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Corona-Tests - Arten, Kosten, Möglichkeiten und Grenzen

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Welche unterschiedlichen Testarten gibt es? Und wann macht es überhaupt Sinn, sich testen zu lassen?

Habe oder hatte ich Coronavirus: FAQ - Was Sie wissen sollten? Diese Frage beschäftigt derzeit viele Österreicherinnen und Österreicher. Dementsprechend groß ist oft der Wunsch, sich testen zu lassen. Auch bei Reisebeschränkungen durch das Coronavirus und COVID-19: PCR-Tests am Flughafen Wien sind in vielen Fällen negative Corona-Tests erforderlich. Inzwischen können Privatpersonen über Labore, Apotheken oder Internet-Anbieter verschiedene kostenpflichtige Corona-Tests durchführen. Aber wann macht es überhaupt Sinn, sich testen zu lassen? Und welches Testverfahren eignet sich wofür?

Welche unterschiedlichen Testarten gibt es? Und wann macht es überhaupt Sinn, sich testen zu lassen? (Bild: Cryptographer/Shutterstock.com)

Wer wird sowieso getestet?

Derzeit werden vorrangig Personen getestet, die als Verdachtsfall gelten. In erster Linie sind das Personen, die einen Atemwegsinfekt und mindestens ein klinisches Corona-Symptom haben. Zu diesen Symptomen zählen: Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit, Katarrh der oberen Atemwege, plötzlicher Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns. Ob Sie als Verdachtsfall gelten, hängt auch davon ab, ob Sie Kontakt zu einem COVID-19-Fall hatten oder ob das Virus stark in der Region verbreitet ist, in der Sie sich in den letzten 14 Tagen aufgehalten haben. Trifft das auf Sie zu, können Sie auch als Verdachtsfall gelten, wenn Sie keine der genannten bzw. andere Symptome haben (z.B. Durchfall oder Erbrechen).

Kostenlose Tests für Verdachtsfälle

Wer Symptome hat, die auf eine COVID-19-Erkrankung hindeuten, sollte sich telefonisch mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen oder gleich bei der Corona-Hotline (Telefonnummer 1450) anrufen. Um im Verdachtsfall einen Test zu veranlassen, können Sie die telefonische Anlaufstelle 1450 nutzen. Werden Sie als Verdachtsfall eingestuft, führen mobile Dienste die Probennahmen (Abstriche) bei Ihnen zu Hause durch. In diesem Fall müssen Sie nicht selbst für die Kosten aufkommen.

In Wien gibt es in Corona-Verdachtsfällen seit kurzem eine geänderte Teststrategie. Konkret ist wie bisher das Gesundheitstelefon 1450 zu kontaktieren. Dann haben Betroffene die Möglichkeit, entweder mit dem Auto eine Teststraße (Donauinsel, Prater) aufzusuchen oder sich für einen Test zu Hause zu entscheiden. Bei letzterem kommt nun (Stand: 2.10.2020) zumeist kein medizinisches Team mehr vorbei, sondern die Firma Veloce Liefert GmbH, die mit Fahrrädern und E-Bikes einen Gurgeltest bringt.

Rund 40 Anbieter für private Corona-Tests

Sind Sie kein Verdachtsfall, sondern brauchen Sie z.B. einen Nachweis für einen bevorstehenden Grenzübertritt, dann müssen Sie für den Test privat zahlen. Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz weist österreichweit rund 40 Labore und medizinische Einrichtungen aus, die Corona-Tests für Privatpersonen anbieten. Auch manche Haus- und Fachärzte führen derartige Tests durch. Die vom Ministerium erstellte Liste (PDF) finden Sie hier: Sozialministerium: FAQ zu Testungen und Quarantäne.

Kosten für private Corona-Tests

PCR-Tests kosten zwischen 85 und 260 Euro. Abhängig ist das zum Teil davon, wie schnell Sie die Ergebnisse möchten und ob Sie ein Zertifikat benötigen. In der Regel erhalten Sie die Ergebnisse nach 12 bis 24 Stunden, online oder auf dem Postweg. Ist der Befund positiv, wird er sofort den Gesundheitsbehörden gemeldet und Sie müssen in Quarantäne.

Antikörpertests kosten zwischen 20 bis 175 Euro. Die meisten Labore bieten sie unter 100 Euro an. Abstrich und Blutabnahme finden in der Regel direkt im Labor oder beim Arzt statt. Einige Labore bieten auch an, das Testkit nach Hause zu senden. Nur einzelne Apotheken bieten Schnelltests an, da die Apothekerkammer vom Verkauf derartiger Tests abrät.

