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Computer-Betriebssysteme - Drei Welten

Das Ende von Windows XP sorgt nicht nur für verärgerte Nutzer, sondern wirft auch eine alte Frage wieder auf: Windows oder Mac? Manche meinen, die Antwort darauf laute Linux - ein Vergleich.

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Die Entscheidung für ein bestimmtes „Operating System“ (OS) ist nicht unwesentlich, hat es doch maßgeblichen Einfluss auf ­Design und Handhabung der darauf laufenden Anwendungssoftware. Und wenn sich das digitale Schalten und Walten zusehends online abspielt (Stichwort: Cloud-­Computing), ist auch das Betriebssystem selbst über vielzählige Hintergrundprozesse mit der Außenwelt vernetzt. Kurzum – das Betriebssystem wird zur digitalen Wahlheimat, die man nicht leichtfertig wieder aufgibt.

Ein neues Universum

Obwohl der Wechsel von XP zu einem modernen Betriebssystem selbst innerhalb der Windows-Welt den Eintritt in ein neues Universum bedeutet, macht Microsofts Marktdominanz die Entscheidung, sich bei der Gelegenheit gleich grundsätzlich umzuorientieren, nicht gerade einfacher. Windows bleibt auch länger­fristig das am weitesten verbreitete Betriebssystem und schöpft seine Vormachtstellung mit über 80 Prozent aus den Versionen XP, Vista, 7 und 8.

Apples Mac OS X erreicht bei wachsender Beliebtheit der hauseigenen Hardware einen Marktanteil von derzeit etwa 7 Prozent.

Eine noch kleinere Zahl der Rechner verrichtet ihre Aufgaben mit einer der zahlreichen Linux-Distributionen (= Softwarepakete). Allerdings zeigt sich das Potenzial und die Flexibilität von Linux bisher vor allem in dessen stetiger Verbreitung ­außerhalb der PC-Systeme: Bei Smartphones und Tablet-PCs kommt vornehmlich das auf Linux basierende Android-Betriebssystem zum Einsatz, das mit Google über einen ­mächtigen Unterstützer verfügt.

Immenses Angebot für Windows

Wer hat, dem wird gegeben – deswegen ist das Angebot für Windows heutzutage immens und Microsofts Fokus auf Office-­Anwendungen und die Spieleindustrie lässt viele Bewohner der Windows-Welt sich dieser treu ergeben fühlen. Nur ein paar Querdenker und Design-Enthusiasten – so scheint es – scheuen keine Mühen bzw. Kosten, um sich außerhalb dieses Territoriums anzusiedeln.

Betriebssysteme (Bild: Hellen Sergeyeva, Panya ST/Shutterstock.com; Montage: Erwin Haberl/VKI) 

Bekannte Programme für alle Systeme

Bekannte Programme für alle Systeme

Bei genauerer Betrachtung finden sich sehr wohl auch hier viele Programme mit Migra­tionshintergrund: Von Google haben der Chrome-Browser, der Picasa-Fotomanager und etliche Dienstleistungsanwendungen Einzug gefunden. Adobe bietet gängige Werkzeuge für Desktop-Publishing, Bild-, Video- und Audiobearbeitung (allesamt ebenso für OS X erhältlich), und aus dem Apfelland selbst kommt der Medienspieler iTunes.

Freie Software wie der Browser Firefox und der E-Mail-Client Thunderbird von Mozilla oder der VLC-Mediaplayer sind nicht nur ­bei vielen Linux-Distributionen inkludiert, sondern erfreuen sich auch unter Windows und OS X großer Beliebtheit. Als freie Alter­nativen zum MS-Office-Paket stehen OpenOffice und LibreOffice für alle Betriebs­systeme zur Verfügung.

Spielehersteller und Vertriebsplattformen wie Valves Steam sind drauf und dran, ihren Markt auf OS X und Linux auszuweiten; ­junge Unternehmen wie der Cloud-Service Dropbox oder der Musik-Streaming-Dienst Spotify fühlen sich schlichtweg überall gleichermaßen zu Hause.

MS-Office oft schwer durch freie Software zu ersetzen

Trotz alledem – wer zwecks geschäftlichen Austausches auf komplexe Excel-Tabellen, PowerPoint-Präsentationen oder die Aufgaben­verwaltung mit Outlook angewiesen ist, hat es nicht leicht, diese Programme zu ersetzen. Viele große Unternehmen bauen ihre Infrastruktur auf Microsofts Lösungen auf, und je mehr man auf derartige Funktionen ange­wiesen ist, desto schwieriger wird es, aus der Reihe zu tanzen.

Wer indes einen isolierten Heimarbeitsplatz betreibt oder damit leben kann, dass die eine oder andere Formatierung eines Fremddokuments anders dargestellt wird, kann sich bei Alternativen womöglich sogar besser aufgehoben fühlen, denn selbst innerhalb der MS-Office-Büroumgebung läuft nicht immer alles glatt – etwa, wenn Dokumente aus alten Tagen ihre unver­fälschte Wiederherstellung verweigern.

Offene Standards

Offene Standards wie z.B. das OpenDocument-Format (ODF) setzen sich hingegen langfristig durch und sind auf allen Plattformen verwendbar. Selbst Microsoft hat mittlerweile darauf reagiert und diesen offenen Standard in seine Office-Pakete integriert.

