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GPS-Handgeräte - Der Weg ist das Ziel

  • Mehr als bloß ein Spielzeug
  • Aber auch ein Spielzeug
  • Und kein ganz billiges

Spielzeug für große Buben

Wozu braucht man denn das schon wieder?“, mag man sich fragen. Schnell waren auch wir mit einer etwas vorurteilsbehafteten Antwort zur Stelle: Es handle sich wohl um „toys for boys“, Spielzeug für (große) Buben also, unkten auch einige unter uns.

Zur Orientierung

Nun, wir haben naturgemäß mittlerweile genauer hingesehen und unsere erste Einschätzung korrigiert: GPS-Handgeräte können durchaus Sinn machen. Vor allem – aber nicht nur – im Freizeitbereich. Warum, darauf werden wir gleich zu sprechen kommen. Vorerst aber sei geklärt, worum es überhaupt geht: GPS, das steht für „Global Positioning System“ (etwa „Weltweites System zur Positionsbestimmung“) und ist eine Erfindung der US-Militärs. Es besteht aus einem System von 28 Satelliten, die in einer Höhe von rund 20 Kilometern die Erde umkreisen und dabei ein Signal abstrahlen, das frei empfangen werden kann.

Das entsprechende GPS-Gerät vermag aus den empfangenen Signalen den jeweiligen Standort zu berechnen. Und zwar zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Mit einer Genauigkeit von etwa zehn bis 70 Metern. Zu wissen, wo man sich befindet ist Voraussetzung für die Beantwortung der Frage, wie man dort hin kommt, wo man hin will.

Viele Ausführungen

Das „beantworten“ die Geräte, die in vielerlei Ausführungen daher kommen: Fix ins Auto eingebaut als Autonavigationsgerät, als Einsteckkarte für den Laptop oder den PDA (Personal Digital Assistant), als Kombigerät von GSM-Handy und GPS-Empfänger oder – wie in unserem Test – als eigenständiges, tragbares Handgerät. Etwa in Format und Gewicht eines Handys und auch annähernd in dessen Preislage: Zwischen rund 200 und 550 Euro gilt es zu berappen, will man mittels GPS über seinen Standpunkt informiert sein. Womit wir wieder bei der Frage wären, wozu man das eigentlich wollen sollte. Hier einige mögliche Antworten:

Elektronischer Fremdenführer

Dass GPS-Empfänger über den Standort und die einzuschlagende Richtung zum Ziel informieren, haben wir schon gesagt. Manche Geräte können aber weit mehr: Hat man zum Beispiel das entsprechende Kartenmaterial einer Stadt oder Region in den GPS-Empfänger eingespeist (siehe „Kartenqualität“ in der Tabelle), vermag er auch gleich als elektronischer Fremdenführer zu fungieren, weist auf Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke hin oder leitet den Fremdling zur nächsten Apotheke, Werkstatt, Restaurant oder Hotel.

Natürlich beantwortet er auf Wunsch auch die im Minutentakt wiederkehrende „Papaaaa, wo sind wir jeeeeetzt und was ist das dort vorne für eine Burg?“-Frage des Nachwuchses am Rücksitz.  Praktisch ist diese „Auskunftsfunktion“ auch dann, wenn etwa der Reiseführer im Bus sein fundiertes Wissen über Land und Leute für sich behält, um stattdessen etwa ein Nickerchen zu machen.

Navigieren von Berg zu Berg

„Informieren“ ist also eine, „navigieren“ oder „dirigieren“ eine weitere Funktion der GPS-Wunderwuzis. So ist – wer zum Beispiel eine ausgedehnte Bergwanderung oder eine Tour mit dem Mountainbike plant – gut beraten, wenn er schon im Vorfeld seine gewünschte Route mittels „Wegpunkten“ festlegt. Das können markante Aussichtspunkte, die Almhütte, der Berggipfel sein.