Alle Preisangaben stammen vom Mai 2020.


Hier finden Sie einen Überblick, wie hoch die Infektionszahlen in Ihrem Bezirk aktuell sind: CSH Corona-Ampel 

Fachbegriffe und Erklärung

Fachbegriffe und Erklärung

Besonders aussagekräftig sind Tests, die eine hohe Spezifität und eine hohe Sensitivität haben.

  • Sensitivität: Die Sensitivität eines diagnostischen Testverfahrens gibt an, bei wie viel Prozent der Erkrankten die Krankheit durch den Test tatsächlich erkannt wird, also ein positives Testresultat auftritt. Sie gibt also Auskunft darüber, ob alle Kranken auch als Kranke erkannt werden.
  • Spezifität: Die Spezifität eines diagnostischen Testverfahrens gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass tatsächlich Gesunde im Test auch als gesund erkannt werden. Auch dieser Wert beschreibt also die Genauigkeit des Tests.
  • Falsch-negativ: Bei einem falsch-negativen Testergebnis wird eine erkrankte Person fälschlicherweise als gesund eingestuft. Falsch-negativ wäre auch das Ergebnis, wenn bei einem Antikörper-Test keine Antikörper nachgewiesen werden, obwohl die Testperson eigentlich welche hat.
  • Falsch-positiv: Bei einem falsch-positiven Ergebnis wird eine gesunde Person beim Test als krank eingestuft. Falsch-positiv wäre auch das Ergebnis eines Antikörper-Tests, wenn Antikörper nachgewiesen werden, obwohl in der Probe keine sind.
  • Vorhersagewert (prädiktiver Wert): Der positive Vorhersagewert eines Labortests ist die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Erkrankung vorliegt, wenn der Test positiv ist. Der negative Vorhersagewert ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem negativen Testergebnis auch tatsächlich keine Erkrankung vorliegt.
  • Prävalenz: Diese Vorhersagewerte eines Labortests hängen nicht nur von seiner Sensitivität und Spezifität ab, sondern auch von der Häufigkeit der Erkrankung in der Bevölkerung - also der Prävalenz. Der Vorhersagewert ändert sich, sobald sich die Zahl der insgesamt Erkrankten verändert.

PCR-Test

Die Testung von Probenmaterial mit Testkits und Geräten unterliegt dem österreichischen Medizinproduktgesetz (MPG). Die Agentur für Gesundheits- und Ernährungssicherheit (AGES) überprüft laufend, ob die Laboratorien die rechtlichen Bestimmungen einhalten.


PCR-TESTS

PCR-Tests (Polymerase-Kettenreaktion) dienen dem Nachweis einer aktuellen COVID-19-Infektion. Bei diesem von der WHO empfohlenen Testverfahren wird das Virus direkt nachgewiesen. Es beurteilt nur den Ist-Zustand.

Für PCR-Tests wird ein Nasen- oder Rachenabstrich entnommen. Im Rachenabstrich ist das Virus ungefähr zwei Wochen nachweisbar.

Hohe Genauigkeit

Gerade am Beginn der COVID-19-Erkrankung können PCR-Tests das Virus mit hoher Genauigkeit nachweisen. Die derzeit gebräuchlichen Tests weisen keine Kreuzreaktionen mit anderen Coronaviren auf. Positive Testergebnisse sind nur in den seltensten Fällen falsch – etwa, wenn Fehler bei der Probennahme oder in der Handhabung passieren. Auch falsch-negative Ergebnisse können nicht ausgeschlossen werden. Gründe dafür sind z.B. unsachgemäßer Transport oder ein ungünstiger Zeitpunkt der Probenentnahme. Fällt der erste PCR-Test bei einem Patienten mit anhaltend starkem Verdacht auf eine Corona-Infektion negativ aus, sollte der Test wiederholt werden.

Fazit: Ist Ihr Testergebnis positiv, haben Sie sich höchstwahrscheinlich mit COVID-19 angesteckt. Ist Ihr Testergebnis negativ, heißt das nicht, dass Sie garantiert keine Corona-Infektion haben. PCR-Tests liefern immer nur eine reine Momentaufnahme. Deshalb sind die Testergebnisse meist nur wenige Tage gültig.

Antikörper-Test

Dringt das Virus in den Körper ein, bildet das Immunsystem nach ein paar Tagen Antikörper. Das sind spezielle Eiweißstoffe, die im Blut und in anderen Körperflüssigkeiten nachweisbar sind. Ihre Hauptaufgabe ist der Schutz des Körpers vor allem, was ihm fremd ist.