Linux für ältere Rechner

Linux für ältere Rechner

Ein großer Vorzug bei Windows ist die Unterstützung von Neugeräten bis zu einem Alter von ca. 2 Jahren. Für eine Linux-Installation ist es hingegen empfehlenswert, im Vorfeld darauf zu achten, ob entsprechende Geräte-Treiber verfügbar sind. Eine Fünf-Tasten-Maus oder ein Multifunktionsgerät etwa sind nicht selbstverständlich lauffähig.

Andererseits sind mit Linux meist problemlos auch ältere Geräte zu betreiben, für die es oft keine aktuellen Windows-Treiber mehr gibt. Das macht Linux für all jene interessant, die XP aus Sicherheitsgründen aufgeben möchten, aber nicht bereit sind, nur aufgrund des Betriebssystemwechsels die komplette noch funktionierende Hardware zu ersetzen. Das betrifft nicht zuletzt auch den Rechner selbst.

Man kann davon ausgehen, dass Linux auf (fast) jedem Gerät läuft, auf dem bisher XP installiert war, während die ­Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Voraussetzungen für eine aktuelle Windows-Installation nicht mehr gegeben sind.

Mehr Kontrolle und Anpassungsmöglichkeiten

Generell bietet Linux mehr Kontrolle und ­Anpassungsmöglichkeiten: Die Desktop-Umgebung ist flexibel, d.h. das „Look and Feel“ der grafischen Benutzeroberfläche kann den eigenen Bedürfnissen (und denen der Hardware) entsprechend ausgesucht werden.

Äußerst populär: Ubuntu

Für Linux-Einsteiger empfiehlt sich das äußerst populäre Ubuntu, das Langzeit-Support-Versionen und eine rege Nutzergemeinschaft aufweist. Im Gegensatz zu den üblichen Dreißig-Tage-Testversionen bei mit Windows bestückten Komplettsystemen wird man mit einem reichhaltigen Angebot freier (sprich: kostenloser), aber voll funktionsfähiger Anwendungen belohnt.

Auf Hardware abgestimmt

Auf Hardware abgestimmt

Werfen wir noch einen kurzen Blick in das Apple Universum, wo einem ein Rundum-Sorglos-Paket versprochen wird. Das Software-Angebot kann sich sehen lassen und deckt die üblichen Anwendungsbereiche von Haus aus ab. OS X läuft nicht zuletzt deshalb so stabil, weil es auf die Apple-Hardware zugeschnitten ist und dadurch Konfigura­tions- und Kompatibilitätsprobleme erspart. Allerdings setzt auch Apple auf einen ­raschen Wechsel und relativ kurze Supportzeiten für seine Betriebssysteme.

Die angenehmen Seiten sind ein geringer Wartungsaufwand und die hohe Bedienungsfreundlichkeit, die man aber bei Anschaffung des Mac-Rechners entsprechend bezahlen muss. Immerhin – Apples Betriebssystem und Office-Anwendungen sind seit Ende 2013 ­unentgeltlich, während Microsoft seine Preismodelle für Windows- und Office-Lizenzen weiterhin sehr differenziert ausgestaltet.

Bei Linux erübrigt sich der Anschaffungspreis; hier bezahlt man höchstens mit dem zeit­lichen Aufwand bei etwaigen Installationshürden. Einen ersten Linux-Besuch vollzieht man übrigens am besten über eine Live-CD bzw. den Start vom USB-Stick (nähere Infos unter www.ubuntu.com).

Sicherheitslücken, Hackerangriffe

Alle Betriebssysteme bieten ein hohes Maß an Sicherheit und ganz allgemein lässt sich sagen: Sicherheitslücken gibt es überall und am besten geschützt ist jenes System, das man zu bedienen versteht. Windows ist aufgrund seiner Popularität nach wie vor das Hauptangriffsziel für Hacker, die Sicherheitsmechanismen von Windows 7 und 8 sind mittlerweile jedoch mit jenen von Linux und OS X vergleichbar.

Microsoft und Apple warnen vor unsignierter Software und versuchen überdies, die Benutzer in ihrem „Walled Garden“ zu halten, indem sie mit AppStore (OS X) bzw. Windows Store (Windows 8) Vertriebsplattformen anbieten, auf denen das Angebot einer vor­herigen Kontrolle unterzogen wird. Ganz entgegen solch restriktiven Ansätzen (oder besser gesagt: Geschäftsmodellen) gibt es insbesondere für Linux-Systeme zahlreiche nicht-proprietäre Software, deren Quellcode öffentlich zugänglich und somit transparent und sicher ist.

Fazit

Fazit

Am Ende sei ein metaphorischer Vergleich ­erlaubt:

  • Die Windows-Mall ist bequem zu erreichen und eigentlich vermisst man dort nichts. Lediglich Windows 8 dürfte aufgrund ­seiner neuen Bedienoberfläche nicht jedermanns Geschmack sein. Für das immer noch beziehbare Windows 7 ist ­immerhin ein Mindesthaltbarkeitsdatum bis 2020 angegeben. Es ist somit bei einem Com­puter-Neukauf eine recht gut verträgliche Alternative für XP-Umsteiger.
     
  • Das Apple-Restaurant bietet schickes ­Ambiente und eine anständige, übersichtlich gestaltete Speisekarte; die Preise sind entsprechend gehoben.
     
  • Wer sein Gericht lieber eigenhändig zu­bereiten möchte, sucht sich seine Zutaten auf dem Linux-Markt aus. Selbst gekocht schmeckt es ja bekanntlich am besten.

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