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DVD-Kauf - Wer hören will, muss lesen

„DVD“ – die Abkürzung steht für manch frustrierten Konsumenten mittlerweile für: „Das verdammte Ding“. Das mag hart klingen, ist aber oft verständlich.

Große Versprechen

Verspricht die Technologie der kleinen silbrigen Scheiben doch oft wesentlich mehr, als die im Elektronikmarkt aus dem Regal geangelte DVD inhaltlich tatsächlich zu bieten hat. Denn die Produzenten der „Digital Versatile Disc“ (was etwa so viel heißt wie: „digitale vielseitige Scheibe“, auch „Digital Video Disc“) nutzen eben diese potenzielle Vielseitigkeit nur selten auch wirklich aus. So wird daheim aus dem erwarteten Kino- oder Konzertsaal-Genuss oft beträchtlicher Frust. Mit ein Grund dafür ist die oft verwirrende Vielfalt von nicht eindeutigen Symbolen und Beschriftungen auf den DVD-Hüllen, die eigentlich vor dem Kauf darüber informieren sollten, was die DVD wirklich „kann“.

„Kleingedrucktes“ auf der Hülle

In Wahrheit ähneln diese „Hinweise“ aber nur allzu oft dem „Kleingedruckten“ in manch windigem Vertrag. Da man die Symbole nicht versteht oder schlichtweg nicht lesen kann (Lupe mitnehmen!), klaffen Erwartung des Konsumenten und Produktqualität häufig weit auseinander: DVDs sind überwiegend weit davon entfernt, das Potenzial des Mediums auch nur annähernd zu nutzen.

Wenig ausgreizt

So wäre es beispielsweise technisch durchaus möglich, einen Kinofilm mit bis zu acht(!) Stunden Länge mit acht Tonspuren und Untertiteln in bis zu 32 Sprachen und in erstklassigem Mehrkanal-Kinoton aufzuzeichnen. Die Auswahl verschiedener Kamerapositionen durch den Betrachter ist ebenso machbar wie Zusatzinformationen zum Movie in Bild und Text. Was der Konsument vorfindet, wenn er die – in der Regel mehrere hundert Schilling teure – Scheibe aus ihrer Zellophanhülle genestelt hat, ist dazu aber häufig so unterschiedlich wie der Flug in einem klapprigen Doppeldecker im Vergleich zum erwarteten Reiseerlebnis im Superjet. Einige Beispiele aus der Praxis:

  • Da beziehen sich die „sieben Sprachen“ auf der DVD der irischen Folkgruppe nicht etwa auf untergetitelten Liedtext („endlich einmal verstehen!“), sondern nur auf die wenigen Punkte der Menüführung!
  • Da besteht die Auswahl an Untertiteln auf der DVD der amerikanischen Rock-Oma gerade einmal aus „keine“ oder „japanisch“, und die Musik vom großen Livekonzert erschallt lediglich in Stereo aus den Boxen.
  • Kurios der Vermerk auf der Klassik-DVD, man könne in deren Genuss auch ohne TV-Gerät kommen: Sie enthält nämlich außer einer Auflistung der Titel keinerlei Bild vom Konzertereignis…
    Solche Beispiele gäbe es noch mehrere.

Hürdenlauf zum DVD-Genuss

Im schlimmsten Fall bleiben DVD-Player und Verstärker überhaupt stumm. Dann nämlich, wenn es dem DVD-Freund nicht gelingt, die an der Wiedergabe beteiligten Gerätekomponenten richtig aufeinander einzustellen. Der DVD-Player (das Abspielgerät) will in seiner (häufig unübersichtlichen und alles andere als selbsterklärenden) Menüführung ebenso penibel auf den Audioverstärker (mit seiner häufig unübersichtlichen und alles andere als selbsterklärenden Menüführung) abgestimmt sein wie die beiden ihrerseits mit den auf der jeweiligen DVD vorhandenen Audio- und Videoformaten. Tipp: Legen Sie sich sämtliche Bedienungsanleitungen zurecht!

