Der Großteil aller bei uns verkauften Kräuter- und Früchtetees im Beutel stammt von Teekanne. KONSUMENT war beim österreichischen Marktführer auf Betriebsbesuch.
Ein unauffälliges weißes Gebäude in Salzburg Liefering, direkt an der Münchner Bundesstraße, wo sich der Verkehr vierspurig nach Freilassing bzw. Richtung Westautobahn quält. Wäre nicht direkt am Straßenrand das Hinweisschild „Teekanne“, könnte man das Haus glatt übersehen. Bereits im Eingangsbereich riecht es betörend nach Kräutern, Früchten und Gewürzen. An den weißen Wänden hängen unzählige Werbesujets der 1882 gegründeten Marke. Manche stammen aus dem 19. Jahrhundert, andere aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Jedes Bild ein Kunstwerk.
Unübersehbar auf allen Darstellungen ist das Teekanne-Logo, das – 1888 eingeführt – in seinen Grundzügen kaum verändert wurde. Nicht nur was perfektes Marketing betrifft war Teekanne der Zeit weit voraus. Hervorgegangen aus einem Chinawarengeschäft in Dresden, das Tee und Porzellan verkaufte, verlegten sich die Firmengründer bald auf portionierten Tee. Eine Teeabpackmaschine wurde erfunden und die abgefüllte Ware so standardisiert, dass sie immer gleich gut schmeckte. Ein für damalige Verhältnisse revolutionäres Konzept.
Bahnbrechende Erfindung
1949 erfand Teekanne schließlich den Doppelkammerbeutel, der inzwischen auch von allen anderen Teeverkäufern flächendeckend eingesetzt wird. Sein Vorteil: Er bietet dem Wasser mehr Angriffsfläche, der Tee kann besser auslaugen. So wie Iglo zum Marchfeld, gehört Teekanne zu Österreich – oder vielleicht doch nicht? Tatsächlich ist das Unternehmen keine einheimische Firma. Das Stammhaus befindet sich in Düsseldorf, der Standort Salzburg wurde erst 1951 gegründet. Alles, was die österreichische Niederlassung in Beutel füllt, kommt fixfertig aus Deutschland. Dort erfolgt der zentrale Wareneinkauf, werden die unterschiedlichen Rohstoffe gemischt und neue Teesorten kreiert. Manche Produkte gibt es überall zu kaufen, andere nur auf regional eng begrenzten Märkten, um nationale Vorlieben zu befriedigen.
Vollautomatisch …
In Düsseldorf wird immer nur so viel bestellt, wie in den nächsten Tagen in Salzburg verarbeitet werden kann. Per Lkw reist die Ware in großen Papiersäcken an. Passt die Qualität, landen die Fertigmischungen umgehend in Behältern, aus denen sie über Rohrleitungen in die Produktionshalle rieseln. Halle ist hier eigentlich das falsche Wort: Der Raum, in dem 650 Millionen Teebeutel jährlich gefüllt werden, ist erstaunlich klein. Umgeben von Fließbändern stehen dort die Teeabfüllmaschinen. Sie sind Wunderwerke der Technik aus einer Unzahl von computergesteuerten Zahnrädern, die in rasender Geschwindigkeit und mit einem Höllenlärm ineinander greifen. Im Bruchteil einer Sekunde wird Tee portionsweise auf Filterpapier gesetzt und in praktisch null Komma nichts entsteht durch Schneiden, Rändeln (Pressen), Falten der bekannte Doppelkammerbeutel mit Faden, Etikett sowie Metallklammer.
Direkt aus der Maschine wandern die Teebeutel in Kartons, welche ebenfalls vollautomatisch gefaltet, geklebt und nach der Befüllung verschlossen werden. Über ein weiteres Fließband landen die einzelnen Packungen in einem Überkarton, der, kaum dass er wie durch Zauberhand verschlossen wurde, über einen Schacht ins Auslieferungslager rutscht. Dort nimmt die Ware erstmals ein Mensch in die Hand, schlichtet sie auf Paletten und bringt sie mit dem Hubstapler genau an jenen Platz, den das vollautomatische Warenwirtschaftssystem zuweist.
