korrekt
blau: verloren bzw. nicht durchgeführt
rot: Empfängerspesen
gelb: Empfängerspesen UND zu langsam
rosa: zu langsam

Bei fast der Hälfte der Überweisungen gab es Probleme.

 

 

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