Antikörper-Tests erfassen nicht das Virus selbst, sondern die Reaktion des Immunsystems. Mit diesen Tests kann man herausfinden, wer bereits eine COVID-19-Erkrankung hatte. Das ist wichtig, um feststellen zu können, wie weit sich das Virus in der Bevölkerung verbreitet hat.

Unterschiedliche Antikörper

Je nach Testverfahren weisen Antikörper-Tests unterschiedliche Antikörper gegen das Coronavirus nach:

  • Antikörper vom Typ Immunglobulin-A (IgA) sind vor allem in Körpersekreten enthalten. Man findet sie in Speichel, Tränenflüssigkeit, Magensaft, anderen Verdauungssäften, Nasenschleim, Lungensekret, Muttermilch etc.
  • Antikörper vom Typ Immunglobulin-M (IgM) werden bei erstmaligem Kontakt des Körpers mit einem bestimmten Krankheitserreger gebildet. Man spricht deshalb auch von einer „primären Immunantwort“. Diese Antikörper zeigen eine Akutphase der Erkrankung an.
  • Antikörper vom Typ Immunglobulin-G (IgG) gehören zu den wichtigsten Abwehrstoffen im Blut. Diese Antikörper werden erst in einer späten Abwehrphase gebildet, etwa 3-4 Wochen nach der Infektion. Danach bleiben sie lange erhalten. Deshalb spricht man hier auch von einer „sekundären Immunantwort“ bzw. dem „immunologischen Gedächtnis“. Ihr Nachweis im Blut zeigt eine überstandene Infektion an.

Unterschiedliche Testsysteme

Die verwendeten Testsysteme sind sehr unterschiedlich. Die Palette reicht von Schnelltests (Point-of-Care-Testing) bis zu aufwendigen Labortests (Neutralisationstest). Manche Testverfahren zeigen nur an, ob Antikörper vorhanden sind. Andere lassen auch Aussagen über die Menge und Qualität der Antikörper zu (z.B. beim ELISA- oder CLIA-Test). 

Fazit: Für Einzelpersonen sind Antikörper-Tests derzeit nicht empfehlenswert. Sie eignen sich weder zum Nachweis noch zum Ausschluss einer akuten Corona-Infektion. Ob man tatsächlich schon eine Infektion durchgemacht hat, lässt sich oft nicht verlässlich feststellen. Aussagen über eine etwaige Immunität nach überstandener Erkrankung sind derzeit nicht möglich. Ein falsch-positives Ergebnis könnte bei der Testperson außerdem ein trügerisches Sicherheitsgefühl hervorrufen.

Antigen-Nachweis

In den USA wurde ein Antigen-Schnelltest zum Nachweis des Virus zugelassen. In Österreich wird er derzeit nicht angewandt. Bei diesem Testverfahren spüren spezifische Antikörper im Testsystem die Viren auf. Dabei wird nicht das Erbmaterial des Virus nachgewiesen (wie bei PCR-Tests), sondern Fragmente des Virus, die eine Immunreaktion auslösen. Diese Fragmente werden Antigene genannt.

Geringe Zuverlässigkeit

Der Antigen-Nachweis liefert schnellere Ergebnisse und lässt sich relativ einfach in großer Stückzahl produzieren. Er ist allerdings weniger zuverlässig als ein PCR-Test. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Test bei an Corona Erkrankten ein negatives Ergebnis anzeigt, ist deutlich höher als beim PCR-Verfahren. Deshalb sind Antigen-Tests aktuell nicht geeignet, um eine akute Infektion sicher nachzuweisen.

Fazit: Positive Testergebnisse sind beim Antigen-Nachweis sehr genau. Es gibt aber eine hohe Chance für falsch-negative Resultate. Somit könnten Sie bei einem negativen Testergebnis nicht ausschließen, dass in Wahrheit trotzdem eine Infektion vorliegt.

Unsere Empfehlungen

  • Verdacht: Corona-Tests machen nur Sinn, wenn ein begründeter Verdacht besteht, dass Sie an COVID-19 erkrankt sind, oder wenn Sie aus anderen Gründen einen Nachweis benötigen.
  • Labor: Corona-Tests sollten nur in medizinischen Laboren durchgeführt werden.
  • Antikörpertests sind für Einzelpersonen derzeit nicht empfehlenswert.
  • Negative PCR-Tests schließen eine Erkrankung nicht aus.
  • Schutz: Die Einhaltung der empfohlenen Schutzmaßnahmen ist notwendig – egal, ob Sie einen Corona-Test gemacht haben oder nicht.

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