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iPhone 6 und iPhone 6 Plus - Im Schnelltest

, aktualisiert am

Die neuen iPhones sind da. Die besten, die jemals auf dem Markt waren – sagt Apple. Die größten auf jeden Fall. Ein Schnelltest zeigt die offensichtlichen Stärken und Schwächen auf.

Apple spaltet die Kunden

Kein Hersteller im Mobilfunkbereich polarisiert so sehr wie Apple. Obwohl echte Innovationen seit Längerem ausgeblieben sind, manche neu eingeführten Funktionen bei den Mitbewerbern schon seit Jahren zur Grundausstattung gehören und man die iPhones somit einfach nur als ebenso gute wie teure Smartphones in einer ganzen Reihe gleichwertiger Konkurrenzmodelle sehen könnte, treten jährlich rund um das Erscheinungsdatum der neuen Apple-Geräte vor allem zwei Personengruppen in Erscheinung: die Apple-Fans, zu denen zweifellos jene mehr als 10 Millionen Menschen gehören, die in den ersten Tagen nach Verkaufsstart ein iPhone erworben haben, und die erklärten Apple-Hasser, die jedes mit dem Apfellogo gezierte Produkt mit Spott und Häme überhäufen.

Für und wider

Vernünftiger ist wohl der goldene Mittelweg der (weitgehenden) Objektivität, um den wir uns hier bemühen möchten. Denn wer das neue iPhone unbedingt haben möchte, wird es sich trotzdem kaufen und wer bisher aus Überzeugung keines besessen hat, wird es auch weiterhin nicht tun. Alle anderen sollten – wie bei jeder Kaufentscheidung – das Für und Wider abwägen.

Während das iPhone und das größere Geschwistermodell iPhone 6 Plus derzeit den üblichen Testzyklen unterzogen werden und wir die detaillierten Testergebnisse nach ihrem Vorliegen veröffentlichen werden (z.B. hier: Test Smartphones 10/2014), beziehen wir uns hier auf einen von der Stiftung Wartentest durchgeführten Schnelltest.

Wachstum aufgrund der Marktbedingungen

Es ist noch nicht lange her, da hat Apple in einem Werbevideo ein Plädoyer für die Beibehaltung der kompakten Bauform des iPhones gehalten und mit dem gesunden Menschenverstand argumentiert. Nachdem sich allerdings gezeigt hat, dass mit den Phablets, sozusagen einer Kreuzung aus Tablet und Smartphone, doch eine größere Käuferschicht zu erreichen ist, hat man nun nachgezogen.

Neben dem gleichfalls merklich gewachsenen Standard-Modell iPhone 6 mit 4,7-Zoll-Display gibt es das iPhone 6 Plus mit stattlichen 5,5 Zoll, also 14 Zentimetern Diagonale. Das iPhone 6 bleibt damit immer noch kompakter als z.B. das Galaxy S5 vom Konkurrenten Samsung, das ein 5,1-Zoll-Display aufweist. 5,5 bis 6 Zoll sind derzeit die bei den Phablets üblichen Maße.

Zugeständnisse bei der Bedienung

Die Bedienung der Phablets entspricht gezwungenermaßen jener von Tablets. Dem wird auch von Apple Rechnung getragen, indem z.B. der Startbildschirm erstmals auch querformatig angezeigt werden kann. Bei beiden iPhone-Modellen kann man durch zweimaliges Berühren der Home-Taste die oberen App-Reihen auf dem Bildschirm nach unten rutschen lassen, denn die in besagtem Werbevideo einfache Erreichbarkeit aller Apps mit dem Daumen ist beim gewachsenen iPhone nicht mehr gegeben.

Beim Design – speziell bei den nun wieder abgerundeten Kanten – nimmt Apple Anleihen bei den frühen iPhones bis hin zum 3GS. Zumindest das kleinere Modell liegt angenehm in der Hand, die Displays sind sehr widerstandsfähig gegen Kratzer, nur die Rückseite aus Aluminium verkratzt relativ leicht. Die Dicke der Geräte hat weiter abgenommen und beträgt nur noch 7 Millimeter. Auffällig ist, dass die Kameralinse einen Millimeter weiter aus dem Gehäuse ragt.

