Zum Inhalt

Auslandsüberweisungen - Nicht europareif

  • Beratung und Abrechnung mangelhaft
  • Ausländische Banken noch teurer
  • Kundenwünsche nicht erfüllt

Trotz vereintem Europa ist der Auslandszahlungsverkehr nicht „europafit“. Zu teuer, zu langsam und zu kompliziert, lautete die herbe Kritik der Konsumenten. Auch eine EU-Richtlinie und die Einführung einer einheitlichen und spesenbegünstigten „Europa-Überweisung“ hat die Banken bislang nicht zu einer effizienteren Zusammenarbeit veranlassen können. Seit unserer letzten Erhebung im Mai 1999 hat sich leider wenig geändert. Noch immer sind haarsträubende Fehler in der Abwicklung, viel zu hohe Spesen und Kommunikationsprobleme innerhalb der europäischen Bankenszene an der Tagesordnung. Dies mussten unsere Tester in einer aktuellen Untersuchung im Auftrag der AK.

Auslands- und Rücküberweisungen getestet

Dabei waren unsere Vorgaben einfach und realistisch. Ein Betrag von 40 Euro (dies entspricht rund 550 Schilling) sollte in fünf EU-Länder (Finnland, Deutschland, Belgien, Spanien und Italien) überwiesen werden. Dazu wählten wir sieben österreichische Bankinstitute aus und suchten 32 Filialen auf. Insgesamt wurden durch das Testteam 125 Auslandsüberweisungen getätigt. Anschließend haben wir zum Vergleich 105 Rücküberweisungen aus diesen Ländern auf die Konten der Testbanken durchführen lassen.

Normierte Überweisung

Unsere Vorgabe beim Testen: Entweder fragten wir nach der günstigsten Überweisung, oder unsere Testpersonen verlangten dezidiert die „Europa-Überweisung“, mit pauschalierten Spesensätzen 68,80 bis 80 Schilling (5 bis 5,81 Euro), wenn der Empfänger die Spesen der Auslandsbank mitträgt („Kostensplitting“) beziehungsweise 118,80 bis 140 Schilling (8,63 bis 10,17 Euro), wenn der Absender alle Bankspesen übernimmt. In allen Fällen wurde die Option „Spesen trägt der Auftraggeber“ gewählt. Es wurde ausdrücklich verlangt, unbedingt den fixen Betrag von 40 Euro zu überweisen und alle anfallenden Spesen dem Auftraggeber anzulasten.

Teure Nachzahlungen

Trotz dieser Vorgabe (und Übernahme der vollen Kosten durch den Auftraggeber) fielen bei 18 Überweisungen beim Empfänger nochmals Spesen an. Spitzenreiter sind hier spanische Banken, die gleich in elf Fällen zusätzliche Spesen abzogen. Vor allem bei Kaufverträgen kann dies zu rechtlichen Schwierigkeiten und zu lästigen Nachzahlungen führen. Nicht alle hielten sich an die pauschalierten Spesensätze. Nur ein Drittel aller Transaktionen wurde mit Spesen unter 10 Euro belastet. Das Gros der Überweisungen lag im Bereich zwischen 10 und 11 Euro. Bei immerhin 16 Prozent der Überweisungen wurden sogar 15 bis 28,34 Euro an Spesen einbehalten (siehe Tabelle: Auslandsüberweisungen).

Spesen ohne Leistung

Zwei Überweisungen wurden gleich gar nicht durchgeführt. Eine Mitarbeiterin einer Volksbank-Filiale füllte irrtümlich ein Inlandsüberweisungsformular aus. Nach 50 Tagen (!) informierte man die erstaunte Kundin telefonisch, dass die Überweisung nach Italien keinen Adresspartner finden konnte. Auch nach Belgien wurde seitens der Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien trotz genauer Daten ohne Angabe von Gründen nicht überwiesen. Dennoch fielen zweimal Spesen von insgesamt 321,91 Schilling (23,39 Euro) an. Dies entspricht etwa 58% des Überweisungsbetrages, ohne dass auch nur ein Euro das Konto gewechselt hätte. Nur bei der Bank Austria als einzigem Institut klappten alle Transaktionen, auch zusätzliche Empfängerspesen wurden nie verrechnet.

Euro unbekannt

Apropos Euro: Es passierte unseren Auftraggebern nicht nur einmal, dass von den Schaltermitarbeitern erst rückgefragt werden musste, ob eine Überweisung in Euro überhaupt möglich ist (zur Erinnerung: der Euro ist seit 1.1.1999 offizielles Buchgeld in den elf Euro-Ländern einschließlich Österreich).

Obwohl die Kosten für Auslandsüberweisungen in den Spesentabellen der Institute nachzulesen sind, konnte ein Großteil der Bankmitarbeiter nur „zirka“-Angaben machen. Einige wussten nur über Inlandsspesen Bescheid. Laut gesetzlicher Verpflichtung müsste die Bank seit Juli 1999 den Kunden umfassend und schriftlich über die Ausführungsfrist (maximal 5 Tage), Spesen und Kurse informieren. Nur auf Nachfrage rückten 11 von 32 Filialen Infomaterial heraus, das jedoch in keinem Fall Angaben über die – ebenfalls gesetzlich vorgesehene – unternehmenseigene Beschwerdestelle bei Abwicklungsproblemen enthielt.

