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Anleihen: Rendite und Anleihefonds - Die Kurse fallen wieder

Die Kurse von Anleihen sind jahrelang gestiegen, jetzt fallen sie. Was ist der Grund dafür?

Nach vielen Jahren stark gefallener Renditen und stark gestiegener Kurse bei Anleihen erleben wir seit wenigen Wochen das Gegenteil: Die Renditen bei der Neuanlage in Anleihen steigen wieder, die Kurse jedoch sind am Fallen. Gemessen werden die Kurse hierbei mithilfe des Bund-Futures. Das ist  eine synthetische Bundesanleihe von 10 Jahren (Rest-)Laufzeit und einem Zinssatz (Kupon) von 6 Prozent:

Anleihen (Bild: Finanztreff.de)

Quelle: www.finanztreff.de

Verhältnis Rendite/Kurs

Anleihen (andere Bezeichnungen lauten: Renten, Schuldverschreibungen) werden in Prozent eines Nominalbetrages notiert (z.B. 95 % vom Nominalbetrag von 1.000 Euro machen 950 Euro Kurswert aus). Sie werden aber zu 100 Prozent zum Laufzeitende zurückgezahlt. Dazwischen schwankt der Kurs der Anleihen, z.B. aufgrund von Änderungen der Bonität und der Marktrendite. Schauen wir uns letzteres genauer an, da dieses alle Anleihen mit einem fixen (feststehenden) Zinssatz betrifft. Sie haben z.B. vor 5 Jahren eine Anleihe zum Nominale von 1.000 Euro und einem Festzinssatz von 2 Prozent gekauft. Die 2% machen eine Ausschüttung von jährlich 20 Euro (2% von 1.000 Euro) aus. Da Sie hierfür den Nominalbetrag von 1.000 Euro bezahlt haben, beträgt Ihre Einstandsrendite auch 2 Prozent.

0,5 statt 2 Prozent Rendite

Auf dem Markt hat sich die Rendite aber stark geändert, sie ist von 2 Prozent auf nur noch 0,5 Prozent gefallen. Jede neu herauskommende Anleihe erbringt also nur noch einen Ertrag von 5 Euro je 1.000 Euro Nominale. Sie jedoch erhalten natürlich weiterhin 20 Euro – ein Umstand der sich in Kurssteigerungen Ihrer Anleihe niederschlägt. In der Praxis steigt der Kurs Ihrer Anleihe jetzt so lange, bis die Rendite Ihrer Anleihe der Marktrendite entspricht.

Restlaufzeit und Duration

Zum Laufzeitende wird die Anleihe zu 100 Prozent zurückgezahlt. Die weitere Laufzeit spielt also auch eine wichtige Rolle bei der Betrachtung von Rendite und Kursänderungen. Hier gilt als vereinfachende Faustregel: Anleihen mit einer langen Laufzeit reagieren besonders sensibel auf Änderungen der Marktrendite. Der Vor- oder Nachteil einer höheren bzw. tieferen Verzinsung bleibt im Vergleich zur Marktrendite länger erhalten. Fachleute gehen dann einen Schritt weiter und betrachten nicht die Restlaufzeit der Anleihe, sondern die sogenannte Duration.

Höhe der Ausschüttung

In die Duration fließt neben der Restlaufzeit zusätzlich die Höhe der Ausschüttung ein: je höher die Ausschüttung ist, desto früher wird der ursprüngliche Kapitaleinsatz zurückgezahlt und desto geringer ist das Risiko von Zinssteigerungen. Die Duration ist (etwas) niedriger als die Restlaufzeit und es gilt auch hier: Je höher die Duration, desto empfindlicher reagiert die Anleihe auf Änderungen der Marktrendite.

Kursschwankungen für Fondsinhaber

Kursschwankungen für Fondsinhaber

Für Privatpersonen, die ihre Anleihen häufig bis zum Ende der Laufzeit halten wollen, sind zwischenzeitliche Änderungen der Marktrendite und damit Kursschwankungen der Anleihen egal. Anders sieht es hingegen bei Anleihefonds aus, deren Kurse mit den Kursen der enthaltenen Anleihen steigen oder fallen. Da die Fondsmanager zwischendurch Anleihen des Fonds kaufen bzw. verkaufen, führt dies zur Realisierung von Kursgewinnen oder -verlusten.

Jeder Anstieg der Marktrendite – also auch der aktuell zu beobachtende – führt zu Kursverlusten bei Anleihefonds. Hier die Entwicklung in den letzten 12 Monaten:

Kursverluste bei Anleihen (Bild: Finanztreff.de)

Quelle: www.finanztreff.de

Wie wird es weiter gehen?

Bei aller Unsicherheit, die Zukunftsprognosen mit sich bringen: Klar ist, dass ein Investor für eine Anlage mit 10 Jahren Laufzeit üblicherweise eine höhere Rendite erwartet als jene, die etwa im März dieses Jahres zu verzeichnen war: 0,2 bis 0,5 Prozent. Ursache sind die massiven Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank, die damit die Wirtschaft ankurbeln und die Gefahr einer Deflation bekämpfen will. Diese Maßnahme ist allerdings zeitlich begrenzt; nach deren Auslaufen wird sich die Situation vermutlich wieder normalisieren. Das bedeutet: Die Aussicht auf wieder steigende Renditen ist wesentlich wahrscheinlicher als das Risiko von dauerhaft extrem niedrigen Renditen. Für die Kursentwicklung bedeutet dies umgekehrt: Das Risiko von (weiteren) Kursverlusten ist höher als die Chance auf weiter steigende Kursgewinne.

Fonds als Tilgungsträger

Oft werden Anleihenfonds als Tilgungsträger für Wohnbaukredite eingesetzt. Sinken die Kurse drohen Lücken in der Finanzierung. Das sollten Sie mit Ihrem Berater unbedingt besprechen: Wie hoch ist das Risiko einer Finanzierungslücke in Ihrem Fall und welche Handlungsalternativen sind möglich? Ähnliches gilt, wenn Sie einen Fonds zur Altersvorsorge erworben haben.

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