Konsumentenfeindliches Verhalten - Bad Company Awards 2008: Die "Gewinner" sind Kellogg´s gemeinsam mit Lego, der US-Pharma-Konzern Eli Lilly, Samsung, Toyota und die britische Supermarktkette Tesco.
Consumers International, Weltdachverband der Konsumentenorganisationen, in Österreich vertreten durch den VKI, vergibt jährlich „Bad Company Awards“ für jene Unternehmen, die sich im abgelaufenen Jahr besonders verantwortungslos verhalten haben. Eine Expertenjury wählt fünf eklatante Beispiele für den Missbrauch von Konsumentenrechten aus. Hier die „Gewinner“ des Jahres 2008:
Kellogg´s : Legostein aus Zucker
Der Snack-Hersteller Kellogg´s und der Spielwarenkonzern Lego hatten die famose Idee, aus der Vorliebe vieler Kinder für Legosteine einen Zusatznutzen zu erzielen, indem sie Süßigkeiten in Form der weltweit bekannten Legosteine kreierten. Die „Fun Snacks“ wurden vor allem in den USA und via Internet angeboten. Erwachsene mögen ja den Unterschied erkennen, urteilt Consumers International, aber ein Kleinkind könnte einen richtigen Legostein mit der leckeren Süßigkeit verwechseln.
Den Erfindungsreichtum der Marketing-Strategen in Ehren, aber ist das das Risiko wirklich wert? CI (Consumers International) meint, Kellogg´s wäre besser beraten, ernährungswissenschaftlich unbedenkliche Lebensmittel auf den Markt zu bringen und nicht essbare Spielzeug-Imitate.
Eli Lilly: Werbung für Potenzmittel Cialis
Für Medikamente sollte nicht geworben werden, schon gar nicht für Mittel gegen Potenzstörungen. Daher ist dies auch gesetzlich verboten. Für den US-Pharmariesen Eli Lilly kein Grund, seine Marketingstrategien beschneiden zu lassen. Das auch in Österreich erhältliche Potenzmittel Cialis wird hemmungslos beworben. Vor allem im Internet, aber auch TV-Werbesendungen oder Presseaussendungen dienen als Vehikel, um die Heilsbotschaften von Eli Lily an den (verunsicherten) Mann zu bringen.
Cialis gegen Scheidung
In China wurde den Leuten allen Ernstes versprochen, mit Cialis könnten die hohen Scheidungsraten bekämpft werden. Über die Nebenwirkungen erfahren die Werbeadressaten nichts: Kopfschmerzen, Hautrötung, Muskelschmerzen, Augenschmerzen, Nasenverstopfung, Sehstörungen, Schwerhörigkeit, aber auch schwerwiegende Herz-Kreislauf-Beschwerden. Und auch nichts darüber, dass nicht einmal die Hälfte der Männer, die Potenzmittel schon ausprobiert haben, deren Wirkung bestätigen können. Für die "Überdosis-Werbung“ wurde Eli Lilly einer der fünf "Best of Böse“-Preise zugesprochen
Vorschlaghammer für Tesco
Ein echter Hammer ist die Vorgangsweise der britischen Supermarktkette Tesco, die kritische Berichterstattung durch Millionenklagen unterbinden will. Dafür gebührt ihr nach Auffassung des Konsumentendachverbandes auch der "Vorschlaghammer-Preis“ des Jahres 2008. Tesco hat drei thailändische Journalisten auf insgesamt 34 Millionen Dollar geklagt, weil sie sich kritisch über die Expansionspläne des britischen Multis geäußert hatten.
Millionenklagen gegen Journalisten
Sie hatten die negativen Auswirkungen auf die lokalen Kleinunternehmen und auf die Wahlmöglichkeiten der Konsumenten zu bedenken gegeben. Mit der Millionenklage werden die Journalisten nicht nur existentiell bedroht, einer von ihnen muss überdies mit einer zweijährigen Haftstrafe rechnen. Consumers International sieht darin nicht nur das Informationsrecht der Konsumenten verletzt sondern qualifiziert den Vorfall vielmehr als "aberwitzige Überreaktion“ eines Konzerns, der dem Profitstreben alles andere unterordne.
Samsung: Panzer als Nebengeschäft
Der koreanische Konzern ist bekannt für seine Elektronikprodukte, von Handys bis zu TV-Geräten. Weniger bekannt ist, dass Samsung auch Panzer baut, die beispielsweise in der Türkei eingesetzt werden. Damit steht Samsung nicht alleine da, doch aufreizend erscheint die Werbung, mit der die Waffensysteme des Konzerns hervorgehoben werden sollen: "Wir leisten eine wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Gesellschaft in einem globalen Rahmen“. CI findet, das sollten sie besser mit TV-Geräten tun.
Toyota: Preis für Grünwaschen
Für die fortgesetzte Verwendung irreführender Werbesprüche bekommt schließlich auch der japanische Autokonzern Toyota einen Award. Das Modell RAV4, ein SUV (Geländewagen) wird etwa als Auto gepriesen, "das die Natur gerne besitzen würde“. Ein anderes SUV, der Hilux, wurde zu Werbezwecken bis zum Nordpol gekarrt. Und dementsprechend präsentiert: als "erstes Auto, das den Nordpol erreichte“. (Angesichts des rasch fortschreitenden Schmelzens der arktischen Eisschicht könnte es auch das letzte gewesen sein.) Mit dieser Promotion-Tour zum Nordpol würden alle Grünwasch-Versuche Toyotas hinweggespült, urteilt der Konsumentendachverband CI.
Nähere Angaben zu den kritisierten Firmen finden sie bei [ Consumers International (Downloads in englischer Sprache) ].