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Haustiere, Serie - Teil 1 - Hund und Katz'

Leben muss ins Haus: Aber welcher vierbeinige Freund soll es sein? Im ersten Teil unserer neuen Serie bieten wir Basisinfos und Tipps für Hunde- und Katzenhalter in spe.

Haustierboom

Wir kommen zunehmend auf den Hund – und lassen auch immer öfter die Katze aus dem Sack: Geschätzte 590.000 bis 640.000 Hunde und rund 1,5 Millionen Katzen leben in Österreichs Haushalten, und die Tendenz ist steigend. Ein Blick auf Straßen und Parks zeigt: Der Zweit- oder gar Dritthund ist im Kommen. Und sogar die Futtermittelhersteller haben sich schon auf den Trend zur Zweit- und Drittkatze eingestellt. Doch unsere „tierisch guten Zeiten“ haben auch ihre Schattenseite: Nahezu alle Tierheime sind ständig überfüllt – unzählige Bellos und Miezen landen „hinter Gittern“, weil sich ihre Besitzer den Alltag mit ihnen doch anders vorgestellt haben.

Passen die Rahmenbedingungen?  Die Devise muss deshalb lauten „Denken vorm Tiere kaufen und schenken“: Je gründlicher man sich vor der Anschaffung eines Haustiers informiert, umso größer ist die Chance, dass die „tierische Beziehung“ für alle Beteiligten ein Erfolg wird. Zuallererst empfiehlt sich eine Bestandsaufnahme der persönlichen Lebenssituation:

Besteht in der Familie eine Tierhaarallergie?  Die Allergie ist mittlerweile einer der häufigsten Gründe, aus denen Tiere im Tierheim landen. Besteht bei einem Familienmitglied oder bei einem engen Verwandten irgendeine Form von Allergie, sollte mit dem Arzt abgeklärt bzw. ausgetestet werden, ob eine Haltung von Hund oder Katze überhaupt möglich ist.

Ist die Haltung eines Hundes/einer Katze in Ihrer (Miet-)Wohnung rechtlich erlaubt?  Die Haltung von Katzen kann nicht untersagt werden, solange für die Nachbarn keine nachweisliche Belästigung davon ausgeht. Bei Hunden liegt der Fall anders: Hier können Hausordnung bzw. Mietvertrag die Haltung verbieten. 

Besteht genug Freizeit für ein gedeihliches Mensch-Tier-Verhältnis?   Ein Hund sollte pro Tag nicht länger als vier bis sechs Stunden allein bleiben, drei bis vier „Gassi-Spaziergänge“ täglich müssen sein, wobei es nicht immer nur öde um den Häuserblock gehen sollte, sondern zumindest zwei, drei Mal pro Woche zum Toben und Auslaufen raus in die freie Natur. Katzen können auch von voll Berufstätigen gehalten werden, allerdings ist dann eine intensive Zuwendung am Feierabend und an den Wochenenden nötig. Auch an eine Betreuung im Urlaubs- oder Krankheitsfall sollten Sie rechtzeitig denken.

Ist Ihre Wohnung groß genug?

Auch große Hunde können in einer kleinen Wohnung leben, wenn sie mehrmals täglich Auslauf haben. Die Wohnung ist ja kein „Hunde-Turnsaal“, es muss dem Hund genau genommen nur ein Ruhe- und ein Fressplatz zur Verfügung stehen. Auch Katzen brauchen im Prinzip nicht viel Wohngrundfläche, wenn ihnen durch die Möglichkeit zum Hinaufspringen mehrere Ebenen zur Verfügung stehen.

Ganz wichtig ist jedoch, dass Sie sich über die Haarbelastung und andere „Verschmutzungen“ durch die tierischen Mitbewohner klar sind: Auch bei regelmäßiger Fellpflege durch Bürsten fallen Haare im Wohnbereich an, Katzen tragen über die Pfoten Katzenstreu aus dem Kistchen, bei Regenwetter bringt jeder Hund Schmutz ins Haus. 

Sind alle Familienmitglieder mit der „tierischen Gesellschaft“ einverstanden?    Natürlich kommt es vor, dass sich Skeptiker und Zweifler überzeugen lassen, wenn der vierbeinige Familienzuwachs erst einmal im Haus ist, andererseits kann ein Haustier auch zur Quelle ewigen Zwists werden. Auf jeden Fall sollte vor der Anschaffung verbindlich geklärt werden, wer für welche Arbeiten zuständig ist.  

Können Sie sich das Tier auch finanziell leisten?  Mit den Kosten fürs Futter ist es nicht getan: Die meisten Gemeinden heben Hundesteuer ein, Katzen brauchen Streu fürs Kistchen und bei Wohnungskatzen ist die Sicherung von Fenstern bzw. Balkon nötig. Zu den jährlichen Impfkosten können rasch größere finanzielle Aufwendungen kommen, wenn das Tier erkrankt, eine Operation nötig wird oder eine chronische Erkrankung ständige Behandlung und Medikamente erfordert. 

Bleibt Ihre Lebenssituation einigermaßen stabil?  Die Zukunft kann keiner vorhersagen, doch wer gerade vor dem Wechsel von der Ausbildung zum Beruf oder vor ähnlich drastischen Veränderungen der Lebensumstände steht, sollte mit der Haustieranschaffung besser zuwarten. Ein Hund hat eine Lebenserwartung von 8 (sehr große Rassen) bis 16 Jahren (kleine Rassen), eine Katze kann 18 Jahre und älter werden. Wer so einen Vierbeiner zu sich nimmt, bindet sich für einen langen Zeitraum.

Welpe oder älteres Tier?  Wenn Sie sich nicht für eineinhalb Jahrzehnte binden können oder wollen, haben Sie aber die Möglichkeit, ein älteres Tier zu nehmen. Generell sollte der Aufwand bei Hundewelpen nicht unterschätzt werden: Wenn so ein süßer Racker mit 8 bis 12 Wochen (früher sollte er seine Mutter und die Geschwister nicht verlassen) in die Familie kommt, ist erst einmal Sauberkeitserziehung angesagt. Zum Zeitaufwand fürs Gassigehen kommen die Besuche im Welpenkurs, später in der Hundeschule.

Intensive Bindung

Und damit, dass der junge Hund etwas annagt oder beim Toben kaputtmacht, muss ebenfalls gerechnet werden. Es stimmt auch keineswegs, dass nur Jungtiere eine intensive Beziehung zu ihren Haltern entwickeln: Oft wendet sich ein „Vierbeiner mit Vergangenheit“, der schon einiges erlebt hat, seinem „neuen“ Menschen besonders intensiv zu. Zwar steigt beim Haustier-Senior die Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher Probleme, andererseits verfügt dieser schon über eine gefestigte Persönlichkeit.

Der Weg ins Tierheim

Doch egal ob ein Welpe oder ein älteres Tier ins Haus kommt, der erste Weg sollte Sie ins Tierheim bzw. zum Tierschutz (nicht alle Vereine betreiben Heime, manche bringen ihre Schützlinge auch bei Pflegefamilien unter) führen: Die Mitarbeiter dort werden sich sowohl nach Ihren Vorstellungen als auch nach Ihren Lebensumständen erkundigen und Tiere vorschlagen, die zu Ihnen passen – nicht zuletzt deshalb, weil die Vermittlung ja ein Erfolg sein und das Tier nicht wieder im Heim landen soll.

Im Tierheim wird eine Gebühr pro Tier verrechnet, man muss mit Beträgen zwischen 100 und 250 Euro rechnen: Das ist aber kein Verkaufspreis, sondern ein Beitrag zur Erhaltung und ärztlichen Versorgung des Tieres; Tierheime müssen ihre Arbeit ja weitgehend durch Spenden finanzieren. Übrigens: Nicht nur Mischlinge, auch viele Rassehunde und -katzen warten in den Heimen auf ein neues Zuhause. Denn selbst ein Stammbaum bewahrt Bello oder Mieze mitunter nicht davor, ein „Notfall“ zu werden. 

Rassetier oder Mischling? 

Der Verkauf von Hunden und Katzen in Tierhandlungen ist nach dem neuen Tierschutzgesetz nicht mehr erlaubt, Zoohandlungen können aber die Vermittlung zum Züchter übernehmen. Wünschenswert ist, dass die Katzen- und Hundewelpen beim Hobbyzüchter im Familienverband aufwachsen. So erhalten sie die Zuwendung und Sozialisierung, die sie brauchen. Die Züchter von Rassehunden sind in Österreich in so genannten „Hundeclubs“ organisiert, deren Dachverband wiederum der Österreichische Kynologenverband bildet.

Charakter statt Aussehen

Für die Züchter von Rassekatzen existieren in Österreich mehrere Organisationen. Gegebenenfalls vermitteln Hunde- und Katzenclubs auch Notfälle der von ihnen betreuten Rassen. Für Welpen bestimmter Rassen besteht unter Umständen eine lange Wartezeit: Das ist auch gut so, denn die Tiere sollen ja nicht am Fließband produziert werden. Lassen Sie sich bei der Wahl eines Rassetieres auf keinen Fall von Äußerlichkeiten leiten: Vor allem bei Hunden entsprechen jedem Rassebild ganz bestimmte Wesensmerkmale, und ausschließlich die sollten für die Wahl des Hundes entscheidend sein, sonst sind Probleme programmiert.

Achtung bei "Extremrassen"

Grundsätzlich sollten Hundeneulinge die Hände von wehrhaften und selbstständigen Rassen lassen. Klar muss man sich auch darüber sein, dass extremes Aussehen Gesundheitsprobleme zumindest begünstigt: Wer ein Tier einer „Extremrasse“ ankauft – der Kaufpreis kann je nach Rasse zwischen fünfhundert und mehreren tausend Euro liegen –, fördert damit die Weiterzucht solcher Tiere. Im Klartext: Ein Mops sieht mit seinem „Babyface“ zuckersüß aus, doch die stark verkürzten Atemwege belasten das Herz.

So ein Kerlchen als „Tierschutzfall“ aufzunehmen ist eine gute Tat, es um teures Geld zu kaufen heizt dagegen die „Produktion“ weiterer genetisch belasteter Tiere an. Gleiches gilt im Übrigen für „extreme“ Katzenrassen: Auch Perser ganz ohne Näschen leben nur selten gesund. Grundsätzlich ist der Vorteil bei Rassetieren, dass nicht nur Aussehen, sondern auch charakterliche Eigenschaften in einem gewissen Maß vorhersagbar sind – Mischlinge sind eher für Überraschungen gut.

Zuwendung schafft Beziehung 

Davon abgesehen gelten Mischlinge gemeinhin als gesünder – und auch klüger – als Rassetiere, doch das ist eine Mär: Gene kombinieren sich nach dem Zufallsprinzip, auch bei einem kunterbunten Mix können ererbte Gesundheitsdefekte wirksam werden. Und bloß weil ein Hund keinen Stammbaum hat, ist er noch lange kein Einstein. Wobei das mit der Intelligenz überhaupt so eine Sache ist – sowohl Katzen als auch Hunde sind in ihrem Dasein als „Hausgetier“ oft unterfordert.

Spiel und Unterhaltung

Wir halten sie meist aus emotionalen Gründen, doch sie sind für ganz andere Lebensumstände geboren. Damit Hund und Katze körperlich und seelisch gesund bleiben, müssen sie bei Spiel und Spaß mit „ihren“ Menschen ihr angeborenes Verhalten ausleben können. Auch Wohnungskatzen bleiben schlank und bei Appetit, wenn wir sie täglich mit spannenden Spielminuten verwöhnen, Bellos werden durch Suchspiele mit versteckten kleinen Happen gefordert. Auch für die Beziehung zu Hund und Katz’ gilt eben: Es kommt drauf an, was man daraus macht.

 

Adressen und Infos

Der erste Weg – auch wenn ein Hund bzw. eine Katze einer bestimmten Rasse gewünscht wird – sollte ins Tierheim führen. Dort wird man intensiv beraten und findet auch später Hilfe bei Problemen.

Eine umfassende Webadresse für Tierschutz-Tiere ist www.tiersuche.at – da gibt’s auch viel weiterführende Information rund um die Heimtierhaltung.

Rassehunde von seriösen Züchtern werden über die Hundeclubs vermittelt. Die Adressen aller Clubs – ebenso Informationen über Ausbildungskurse – erhalten Sie beim Österreichischen Kynologenverband (ÖKV), Tel. (02236) 71 06 67, www.oekv.at .

Rassekatzen vermittelt der Österreichische Verband für die Zucht und Haltung von Edelkatzen, Tel. (01) 319 64 23, www.oevek.at , und der Klub der Katzenfreunde Österreichs (KKÖ), Tel. (01) 214 78 60, www.kkoe.net .

Katzen am besten paarweise

Der Hund kann sein Bedürfnis nach Sozialkontakt beim „Gassigehen“ befriedigen; Katzen sind zwar keine Rudeltiere, Gesellschaft tut ihnen aber dennoch gut: Wurfgeschwister vertragen sich problemlos, bei älteren Tieren ist bei der Vergesellschaftung oft Fingerspitzengefühl nötig.

Katzen mögen Gesellschaft

Unbelehrbare Einzelgänger sind aber selten. Auf keinen Fall darf die alteingesessene Katze vernachlässigt werden. Ein Tipp: Bei Konflikten beide gleichzeitig beruhigen und liebkosen – sie verbinden das Wohlgefühl allmählich mit dem „Feind“. 

 

Hundeführerschein ab nächstem Jahr

In Wien konnten Hundehalter bisher die Hundesteuer für ein Jahr sparen, wenn sie mit ihrem Vierbeiner einen „Begleithundekurs“ erfolgreich absolvierten. Ab 2006 soll dieser nun durch den „Hundeführerschein“ ersetzt werden. Zwang gibt’s keinen, die Hundesteuerersparnis soll Hundehalter motivieren, den Kurs zu absolvieren, der mehr Sicherheit für Mensch und Tier in Wien bringen soll.

In den nächsten Ausgaben

In Heft 11/2005: Haustiere und Kinder

In Heft 12/2005: Exoten fürs Heim?

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