Länder-Zonen

Als hätte es der Konsument damit nicht schon schwer genug, legen die Hersteller noch eins drauf: Sie haben die Welt in acht Zonen eingeteilt. Die für Zone 1 bestimmte DVD (USA) lässt sich somit nicht auf einem DVD-Player abspielen, der in Zone 2 (zu der Österreich gehört) erstanden wurde. Es sei denn, man lässt den DVD-Player vom Händler gegen einen satten Aufpreis von meist um die 1000 Schilling „codefree“ schalten. Doch selbst diese Möglichkeit könnte schon bald der Vergangenheit angehören: Mit dem neuen RCE-Verfahren („Regional Code Enhancement“) wird diese getätigte – und bezahlte – Freischaltung wirkungslos, wenn der DVD-Player nicht die Möglichkeit bietet, den geforderten Regionencode per Hand einzugeben, was bei vielen Geräten nicht möglich, in jedem Fall aber vom Handling her unsympathisch und aufwendig ist.

Störende Aufkleber

Last but not least der Handel: Er überklebt mit seinen Preisschildern die auf den DVD-Hüllen häufig genug ohnehin nur marginal vorhandenen Kennzeichnungen, die Auskunft über die zu erwartenden Features der Scheibe geben sollten. Da man die DVD aber im Laden nicht einfach aufreißen kann, kauft man damit die Katz im Sack. Hier sollte man auf der Entfernung störender Pickerl durch das Personal bestehen.

Die wichtigsten Angaben und ihre Bedeutung.

Audiokennzeichnungen

Dolby oder Dolby digital sagt alleine absolut nichts über die zu erwartende Klangqualität aus. Ob das Tonformat in 5.1-Kinoklang oder in vorsintflutlichem Mono aufgezeichnet ist, erkennen Sie an folgenden Bezeichnungen oder Symbolen.

Dolby Digital Mono

Dolby Digital Stereo

Dolby Digital Surround bedeutet: vier Kanäle aus fünf Lautsprechern, links, center, rechts und zwei hintere Lautsprecher (diese strahlen ein Monosignal ab)

Dolby Digital 5.0: fünf Kanäle über fünf Lautsprecher (die hinteren Lautsprecher strahlen ein jeweils unterschiedliches Signal ab)

Dolby Digital 5.1: wie Variante 5.0, aber plus einem zusätzlichen Basslautsprecher
für die tiefen Frequenzen (Subwoofer)

Dolby Digital 6.1: wie Variante 5.1, aber plus zusätzlichem hinteren Mittenlautsprecher.

PCM: unkomprimiertes Stereosignal

DTS (Digital Theatre System): Konkurrenzformat zu Dolby Digital 5.1, der Player muss aber für das Erkennen von DTS ausgerüstet sein. Unterschiede zu Dolby Digital 5.1 sind nur für geübte Ohren hörbar.

Dolby AC-3: komprimiertes Soundformat, das allein für sich genommen nichts aussagt, sondern nur in Zusammenhang mit zusätzlichen Symbolen.

Videokennzeichnungen

Anamorph bedeutet, dass der DVD-Player die Bildmaße dem TV-Gerät anpassen kann. Kein Verlust bei 16:9-Geräten, jedoch schwarze Balken oben und unten bei „normalen“ Fernsehern.

„Letterbox“ oder amorph bedeutet: Breitwandfilme erhalten auf 16:9-Geräten auf allen vier Seiten schwarze Balken; auf 4:3-Gerä- ten schwarze Balken oben und unten.

Pan & Scan: Aus dem Breitwandfilm wird ein Bildausschnitt „herauskopiert“ und flächenfüllend am 4:3-Gerät dargestellt. Damit fallen die schwarzen Balken weg, gleichzeitig aber auch Bildinformation an den Rändern.

„Widescreen“ und „geeignet für alle Bildschirmformate“ bedeutet häufig nur, dass etwa die Bildschirmmenüs im „Breitformat“ sind, der Film selbst kommt oft im Format 4:3 mit Balken daher.

Hinweis auf Umrechnungsfaktoren

4:3 ist normales Fernsehbild

16:9, auch 1,85:1 Breitbildformat

21:9, auch 2,35:1
Cinemascopeformat

Kapazitätsangaben

DVD 5: 1 Seite, 1 Schicht; maximal 4,7 GB an Ton-/Bildinformation

DVD 9: 1 Seite, 2 Schichten; 8,5 GB

DVD 10: 2 Seiten, 1 Schicht (richtige Seite einlegen!), insgesamt 9,4 GB

DVD 18: 2 Seiten, 2 Schichten (richtige Seite einlegen!), insgesamt 17 GB

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