Nichts für Eilige

Auch bei der Post – traditionellerweise Experte in Sachen Auslandszahlungsverkehr – erlebten unsere Tester ihre „blauen Euro-Wunder“. Deren Formular enthielt kein Feld für die Kontonummer des Auftraggebers. Die musste – ebenso wie die Unterschrift – händisch ins Adressfeld „dazugeflickt“ werden. Und nach Abwicklung der Überweisung erhielt der Kunde keinen Durchschlag und hatte somit keinen Beleg in der Hand, um den Auftrag zu dokumentieren. Während die Überweisung in der Volksbankfiliale Genochplatz-Wien in rund drei Minuten abgewickelt werden konnte, benötigte derselbe Vorgang bei der Bawag in der Mariahilfer Straße eine Viertelstunde. Ein Erste-Bankbeamter schickte unseren Tester gleich auf eine Einkaufstour mit der Zusage, in der Zwischenzeit die fünf (!) Überweisungen per EDV einzugeben. Tatsächlich konnte der Kunde erst nach einer Stunde seine Belege in Empfang nehmen.Für die Überweisungen nach Spanien, Belgien und Italien wurden uns unzulässig hohe Kosten von jeweils 316,49 Schilling (23 Euro) in Aussicht gestellt. Die zuständige Abteilung für den Auslandszahlungsverkehr wies zwar die Spesen korrekterweise mit 10 Euro aus, machte jedoch bei der Übertragung nach Deutschland einen Fehler und verbuchte 23 Euro zu Lasten des Kunden. Dieser konnte den Betrag zumindest erfolgreich reklamieren.

Ausländische Banken

Zur Verteidigung der heimischen Banken sei erwähnt, dass sich die ausländischen Institute – allesamt namhafte und renommierte Banken wie etwa die deutsche Dresdner Bank, Cariplo in Italien, La Caixa in Spanien oder die belgische Banque Bruxelles Lambert – in punkto Spesen und Durchführung auch nicht gerade hervortaten. Durchschnittlich fielen Spesen in Höhe von 14,65 Euro (rund 202 Schilling) an. Damit waren die Rücküberweisungen um rund ein Drittel teurer als die Überweisungen aus Österreich, die durchschnittlich 11,30 Euro (rund 155 Schilling) kosteten. Bei den 88 Retourüberweisungen, die ebenfalls mit der Order „Spesen trägt Auftraggeber“ versehen waren, wurden 20 Empfänger dennoch mit weiteren Spesen belastet. In 17 Fällen wurden auch andere Varianten wie Teilung der Kosten oder Kosten zu Lasten des Empfängers gewünscht.

Völlig undurchsichtig

Fazit: Oft wurden Kundenwünsche nicht erfüllt. Auch ist es unbefriedigend, dass die Spesen nicht bei allen drei möglichen Auftragsarten (1. Spesen trägt Auftraggeber, 2. Kostensplitting zwischen Auftraggeber und Empfänger und 3. Spesen trägt Empfänger) gleich hoch sind. Die Spesen wurden oft nach dem Zufallsprinzip zugeteilt. Immerhin: Die Dauer der Überweisungen blieb meist innerhalb des gesetzlichen Rahmens von fünf Bankarbeitstagen. Drei Überweisungen ins Ausland dauerten länger, bei den Rücküberweisungen überschritten sogar 17 Transaktionen den Zeitrahmen.

Mithilfe der Konsumenten gefragt

Mittlerweile ist die EU-Kommission zum selben Ergebnis gekommen: Die Gebühren für Auslandsüberweisungen sind zu hoch, oft werden Gebühren doppelt verrechnet. Das verstößt gegen die EU-Richtlinie. Die Kommission fordert daher die Konsumenten auf, Beschwerden bei den zuständigen Ombudsleuten zu melden. In Österreich ist dies der Arbeitskreis „Ombudsstellen der österreichischen Kreditwirtschaft“ in der Wirtschaftskammer (A-1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63, Telefon [01] 5010-3132, E-Mail: bsbv@wkoesk.wk.or.at).

Auf „Europa-Überweisung“ bestehen.

Hier sind die Kosten günstiger und pauschaliert. Unzulässige Spesenabzüge reklamieren.

Genaue Daten hilfreich.

Wichtig sind neben der Kontonummer des Empfängers die genaue Bezeichnung und Kennziffer der Bank. Hier gibt es Bankleitzahl, SWIFT-Code oder IBAN (International Bank Account Number).

Abrechnung genau kontrollieren.

Bei Kostenteilung Kontakt mit Empfänger halten.

Klare Auskunft verlangen.

Zirka-Angaben“ können teuer werden und unnötige Nachzahlungen verursachen.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Onlineshopping - Einmal hin und retour


Bei den überprüften heimischen Onlineportalen gab es keine groben Schnitzer, aber große Unterschiede hinsichtlich Kosten und Zahlungs-möglichkeiten. Bei großen, schweren Stücken und beim Rückversand in Drittstaaten kann Porto von über 100 Euro anfallen.

Onlinebanking - Bequemes Do-it-yourself

Bei entsprechend sorgfältiger Handhabung ist das Risiko für Missbrauch gering. Die Angebote der einzelnen Anbieter unterscheiden sich nur im Detail. So können Erreichbarkeit der Hotline am Wochenende und Kontoführungsgebühren zum Entscheidungskriterium werden. Und: Auch nach dem neuen Zahlungsdienstegesetz haften Banken für die Richtigkeit von Überweisungen.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang