Zimtsterne, Lebkuchen, Bratäpfel ...
Zimt hat Hochsaison. Bei allen damit gewürzten Köstlichkeiten sollten Sie allerdings nur hin und wieder zulangen. Denn manche Zimtarten können in hoher Konzentration Cumarin enthalten. Cumarin ist ein natürlicher Aromastoff, der Leberschäden verursachen kann.
Teurer Ceylon- ...
Zimt ist die innere Rinde des Zimt-Baumes. Schon seit Jahrtausenden findet sie getrocknet in Form einer Stange oder gemahlen als Gewürz Verwendung. Unterschieden wird zwischen süßlich-mildem Ceylon-Zimt (auch Kaneel-Zimt) aus Sri Lanka und dem herberen, bitteren Cassia-Zimt (u.a. China-Zimt, Padang-Zimt). Cassia-Zimt kann abhängig von der Sorte, dem Standort oder dem Erntezeitpunkt stark mit Cumarin belastet sein. Ceylon-Zimt enthält hingegen kaum Cumarin.
... billigerer Cassia-Zimt
In der Lebensmittelindustrie wird vor allem der billigere Cassia-Zimt verwendet. Er ist nicht nur klassische Zutat von Weihnachtsbäckereien und Süßspeisen, sondern steckt z. B. auch in Frühstückscerealien und Jogurt. Zudem wird er zum Aromatisieren von Tee und anderen Getränken verwendet. Es gibt auch zimthältige Nahrungsergänzungsmittel, die Blutfettwerte und Blutzuckerspiegel bei Diabetikern senken sollen. Cumarin wird außerdem als Duftstoff in Kosmetika und Wirkstoff in Arzneimitteln verwendet.
Zimtart meistens undeklariert
Mit welcher Zimtart Lebensmittel gewürzt sind, steht in der Regel nicht auf der Packung. Und auch bei Zimtpulver ist die Zimtart nur selten angegeben. Um welche Art von Zimt es sich handelt, ist zumindest bei den Zimtstangen mit freiem Auge erkennbar: Eine Cassia-Zimtstange besteht aus einer relativ dicken, eingerollten Rindenschicht, bei Ceylon-Zimt bilden mehrere feine Rindenlagen ein Röllchen. Ceylon-Stangen ähneln im Querschnitt einer angeschnittenen Zigarre.
Dass Cumarin gesundheitlich problematisch ist, weiß man schon länger. Laut österreichischer Aromen-Verordnung darf ein Kilogramm eines Lebensmittels maximal 2 Milligramm Cumarin enthalten. Für Zimtpulver selbst ist allerdings kein Grenzwert festgelegt.
Deutschland: Überschreitung bis zum Vierzigfachen
Letztes Jahr wurde in Deutschland der Cumaringehalt von Zimtgebäck erhoben und Überschreitungen des Grenzwertes bis zum Vierzigfachen festgestellt. Doch erst im Herbst 2006 begann man damit, die Rezepturen zur Senkung des Cumaringehalts bei industriell erzeugten Backwaren umzustellen. Was schon zuvor produziert worden war (und eventuell stark mit Cumarin belastet ist), blieb in den Regalen.
Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten sie daher nicht mehr als einmal pro Woche Zimthältiges essen, empfiehlt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung. Basis für diese Empfehlung ist der sogenannte Tolerable Daily Intake (TDI). Das ist jene Menge, die täglich ohne Risiko gegessen werden kann. Bei Cumarin liegt sie bei 0,1 Milligramm je Kilogramm Körpergewicht.
Österreich: Grenzwert vielfach überschritten
Wir haben nun untersucht, ob (und falls ja, wie stark) bei uns angebotene zimthaltige Lebensmittel mit Cumarin belastet sind. Das erschreckende Ergebnis: Nahezu alle analysierten Proben enthielten weitaus mehr als zwei Milligramm Cumarin pro Kilogramm Lebensmittel. In Proben von Zimtsternen und Zimtsternteigen war der Grenzwert um das zehn- bis über zwanzigfache überschritten. Bei einem so hohen Cumaringehalt ist wenig naschen dringend ratsam. Maximal zwei Zimtsterne pro Tag sind für ein Kindergartenkind genug! Schulkinder, Jugendliche und Erwachsene könnten zwar aufgrund ihres höheren Körpergewichts mehr cumarinhaltige Kekse essen, doch nicht einmal die ganz Großen sollten eine ganze Packung Zimtsterne auf einen Sitz verputzen.
Frühstücksflocken in Maßen
Weitere schlechte Nachricht für Naschkatzen: In den von Kindern oft heiß geliebten zimthältigen Frühstücks-Cerealien fanden wir in etwa eben so viel Cumarin wie in Zimtsternen. Mit nur einer Portion Flocken hat ein Kindergartenkind mitunter schon mehr Cumarin intus, als pro Tag tolerierbar. Für Menschen, die sie täglich essen, sind daher Frühstücksflocken ohne Zimt die wesentlich bessere Wahl.
Süßspeisen eher wenig belastet
Vergleichsweise wenig belastet waren einige Süßspeisen (insbesondere der Winter Gupf von Ölz und Toni Kaisers tiefgekühlter Original Wiener Apfelstrudel). Und beim Sonnentor-Kindertee lag der Cumaringehalt sogar unterhalb der Nachweisgrenze.