"Verbiegen", Bildqualität, Akkuleistung

Hohe Darstellungs- und Bildqualität

Die Darstellungsqualität der Displays lässt an Schärfe und Kontrast nichts zu wünschen übrig und selbst bei hellem Umgebungslicht und bei seitlicher Betrachtung noch gut. Die neue Größe ist natürlich komfortabler beim Anzeigen von Internetseiten als es etwa beim Vorgängermodell 5S der Fall war. Dessen Kamera gehört immer noch zu den besten, die derzeit auf dem Markt sind und die Modelle 6 und 6 Plus schließen hier nahtlos an. Das größere Modell profitiert zudem bei geringem Umgebungslicht sichtbar vom integrierten optischen Bildstabilisator. Auch Videoaufnahmen gelingen überzeugend, der aufgezeichnete Ton ist nur mono, aber von guter Qualität.

Akkuleistung im Mittelfeld

Wie gehabt sind die iPhone-Akkus fest verbaut und die Akkuleistung liegt im Mittelfeld. Wobei das 6 Plus einen deutlich größeren Akku hat, was sich vor allem im Standby und beim Telefonieren merkbar auswirkt. Beim Surfen macht das aufgrund seiner Größe sehr stromhungrige Display diesen Vorteil zunichte. Beim  Surfen mit LTE schaffen beide Modelle rund 4,5 Stunden. Interessant ist, dass dieser Wert im Test über jenem des Telefonierens bzw. des Surfens via UMTS lag.

Lange gewehrt hat sich Apple gegen den Einbau von NFC-Chips – nun sind sie da, aber hierzulande noch ohne Funktion, solange Apple nicht auch bei uns den hauseigenen Bezahldienst Apple Pay einführt.

Stichwort "Bentgate"

Schon wenige Tage nach dem Verkaufsstart wurden Videos veröffentlich, welche beweisen sollen, wie leicht sich das iPhone 6 Plus in der Hosentasche verbiegt. Der amerikanischen Vorliebe für Wortspiele und sprachliche Neukreationen entsprechend, war von "Bentgate" die Rede ("bent" = verbogen; "gate" = der "Watergate-Affäre" entlehnt).

Unsere amerikanische Partnerorganisation Consumer Reports gibt diesbezüglich nach einem Vergleichstest Entwarnung. Zwar sind demnach die neuen iPhones tatsäch­lich leichter zu verbiegen als etwa ein iPhone 5 oder ein Samsung Galaxy Note 3. Doch hielt das iPhone 6 im Biegetest Lasten von über 30 Kilogramm stand, das iPhone 6 Plus schaffte sogar über 40 Kilogramm, bevor es sich dauerhaft verformte.

700 und 800 Euro

Zunehmend störend ist die fehlende Speichererweiterungsmöglichkeit. Wie sich nicht zuletzt beim Upgrade auf iOS 8 gezeigt hat, ist der Platz auf den 16 GB-Modellen knapp bemessen. Zahlreiche Nutzer klagten darüber, dass sie zunächst einmal etliche Apps oder Mediendateien vorübergehend vom iPhone entfernen mussten, weil die iOS 8-Installationsdatei mehr als 5 GB freien Speicherplatz voraussetzte. Zudem hat Apple die 32-GB-Modelle abgeschafft und macht nun von den Basismodellen mit 16 GB (699 bzw. 799 Euro) den Sprung auf 64 GB. Dieses Plus an Speicher kostet aber mindestens 100 Euro Aufpreis und somit das Vielfache einer vergleichbaren microSD-Karte.

Die unverhältnismäßig hohen Mehrkosten sind nicht wirklich argumentierbar. Jedenfalls bekommt man den Eindruck, als wolle Apple die Kunden dazu bringen, von Haus aus zu den höherpreisigen 64-GB-Modellen zu greifen. Wem dies zu teuer ist bzw. die Geräte zu groß sind, kann auf die immer noch erhältlichen Modelle iPhone 5S und 5C zurückgreifen.

Fazit: Die neuen iPhones bestechen durch hohe Qualität in (fast) allen Belangen, wirklich neu sind aber nur ihre Abmessungen, mit denen sie nun auch in diesem Bereich zur Konkurrenz aufschließen. Für alle, die schon bisher keine Apple-Geräte genutzt haben, bieten sie auch diesmal keinen überzeugenden Anreiz zum Umstieg. Jene Apple-Nutzer, die nicht als bedingungslose Fans einzustufen sind, werden wohl dann ein iPhone 6 nehmen, wenn ohnehin ein Gerätewechsel geplant war.

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