Nichts für Eilige
Auch bei der Post – traditionellerweise Experte in Sachen
Auslandszahlungsverkehr – erlebten unsere Tester ihre „blauen Euro-Wunder“.
Deren Formular enthielt kein Feld für die Kontonummer des Auftraggebers. Die
musste – ebenso wie die Unterschrift – händisch ins Adressfeld „dazugeflickt“
werden. Und nach Abwicklung der Überweisung erhielt der Kunde keinen Durchschlag
und hatte somit keinen Beleg in der Hand, um den Auftrag zu dokumentieren.
Während die Überweisung in der Volksbankfiliale Genochplatz-Wien in rund drei
Minuten abgewickelt werden konnte, benötigte derselbe Vorgang bei der Bawag in
der Mariahilfer Straße eine Viertelstunde. Ein Erste-Bankbeamter schickte
unseren Tester gleich auf eine Einkaufstour mit der Zusage, in der Zwischenzeit
die fünf (!) Überweisungen per EDV einzugeben. Tatsächlich konnte der Kunde erst
nach einer Stunde seine Belege in Empfang nehmen.Für die Überweisungen nach
Spanien, Belgien und Italien wurden uns unzulässig hohe Kosten von jeweils
316,49 Schilling (23 Euro) in Aussicht gestellt. Die zuständige Abteilung für
den Auslandszahlungsverkehr wies zwar die Spesen korrekterweise mit 10 Euro aus,
machte jedoch bei der Übertragung nach Deutschland einen Fehler und verbuchte 23
Euro zu Lasten des Kunden. Dieser konnte den Betrag zumindest erfolgreich
reklamieren.
Ausländische Banken
Zur Verteidigung der heimischen Banken sei erwähnt, dass sich die
ausländischen Institute – allesamt namhafte und renommierte Banken wie etwa die
deutsche Dresdner Bank, Cariplo in Italien, La Caixa in Spanien oder die
belgische Banque Bruxelles Lambert – in punkto Spesen und Durchführung auch
nicht gerade hervortaten. Durchschnittlich fielen Spesen in Höhe von 14,65 Euro
(rund 202 Schilling) an. Damit waren die Rücküberweisungen um rund ein Drittel
teurer als die Überweisungen aus Österreich, die durchschnittlich 11,30 Euro
(rund 155 Schilling) kosteten. Bei den 88 Retourüberweisungen, die ebenfalls mit
der Order „Spesen trägt Auftraggeber“ versehen waren, wurden 20 Empfänger
dennoch mit weiteren Spesen belastet. In 17 Fällen wurden auch andere Varianten
wie Teilung der Kosten oder Kosten zu Lasten des Empfängers gewünscht.
Völlig undurchsichtig
Fazit: Oft wurden Kundenwünsche nicht erfüllt. Auch ist es unbefriedigend,
dass die Spesen nicht bei allen drei möglichen Auftragsarten (1. Spesen trägt
Auftraggeber, 2. Kostensplitting zwischen Auftraggeber und Empfänger und 3.
Spesen trägt Empfänger) gleich hoch sind. Die Spesen wurden oft nach dem
Zufallsprinzip zugeteilt. Immerhin: Die Dauer der Überweisungen blieb meist
innerhalb des gesetzlichen Rahmens von fünf Bankarbeitstagen. Drei Überweisungen
ins Ausland dauerten länger, bei den Rücküberweisungen überschritten sogar 17
Transaktionen den Zeitrahmen.
Mithilfe der Konsumenten gefragt
Mittlerweile ist die EU-Kommission zum selben Ergebnis gekommen: Die Gebühren
für Auslandsüberweisungen sind zu hoch, oft werden Gebühren doppelt verrechnet.
Das verstößt gegen die EU-Richtlinie. Die Kommission fordert daher die
Konsumenten auf, Beschwerden bei den zuständigen Ombudsleuten zu melden. In
Österreich ist dies der Arbeitskreis „Ombudsstellen der österreichischen
Kreditwirtschaft“ in der Wirtschaftskammer (A-1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63,
Telefon [01] 5010-3132, E-Mail: bsbv@wkoesk.wk.or.at).