Immer mehr Hitzetage, Rekordsommer und Corona-Lockdowns stellen die Wasserversorgung in Österreich vor neue Herausforderungen.
Bevölkerungswachstum
Durch moderne wassersparende Waschmaschinen und Geschirrspüler, standardmäßige Spartasten bei WC-Spülungen und den Trend Duschen statt Vollbad ist der durchschnittliche häusliche Wasserverbrauch in den letzten Jahrzehnten immer mehr zurückgegangen. Doch nun steigt er wieder an.
Prognosen etwa aus Niederösterreich gehen von einem Plus von 20 Prozent bis zum Jahr 2050 aus. Neben dem Bevölkerungswachstum sind es sich ändernde Konsumgewohnheiten, z.B. durch die heißer werdenden Sommer aufgrund des Klimawandels, die zu einem Mehrverbrauch an Trinkwasser führen. Dazu kommt der steigende Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft.
Unerschöpfliches Wasserangebot?
Global steigt die Wassernachfrage laut UN-Weltwasserbericht pro Jahr um etwa ein Prozent. Österreich hat im Gegensatz zu vielen anderen Ländern große Trinkwasservorkommen und -reserven, von denen wir jährlich etwa drei Prozent verwenden. Doch längst nicht alles könnte aus den Grundwasserkörpern wirklich nachhaltig entnommen werden, ohne sie zu übernutzen und die Qualität des entnommenen Wassers zu beeinträchtigen.
Etwa ein Drittel des verwendeten Wassers konsumieren in Österreich die Haushalte, knapp zwei Drittel die Industrie. Etwa fünf Prozent fließen in die Landwirtschaft – doch hier ist die Situation regional sehr unterschiedlich. In den Trockenregionen Österreichs, also vor allem im Osten, etwa im Weinviertel und im Burgenland, spielt die landwirtschaftliche Bewässerung im Sommer eine wachsende Rolle. Die Zahl der Feldberegnungsbrunnen für Bewässerungszwecke steigt aufgrund der Zunahme von Hitzetagen, Rekordsommern und ungleicher Niederschlagsverteilung.
Ost-/West-Gefälle
Österreich gewinnt das nötige Trinkwasser fast ausschließlich aus dem Grundwasser. Die Niederschläge, die für die Regeneration des entnommenen Grundwassers wichtig sind, sind ungleich verteilt. Fallen im Westen Niederschläge von bis zu zwei Metern pro Jahr, reduzieren sich diese im Osten auf 0,3 bis 0,4 Meter. Es braucht zusehends einen Ausgleich zwischen wasserreichen und wasserarmen Gebieten. Im heißen Sommer 2003 wurden in einigen Mangelgebieten Wassereinschränkungen nötig und es gab Ausfälle in der Wasserversorgung.
Seither werden mit Nachdruck neue Ressourcen erschlossen und in überregionalen Kooperationen wird die Wasserversorgung durch Verbindungsleitungen von wasserreichen in wasserärmere Gebiete abgesichert. In Niederösterreich etwa könnte das Wasser in Zukunft im Wein- und Waldviertel, dem Traisental und dem südlichen Wiener Becken knapp werden. Hier werden daher überregionale Wasserleitungen auf einer Länge von rund 300 Kilometern gebaut.
Gründe für Wasserknappheit
In den Alpen werden die Winter im Mittel feuchter und nasser und die Sommer trockener. Hochdruckgebiete haben die Tendenz, länger ortsfest zu bleiben. Das führt zu Hitzewellen, wie wir sie etwa in den Jahren 2003 und 2018 hatten. Das bringt Dürreperioden mit sich, mit sehr starker Verdunstung vom Boden. Davon sind, wie im Jahr 2018 bereits geschehen, auch die bodennahen Trinkwasserkörper betroffen.
Die Häufigkeit dieser Ereignisse hat zugenommen und wird in Zukunft noch weiter deutlich steigen, bestätigte Michael Staudinger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in einer parlamentarischen Enquete im Jahr 2019. Mit der steigenden Verdunstung erhöht sich der Bewässerungsbedarf, sowohl in privaten Gärten als auch in der Landwirtschaft.
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