Hilfe bei Schlechtwetter

Selbst bei plötzlichem Schlechtwetter- oder Nebeleinbruch und totalem Orientierungsverlust weiß man dann nicht nur, wo man sich im Moment befindet, sondern auch, welche Richtung man gehen muss, um das angepeilte Ziel sicher zu erreichen. Und sollte dies dennoch nicht möglich sein, vermag man zumindest dem Rettungsdienst auf einige Meter genau durchzugeben, wo man seiner Hilfe harrt. Natürlich nur, sofern man sich in einem Gebiet mit Funk- oder GSM-Handy-Versorgung befindet. Denn die GPS-Empfänger selbst können nicht „aktiv“ werden, es sind passive Empfangsgeräte. „Negativ ausgedrückt heißt das“ – formuliert ein Garmin-Händler humorig auf seiner Homepage – „dass der Wüstenreisende dank GPS genau weiß, wo er verdurstet, er kann mit GPS den kürzesten Weg zur nächsten Oase oder Brunnen finden, aber damit allein keine Hilfe rufen“.

GPS kann keine Hilfe rufen

Generell gesagt: GPS kann einem manches erleichtern, es ist aber kein Ersatz für das Erlernen herkömmlicher Navigationsmethoden zur See oder in der Luft; auch Wanderkarte und Kompass haben für den Fall des GPS-Systemausfalls (zum Beispiel dann, weil die Batterien leer geworden sind) nach wie vor ihren Stellenwert.

Memorieren, wo das Auto steht

Die dritte Funktion, das Memorieren, das Merken also: Schon mal in einer fremden Stadt das Auto irgend wo geparkt und im Anschluss an die Besichtigungstour stundenlang danach gesucht? Oder den Rückweg zum Bus-Treffpunkt vergessen? Mit GPS gibt man einfach die Parkplatz-Position ein, macht sich auf den Weg und lässt sich dann vom anderen Ende der Stadt wieder an den Ausgangspunkt „zurück dirigieren“.

Spurensuche zurück

GPS-Geräte merken sich aber noch mehr: Wer etwa auf Planung und Eingabe einer Wanderroute verzichtet hat und dann plötzlich irgend wo „in der Landschaft“ steht – vielleicht noch mit Schlechtwettereinbruch – den vermag die „TraceBack“-Funktion an seinen Ausgangspunkt zurück zu bringen, da jeder Schritt vom Beginn der Tour bis zum kritischen Punkt aufgezeichnet wurde; man geht einfach den Weg retour, auch wenn man sich nicht mehr an markante Wegpunkte erinnern kann.

Stößt man dabei unversehens auf ein Fleckerl im Wald, auf dem die Schwammerl dicht an dicht stehen – ein Knopfdruck genügt und man findet dieses Platzerl auch in der nächsten Saison mühelos wieder. Natürlich auch den zufällig entdeckten Super-Fischplatz, die verträumte Bucht, auf die man beim Segeltörn gestoßen ist.

Routen abspeichern

Kurz gesagt: Mittels GPS lassen sich einzelne Punkte eben so wie ganze Routen abspeichern und bei Bedarf daheim auch an den PC zwecks Archivierung – man will die Tour ja vielleicht wieder einmal machen – übergeben oder an Wander-, Mountainbike-, Segelfreunde als Tourenempfehlung senden.

Konkurrieren

Dies sind, wie gesagt, nur einige Anwendungsbeispiele. Mühelos könnte man Funktionen für Paragleiter und Drachenflieger, Offroad-Sportler und Reiter usw. anfügen. Der GPS-Einsatzfantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Und zumindest in manchen Bereichen ist es somit wohl doch mehr als nur „toys for boys“.

