Da schau her: Eissorten werden immer experimenteller. - Ein satirischer Kommentar von Michael Hufnagl.
Eines Tages entdeckte ich auf Facebook, dass es im Eissalon meines Vertrauens heuer eine sehr, sehr grüne Sorte gibt. Mit der Geschmacksrichtung Apfel. Aber diese auch so zu benennen, erschien den Betreibern offensichtlich zu banal. Also nannten sie die Sorte – zielgruppengerecht – allen Ernstes "WhatsApp".
Und schon erwachte in mir – jung geblieben, wie ich bin – das Verlangen eines Besuchs. Vielleicht ist das ja auch so eine Art Frühlingsgefühl – jedenfalls näherte ich mich mit der Aussicht auf die Bestellung "Bitte einen Becher mit Erdbeer, Stracciatella und WhatsApp" in kindlicher Vorfreude dem Eisgeschäft.
Trend zu originellen Kreationen
Wohl wissend, dass ich Granny Smith schlecken würde ... und keine ungenießbaren Textnachrichten. Speziell in der Speiseeis-Branche herrscht ja seit vielen Jahren schon das sonderbare Verlangen, die Kundschaft nicht nur mit öden Klassikern wie Schoko, Vanille und Haselnuss verwöhnen zu wollen, sondern mit – na ja – originellen Kreationen.
Zwiebel-Eis, Bier-Eis und Viagra-Eis
Diese durchaus spezielle Auslegung von Innovation führte im Laufe der Zeit dazu, dass sich Menschen tatsächlich die Sorten Prosciutto-Melone, Ananas- Rosmarin oder Gin Tonic aufs Stanitzel klatschen ließen. Oder, noch extremer, Zwiebel-Eis, Bier-Eis und Viagra-Eis. Nichts davon ist der Kolumne zuliebe erfunden, allerdings kann ich leider nichts darüber berichten, ob derlei Geschmacksexoten ein Erlebnis zum Zungeschnalzen waren.
Weil ich de facto keinen einzigen Menschen persönlich kenne, der sich mir freudestrahlend mit einer Tüte Lachs, Erbsen und Salzbrezel als Gelatin Lover präsentierte. Vielleicht ist es aber auch einfach nur eine Generationenfrage. Meine Tochter schrieb mir unlängst: "Papi, du musst unbedingt einmal Birne-Basilikum probieren." Dazu schickte sie allerlei Herzerl-Emojis. Und ich? Tja. Ich schmolz dahin wie WhatsApp-Eis.
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