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Mobil- und Festnetztelefonie - Festnetz schafft Vertrauen

Welche "Möglichkeiten" das Mobiltelefon heutzutage schon bietet. Eind satirischer Kommentar von Alois Grasböck.

Es gab eine TV-Werbung, in der saß ein Mann in einer Bar, und als er am Handy angerufen wurde, sagte er sinngemäß: „Schatz, ich komme leider später, weil ich in einem schrecklichen Stau stehe.“ Und die anderen Männer in der Bar machten dazu Verkehrsgeräusche.

Das ist eine der Freiheiten, die das Handy beschert hat: Vortäuschung eines Aufenthaltsortes (es sei denn, die Polizei überwacht einen). Beim Festnetz muss man dort sein, wo das Telefon steht, übers Handy kann man lügen, dass sich die Antennen biegen.

Nun ist das Handy auf dem besten Weg, diese Freiheit wieder rückgängig zu machen. Fotografieren kann es schon, und als nächstes wird es wohl zur Live-TV-Kamera werden. Dann wird die Frau zu dem Mann in der Bar sagen: „Du Armer, du stehst im Stau? Lass mal sehen!“

Seit es das Foto-Handy gibt, wachsen weltweit neue Handy-Verbote aus dem mit Misstrauen gedüngten Boden. Ob in Toiletten, Umkleidekabinen, Restaurants – die wenigsten Menschen haben Lust, sich heimlich in ungünstiger Lage fotografieren zu lassen. Das gilt auch für Politiker und Künstler. Bei Rolling-Stones-Konzerten heißt es für Handys schon „Ich muss leider draußen bleiben“. Firmen fürchten sich vor Wirtschaftsspionage.

Bald wird das Handy so viele Funktionen haben, dass man es als „Schweizermesser des 21. Jahrhunderts“ bezeichnen wird können. Gleichzeitig darf man damit rechnen, dass es vielerorts nur mehr in Handy-Reservaten, vergleichbar mit den Raucher-Ecken, verwendet werden darf.

Und wer weiß, vielleicht gibt es eines Tages eine TV-Werbung, in der ein Mann an seinem Arbeitsplatz sitzt. Sein Telefon – Nostalgie-Modell 1990 – läutet, er hebt ab und sagt „Hallo Schatz“. Dann schwillt die Musik an, und eine Stimme ruft den Slogan „Schluss mit Verboten und Lügen – Festnetz schafft Vertrauen!“

Ihr Alois Grasböck

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