USA können es abschalten

So lange es aktiv ist. Denn prinzipiell können die US-Militärs GPS jederzeit global oder regional abschalten oder die Genauigkeit der Positionsangaben verschlechtern, auf dass (andere) Schurken(staaten) das Positionierungssystem nicht für dunkle Machenschaften nutzen. Diese US-Dominanz ist den Europäern ein Dorn im Auge, die deshalb intensiv an einem eigenen System namens GALILEO arbeiten, das mit einem Aufwand von 3,3 Milliarden Euro errichtet und im Jahr 2008 in Betrieb gehen soll. Die in unserem Test vorgestellten Geräte sollen jedoch auch dazu kompatibel sein, heißt es.

Alle "gut" oder "durchschnittlich"

Apropos Geräte: Wir haben uns in unserem Test auf die Prüfung der grundlegenden Funktionen – wie etwa die Genauigkeit und Zuverlässigkeit – konzentriert. Auch die Zeit, welche die Geräte brauchen, um ihre Satelliten zu finden und die eigene Position zu bestimmen (Kaltstart, Warmstart) waren von Relevanz. Alle schnitten mit „gut“ oder „durchschnittlich“ ab. Vor einer konkreten Kaufentscheidung sollte man sich jedoch über den primären Einsatzbereich des GPS-Empfängers im Klaren sein.

Verwendungszweck zählt

Denn keiner ist für alle gleich gut geeignet, es gibt durchaus unterschiedliche Schwerpunkte in den Ausstattungsdetails: Wer sich primär mit GPS-Unterstützung in die Lüfte begeben will, wird andere Features benötigen als jener, der GPS als Navigationsgerät auf dem Motorrad einsetzen möchte und dieser wieder andere als der Wassersportler. Hier gilt es unbedingt, den Rat des Händlers einzuholen und auch, sich die Funktionsweise des Geräts demonstrieren zu lassen. Denn eine Lernkurve, die deutlich über jener eines Handys liegt, haben alle. Auch die Preise für Zubehör – Landkarten, Kabel, Batteriesätze etc. – sollte man beim Kauf im Auge behalten, da diese teilweise erheblich sind.

Anbieteradressen

Garmin: puls electronik, Hauptstraße 12, A-8302 Nestelbach, (03133) 31 81-0

Magellan: Neufahrn - Professional Products Sales, Lilienthalstraße 14, D-85375 Neufahrn, (0049 8165) 64 79 30

Kompetent mit Konsument

Wofür brauchen Sie es? Beim Kauf sollten Sie sich über den primären Einsatzbereich klar sein, denn daraus ergeben sich die Anforderungen an die Ausstattung.

Erhöhte Sicherheit. GPS-Empfänger können die Sicherheit erhöhen. Persönliche Umsicht und Vorsicht bei Bergtouren, Segeltörns etc. können damit nicht ersetzt werden.

Teurer Spaßfaktor. Wenn es nur um den Spaß geht, ist dieser relativ teuer bezahlt. Für die Pfingstwanderung allein dürfte sich die Anschaffung wohl kaum lohnen.

Grundkenntnisse in Navigieren. Benutzer sollten Karten lesen und mit Kompass navigieren können.

So haben wir getestet

In einer internationalen Zusammenarbeit wurden 8 GPS-Handgeräte in der Preisklasse von € 210 bis € 555 getestet.

Navigation
In mehreren Messreihen wurde die Genauigkeit und die Zuverlässigkeit der Positionsbestimmung nach geografischer Länge, Breite und Höhe ermittelt.

Kartenqualität
Soweit vorhanden, wurde die Darstellung der Karten auf dem Schirm beurteilt.

Handhabung
Bewertet wurden die Zeit für Kalt- und Warmstart, die Bedienungsanleitung, die Bedienelemente, die Ablesbarkeit der Anzeigen, die Menüführung, das Eingeben von Wegpunkten und die Navigation, der Anschluss an PC und PDA und die mitgelieferte Software.

Betriebsdauer
Gemessen wurde die Betriebsdauer mit einem Batteriesatz oder einer Akkuladung.

Vielseitigkeit
Bewertet wurden die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und die Ausbaufähigkeit des Systems.

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