… und rund um die Uhr
In der kalten Jahreszeit, wenn heißer Tee Hochsaison hat, wird bei Teekanne rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet. Damit der vollautomatisierte Betrieb reibungslos läuft, besteht der Großteil des Personals im Produktionsraum aus spezialisierten Schlossern. Jeder auftretende Defekt kann dadurch sofort vor Ort behoben werden. Auch im Warenlager ist Tempo angesagt. Warenumschlag so rasch wie möglich, lautet die Devise, denn Tee als heikles Produkt nimmt leicht Fremdgerüche an. Mit dem Lkw kommt die Rohware ins Haus, mit dem Lkw wird der Tee ausgeliefert: in ganz Österreich, aber auch nach Italien, in die Schweiz und den Großteil Südosteuropas.
Produktentwicklung? Ein Jahr!
Weniger flott geht es bei der Entwicklung neuer Teemischungen. Von der ersten Idee bis zur Marktreife dauert es meist ein Jahr. An die hundert Produkte hat Teekanne derzeit im Sortiment, darunter 40 verschiedene Früchtetees und 45 Kräutertees. Im Jahresrhythmus werden 6 bis 10 neue Produkte entwickelt. Teekanne-Käufer lieben die Abwechslung und gustieren regelmäßig im Regal, was es Neues gibt. Eine der erfolgreichsten Mischungen des Unternehmens heißt „Winterzauber“. Der Anstoß dazu kam aus Salzburg, wo sich eine Mitarbeiterin von den Kollegen aus Düsseldorf einen Tee wünschte, der nach Weihnachten schmeckt.
Seit dieser sogenannte Themen-Tee 1995 gelauncht wurde, wie es im Marketingjargon heißt, ist seine Popularität ungebrochen. Er verkauft sich in so rauen Mengen, dass selbst der Weihnachtsmann staunt. Gestaunt haben auch wir, als die Ergebnisse zu unserem Test Früchtetee vorlagen. Teekanne ist mit drei verschiedenen Mischungen vertreten. Was von diesem Tee, den die Teekanne macht, zu halten ist, finden Sie in unserer Tabelle.
Daten und Fakten
Teekanne ist, wie Branchenumfragen immer wieder zeigen, Österreichs bekannteste Teemarke. 95 Prozent der Österreicher kennen sie – kaufen sie auch am liebsten und empfehlen sie am ehesten weiter. Abgeschlagen an zweiter und dritter Stelle liegen Milford und Twinings. Teekanne verkauft Tee, aber nicht nur unter dem Markennamen "Teekanne", sondern auch unter "Sir Winston Tea" und "Pompadour". Sir Winston (Schwarztee) wird in Österreich derzeit nicht angeboten, am Salzburger Standort aber für Italien abgefüllt, wo er sich bestens verkauft. Kandisin und Dungl-Produkte
Auch Kandisin, ein Süßstoff, gehört zum Teekanne-Reich und die Hausmischungen von Gesundheitsguru Willi Dungl. Anfangs in Lizenz abgefüllt, ist Teekanne inzwischen Markeneigentümer und Lizenzgeber für eine Reihe anderer Dungl-Produkte. Teekanne beschäftigt weltweit rund 1.300 Mitarbeiter, davon über 100 in Salzburg. Dieser Standort ist hauptsächlich für Österreich, aber auch für die osteuropäischen Märkte sowie die Schweiz verantwortlich. Der Marktanteil von Teekanne im Lebensmittelhandel beträgt bei Tee im Beutel sagenhafte 61,6 Prozent. Außer bei Lidl und Hofer gibt es die Produkte überall zu kaufen.